Es herrschte Stille zwischen ihnen beiden. Kydora blinzelte einen Moment.
Nach einem Sturm, herrschte immer Stille.
Sie sah nachdenklich zur Seite, die Schultern gestrafft. Vanions Worte taten weh. Doch sie blieb aufrecht, sank nicht in sich zusammen, wie sie es einst getan hätte. Sie nahm die Worte an, hörte ihnen zu.
Da war es... Dieses Gefühl des Bedauerns, dass sie sich hatte gehen lassen. Ihr Blick ging zu Vanion und eine leichte Härte lag in ihm.
"Ich habe niemals die Gemeinschaft abgelehnt. Und wenn du denkst, dass eine Mitgliedschaft allein bedeutet, ob man Teil einer Gemeinschaft ist oder nicht... dann weiß ich nicht ob wir auf der selben Grundlage denken. Eine Gemeinschaft beschränkt sich doch nicht auf ... Grenzen."
Sie seufzte. Was brachte es, über seinen Schatten zu springen... darüber zu reden, was einen bewegte, wenn man dann doch nur wieder erklärt bekam, wie die Welt angeblich wirklich war. Hier in den Geschäften der Bordelle hatte Kydora endlich einen Platz gefunden, eine Aufgabe in der sie gut war. Kontakte pflegen... Informationen handeln. All das schien ihr wahrlich zu liegen. Doch wirkte es für andere scheinbar wie davon laufen. Weil sie nicht das tat, was andere erwarteten.
Und Trauer? Sie trauerte doch schon lange nicht mehr... Für Trauer hatte sie keinen Platz.
Ihr Blick musterte Vanion... musterte den Ritter vor sich, der schlichtweg in einer anderen Welt als sie lebte. Sie hätte es einfach nicht ansprechen sollen. Es hätte sicherlich weniger Leid verursacht.
Und dann neigte sie vor dem Ritter den Kopf. Wie, um ihren Dank auszudrücken. Ihre blauen Augen suchten wieder seinen Blick als sie den Kopf wieder hob und ihre Stimme klang etwas belegt, als sie zu sprechen fortfuhr.
"Ich danke dir für deine Worte. Es wäre gelogen, würde ich sagen, dass sie nicht schmerzten. Doch ein Geschwür herauszuschneiden ist ebenfalls schmerzvoll und doch heilsam und notwendig." Sie holte Luft. "Ich bin keine Bürde. Ich bin keine Last." sprach sie nun mit etwas festerer Stimme. "Ich weiß das und wenn du mir zugehört hättest... Ich sagte, dass ich fürchte als solches dahingestellt zu werden. Ich selber weiß schon länger, was ich kann. Worin ich gut bin..." Ja das wusste sie... und sie wusste auch, dass es Personen gab, die das ebenfalls sahen.
Ein leichtes Funkeln gesellte sich in ihren Blick doch war er schon mit dem nächsten Blinzeln wieder fort.
Wie sie alle immer meinten zu wissen, was Kydora tat oder nicht tat... Wie sie sie einfach immer noch wie die kleine Wilde behandelten. Ihr sagten, was sie angeblich fühlte. Was sie angeblich durchmachte.
"Ich danke dir für diesen Augenblick... hier. Lange habe ich in der Windstille verharrt und meinen Platz gefestigt. Aber es ist Zeit, dass ich mich wieder leiten lasse und meinem Instinkt folge. Es tut mir aufrichtig Leid, dass ich dir wehgetan habe. Es war einer Vorsicht geschuldet, größeres Leid zu verhindern. Doch ich sehe, dass das falsch war."
Erneut nickte sie ihm zu.
"Ich wünsche dir auf deinem Weg alles Gute, Vanion." Ein zuversichtliches Lächeln zeigt sich auf Kydoras Lippen. "Wenn wir uns das nächste Mal begegnen, werde ich gefestigter sein und auch die letzten Zweifel werden fortgeweht sein."