"Herr, die Gefangenen sind fort. Wir sollten nun auch aufbrechen."
Vanion wirkte abwesend, während der Gardist Bericht erstattete.
Die letzten Tage waren von harter Arbeit geprägt gewesen. Nachdem die Feste gefallen war, musste noch vieles geregelt werden. Der Erbgraf, Rutger, hatte sich schon bald wieder aufgemacht, und mit ihm war ein Großteil der gräflichen Truppen gezogen. Vanion war zurückgeblieben.
"Ja, ja ... macht, was Ihr sagt!"
"Äh ... mein Herr?"
Der Gardist schaute verwirrt drein, verbeugte sich dann und schritt davon.
Vanion holte tief Luft. Endlich war er allein. An diesem diesigen, traurigen Tag wirkte die Vergangenheit näher als je zuvor. Dunkle Wolken kündigten ein Wetter an, dass auch vor einem Jahr geherrscht hatte. Und so setzte er sich nun hin, an das hölzerne Pult, das in der Kammer stand, die er bezogen hatte. Dort lag ein blasses Stück Papier bereit, bewacht von Feder und Tinte.
Ein Jahr ist es her. Ein ganzes Jahr, in dem du im Kreise deiner Lieben bist. Ein Jahr, in dem so Vieles geschehen ist. Lass mich dir davon erzählen.
Er schrieb. Und schrieb und schrieb und schrieb.
Umsichtig löschte er die Tinte ab, als er fertig war. Sorgfältig faltete er die Seiten, dann tropfte er blutrotes Siegelwachs darauf. Mit festem Griff drückte er den Schwan hinein. Dann legte er den Brief in eine kleine Kiste. Es sollte der erste von vielen sein.