"Vorlautes Etwas!"
rief die Alte ihr hinterher bevor sie grummelnd wieder in ihrem Verschlag neben dem Tor verschwand. Man konnte es kaum glauben, aber sie schien in den letzten Monaten noch grummeliger geworden zu sein, als ohnehin schon. Warum Jelena sie weiterhin in dieser Position beschäftigte schien allen ein Rätsel zu sein, aber wie so oft im Kontor akzeptierte man einfach den Willen seiner Herrin.
Der Innenhof des Kontors war geschäftig: der Herbst hatte Einzug gehalten und mit ihm kamen die letzten Karavanen aus dem entfernten Osten, beladen mit Gewürzen und Spezereien, bevor die Stürme eine Passage durch die Eisebenen östlich von Andarra unpassierbar machten. Der Rothornpass würde noch länger passierbar sein, aber spätestens mit dem ersten Schnee im November waren auch diese Wege versperrt und so häuften sich die Kaffeelieferungen in diesen Wochen besonders.
Eigentlich ließ Jelena den Kaffee immer via Schiff nach Stejark liefern und hatte auch eigens einen Ableger des Kontors dort eröffnet, aber durch die Befehderei und die diversen Grenzübergänge zwischen Stejark und Fanada lohnte es sich nicht den gesamten Bedarf von Norden nach Süden transportieren zu lassen.
Also kamen diverse Ladungen aus dem Südwesten über Land und die Lagerhäuser des Kontors barsten vor Kaffeesäcken bis sie in die umliegenden Kontore abverkauft wurden.
All das führte dazu, dass der Geruch von frisch geröstetem Kaffee wie ein wohlriechender Nebel über dem gesamten Stadtviertel lag und für viele Nachbarn erst richtig die kalte Jahreszeit einläutete.
Der Innenhof war eine große, freie Fläche, begrenzt durch eine kleine Koppel und die Gebäude des Kontors, bis auf eine Ausnahme: mitten drin stand ein Pflaumenbaum und darunter war eine Bank, die gerade zu zum sitzen und ausruhen einlud. Eigentlich wäre es klüger gewesen den Baum zu fällen, um eine große, ebene Fläche zu erhalten, aber jedes Mal wenn jemand mit dieser Idee zu Jelena kam, bekam er einen vernichtenden Blick zur Antwort. Die paar armen Irren, die das Thema immer noch nicht ruhen lassen konnten, wurden schließlich irgendwann zur Seite genommen und bekamen nur einen Satz gesagt:
"Gerhardt liebte das Pflaumenmus."