Autor Thema: Nach dem Melekahrt.  (Gelesen 33456 mal)

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Offline Keks

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Nach dem Melekahrt.
« am: 13. Mär 20, 21:38 »
Erschrocken fuhr Keks aus dem Schlaf hoch! Die Schatten hatten erneut nach ihr gegriffen und dabei hatte sie doch extra mit ihren Freunden Alkohol getrunken, um in einen ruhigen Schlaf zu sinken. Als sie an ihre Freunde dachte, verzogen sich die Schatten und ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Lasaras unbeschwertes Lachen, Maeves warme Hand auf ihrer, Falks Enthusiasmus, das Lied zu singen.
Das Lied – ihr hatte doch tatsächlich jemand ein Lied geschrieben! Und das nur, weil sie ihrer Aufgabe nachgegangen war. Wer hätte nicht seinen eigenen Schutz aufgegeben, um am Boden liegende Verletzte zu heilen, Yanis hätte es getan. Und ihr liebster Schamane Falk, der Yanis wieder ein Stück lebendig machte und der den Verlust erleichterte, wurde auch im Lied verewigt.
Und Vanion hat eine eigene Passage. Vanion – ihr Lächeln wurde breiter, als sie daran dachte, wie der stolze Ritter seine einstmals enge Freundin Anders beiseite nahm. Und das gemeinsam von ihnen gesungene Lied! Menschen müssen ihre Augen einfach manchmal aufmachen und dann erneut öffnen. Außerdem müssen Menschen der Liebe erlauben, ihr Herz zu führen. Erleichterung durchströmte sie: Augenscheinlich hatte sie ihre Fähigkeit, Menschen zum Nachdenken anzuregen und Frieden zu schließen, noch nicht ganz verlernt.
Sie griff nach ihrem Wasserglas und eine kalte Woge ging durch ihren Körper. Sie hatte noch immer eine Aufgabe und konnte noch immer wirksam sein. Auch wenn sie das nun über zwei Jahre hinweg nicht mehr geglaubt hatte. Der Moment, in dem die Dämmerungsalben sie bedroht, ihr das Amulett abgenommen und ihr aber erlaubten, die Verletzen zu versorgen, hatte sie nur den Wunsch, dieser unfassbar großen Erschöpfung zu entfliehen, indem sie endlich für immer einschlief.
Als Vanion sie befreite, wollte sie der Verzweiflung nachgeben. Aber er ließ das nicht zu. Das ist wohl das, was Ritter tun. Sie bewahren einfache, gemeine Menschen davor, den Glauben zu verlieren. Er hatte ihr das Leben gerettet, obwohl sie sich eigentlich überhaupt nicht kannten. Und dann gab er seinen eigenen Schutz auf, damit sie in der Burg Verletzte heilen konnte. Er hätte das zwar vermutlich für jeden getan, aber nichtsdestoweniger war sie ihm dankbar.
Als Keks näher darüber nachdachte, kam ihr in den Sinn, dass er sie ein zweites Mal rettete, indem er sie in die Burg schickte, um auszuruhen. Sie würde niemals wieder zögern zu gehen, wenn einer der Ritter etwas sagen würde. Arius hatte schon Recht, das war gefährlich. Und ein drittes Mal stand er ihr bei: Er sagte zu ihr, dass es sich lohnte weiter zu leben. Wieso konnte sie das von einem fast Fremden annehmen, aber nicht von Freunden? Vermutlich weil Freunde einander die ärgsten Kritiker sind oder man annimmt, dass sie nicht objektiv sind. Außerdem spendete er ihr den Segen seiner Göttin kurz vor dem Angriff auf dem Burghof. Der Tsa hatte das sicherlich gefallen.
 Und dann gab es noch einen Moment: Der Moment am Lagerfeuer, als er ihr etwas anvertraute und sie…
Keks schlug sich gegen die Stirn. Hatte sie ihm echt ihre Geschichte erzählt? Tsa sei Dank war Eljas in der Nähe gewesen. Der Prinz - das Gesicht von Vanion war unbezahlbar. Eigentlich sollte sie noch einmal mit ihm reden, schauen, ob es ihm gut ging. Seine Verletzungen waren heftig und er hatte viel Blut verloren. Und vernünftig würde er ja ohnehin nicht sein. Da war er vermutlich genauso wie alle anderen.
Zügig stand sie auf, zog ihr buntes Tuch enger um sich, packte Heilkräuter, Salbe und frische Verbände ein und ging, um Vanion zu sehen. Sie hatte tatsächlich einige Stunden geschlafen.
« Letzte Änderung: 13. Mär 20, 21:44 von Vanion »
Kekse und Frieden

Offline Vanion

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Antw:Nach dem Melekahrt.
« Antwort #1 am: 13. Mär 20, 21:52 »
Diese Burg war seltsam. Die Morgensonne, die ihre Strahlen auf die schrägen Dächer, dicken Mauern und auch mitten in den Innenhof warf, konnte ihn da nicht beirren. Die letzten Tage waren anstrengend gewesen. Eine magenumdrehende Schiffahrt, ein langer Marsch durch dunkle Wälder, und dann - dann waren sie der Dämmerung begegnet. Kein unbekannter Feind für den Herrn Ritter und seine engonischen Freunde, aber das machte diese Gestalten nicht angenehmer. Und dann? Welchen Preis hatten sie hier bezahlt? Welches Übel in Kauf genommen? Vanion hatte rasch verstanden, welcher Art diese Schwarze Gilde war, was für eine Art Magie sie praktizierten. Sie taten Dinge, die Vanion nicht gutheißen konnte, und so hatte er sein Gewissen beruhigt: Sein Schwert hatte den Feind gestraft und sein Schild hatte die Freunde geschützt. Im Grunde war das ganz einfach gewesen.

Und doch war Baron Norwin von Grünwasser, auf dessen Gesuch sie überhaupt hierhin gekommen waren, tot. Sein Leichnam längst verbrannt und die Asche in alle Winde verstreut. Wie es sich geziemte, war Vanion mit der Sonne aufgewacht und hatte seine ersten Worte an die Herrin Lavinia gerichtet, die ihm nun fern schien, die gewiss über Engonien wachte. Aber hatte sie wirklich nur das getan? Er ließ den letzten Abend noch einmal Revue passieren. Keks - diese Tsa-Anhängerin, hatte dafür gesorgt, dass Vanion auf Anders zugegangen war. Dass er gesagt hatte, was längst überfällig war - und obgleich Anders die Notwendigkeit seiner Handlungen nicht verstand und vielleicht nie verstehen konnte, hatte Vanion doch das Gefühl gewonnen, dass ein Stück der alten Vertrautheit zurückgekehrt war. Er erinnerte sich an den Ritter aus den Flusslanden, den er fast gefordert hätte, weil er Anders für das scheinbar freche Lied hatte züchtigen wollen.

Als er nun endlich auf den Innenhof trat, ohne das Blut und den Schmutz und den Schlamm vom Vortag, da schien ihm, als lägen die Ereignisse der letzten Tage schon weit zurück. Allein sein an diversen Stellen schmerzender Körper und der ein oder andere Verband erinnerten ihn daran, dass es noch einige Tage dauern würde, bis er sich auf den Weg machen würde. Das Tor war von den Kriegern Melekahrt besetzt, und es herrschte reger Betrieb. Viele derer, die er kennengelernt hatte, machten sich nun auf, um zurückzukehren, wo immer sie hergekommen waren.

Pflichtschuldig humpelte er in Richtung Tor, um sich zu überzeugen, dass alles in Ordnung war, dass man wachsam war, dass er hier nicht mehr gebraucht wurde und guten Gewissens etwas Ruhe suchen konnte, da erblickte er eine vertraute Gestalt, die bunt wie eine Wildblumenwiese gekleidet war.
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Offline Keks

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Antw:Nach dem Melekahrt.
« Antwort #2 am: 13. Mär 20, 22:15 »
Keks betrat den Burghof und sog langsam und tief die kühle Luft ein. Die Ereignisse der letzten Nacht schienen fern zu sein.
Sie blickte umher und sah das rege Treiben am Tor. Zügig kehrte sie zurück zu ihrem Zimmer, holte ihre Keksdose, um den Menschen dort eine kleine Stärkung anzubieten.
Um ein Haar hätte sie das vergessen. Was für ein Mist.

Als sie die Treppe hinunter zum Tor steigen wollte, sah sie Blut auf den Steinen. Vanions. Zerstreut schüttelte sie den Kopf. Was nahmen die Menschen nur auf sich mit ihren Schwertern und Schilden in der Hand.
Ein weiterer Gedanke schoss ihr durch den Kopf: Larodar! Er wollte weder Dank und irgendeine Entlohnung dafür, dass er ihr geholfen hatte, ihren neuen Freund zu retten. Das müsste sie ihm aber noch irgendwie vergelten.
Es ärgerte sie immer noch, dass sie nicht zur Stelle sein konnte, als er Hilfe brauchte. Es waren gefühlt viel zu wenig Heiler und Heilerinnen anwesend.
Sie würde hier später schrubben.

"Guten Morgen ihr Lieben", mit einem herzlichen Lächeln begrüßte sie die Wachen am Tor.
"Hier ist eine kleine Stärkung für euch! Später hole ich euch gerne heiße Getränke.
Aber zunächst mal wollte ich euch fragen, ob irgendjemand einen neuen Verband braucht oder etwas gegen die Schmerzen, die euch in der Nacht zugefügt wurden."
Es tat ihr gut, sofort aktiv zu werden und die dunklen Ereignisse zu vergessen. So ganz hatte sie es ohnehin nicht verstanden. Irgendeine schwarze Gilde, die dunkle Magie betrieb, offener Krieg mit den Dämmerungsalben und drei Rituale, die gleichzeitig abgehalten werden sollten.
Nunja...als Heilerin hatte sie sowieso kaum Zeit, sich anderem zu widmen. Was vielleicht auch gut so war.

Von hinten ertönte eine Stimme: "Guten Morgen! Sie bringt und Kekse und wahren Frieden.."
Falk kam gerade aus dem Wald zurück. Dieses Lied würde sie in Ehren halten und einfach jedem unter die Nase reiben, dass man ihr eins widmete. Eine kurze Melodie am Sorgen war immer gut!

"Achja, das Lied...ich wollte ja nach Vanion gucken. Hat irgendjemand den Ritter gesehen?" Sie blickte sich suchend um. Und da humpelte er aufs Tor zu.

"Wusste ich es doch. Er gönnt sich natürlich keine Pause, sondern fragt jetzt gleich vermutlich, ob er helfen kann!" Unwillkürlich schnellte ihre Augenbraue nach oben. Die Menschen lernen eben nie. "Verdammt, er ist gestern fast mehrfach in meinen Armen gestorben. Ich musste wirklich mein gesamtes Wissen und Können anwenden, um ihn zu retten. Und nicht mal das wäre ausreichend gewesen."

Zügig schritt sie auf ihn zu, wollte ihn eigentlich schellten und musste dann doch grinsen. Wie schön, dass er aufrecht ging.

"Guten Morgen mein Freund! Hast du gut geschlafen? Lass mich doch mal deine Wunden nachversorgen"
Kekse und Frieden

Offline Vanion

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Antw:Nach dem Melekahrt.
« Antwort #3 am: 13. Mär 20, 22:22 »
"Ich ... Guten Morgen!"

Vanion konnte nicht anders, als zu schmunzeln. Keks wirkte geschäftig. Hektisch. Flatterhaft, würden böse Zungen sagen. Er schüttelte den Kopf, aber er lächelte dabei. "Ich wollte nachsehen, ob nun alles in Ordnung ist. Gestern Abend hab' ich noch eine Weile mit Arius gesprochen. Er sagte mir, dass, nachdem ich ... nicht mehr streiten konnte, ein großer Sieg errungen wurde." Etwas zerknirscht und deutlich leiser sagte er: "Wohl ohne mich, wie es scheint."

Er erkannte endlich, dass man ihn am Tor überhaupt nicht brauchen würde, und er entspannte sich. Um ihn herum hatte man gefeiert, er selbst war auch guter Dinge gewesen, aber nun ließ ihn der Gedanke, wem sie hier geholfen hatten, nicht los. Es ärgerte ihn, aber er musste sich eingestehen, dass er ziemlich zerschlagen war, und so ließ er zu, dass Keks ihn langsam wieder in Richtung der Räumlichkeiten bugsierte, und tat lediglich so, als würde er sich dagegen wirklich wehren. "Die Kräuterumschläge, die du gemacht hast, müssen erneuert werden, glaube ich. Wenn niemand da ist, der deine Hilfe dringender braucht, könntest du vielleicht wirklich nochmal nach ihnen sehen?"
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Offline Keks

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Antw:Nach dem Melekahrt.
« Antwort #4 am: 13. Mär 20, 22:48 »
Keks lächelte. Männer waren wohl so und Ritter ganz besonders. Bloß keine Schwäche zeigen.

Vorsichtig hakte sie ihn unter und sie gingen gemeinsam los. Scheinbar verlegen suchte sie nach Worten: "Du...also was ich dir sagen will..." Dann blieb sie stehen, drehte sich zu ihm um und schaute Vanion geradewegs in die Augen.
"Du warst gestern nicht mehr beim finalen Schlag dabei. Aber das ist nicht wichtig. Denn den Sieg haben wir alle gemeinsam errungen. Die, die ritualisiert haben, die die gekämpft haben, die, die geheilt haben, die, die ihre guten Gedanken gesendet haben. Wen kümmert es, dass du nicht bis zum Ende gestritten hast.
Du, mein Freund, bist in meinen Augen der allergrößte Sieger von allen. Denn deine Schlacht war die härteste, die es gestern zu schlagen galt. Du hast mit dem Tod selbst gerungen.
Dein Körper ist unter meinen Händen fast gestorben, aber dein Wille ist stark geblieben. Er hat sich an Personen und Gedanken festgehalten, die du liebst.
Der Herr Boron musste dich frei geben, weil die Tsa dich ihm entrissen hat. Und ohne dich, hätte ich den Kampf um dein Leben verloren."

Noch bevor er antworten konnte, hakte sie ihn erneut unter und sie setzten sich langsam in Bewegung.
"Außerdem hast du gestern das getan, was jeder Ritter tun sollte: Du hast für diejenigen gestritten, die selber nicht kämpfen können. Für mich. Du hast mich viermal gerettet. Und das kann ich dir nie vergessen, ob wir nun gesagt haben, wir sind quitt oder nicht."

Dann schaute sie im Hof umher, grüßte weitere Personen und bugsierte Vanion langsam zu seinen Gemächern.
Sie band sich die Haare hoch und konzentrierte sich darauf, die Verbände zu wechseln. Lediglich ein Augenflattern verriet, dass die Heilung noch eine ganze Weile dauern würde.

Kekse und Frieden

Offline Vanion

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Antw:Nach dem Melekahrt.
« Antwort #5 am: 13. Mär 20, 22:58 »
Vanion wurde nicht oft rot, aber mit soviel Lob konnte er nicht umgehen. So - gar nicht. Keks' Worte brachten die Erinnerung zurück, als er auf der Schwelle gewesen war, und er mühte sich, das wieder zu verdrängen. "Was ich getan hab, war der kleinste Beitrag zu einem großen Ganzen, wie du ganz richtig sagst." Er zuckte leicht, als sie sich an die Verbände machte, aber es schmerzte längst nicht so sehr wie noch gestern.
"Was ich tu, tu ich seit einer Weile. Ich hoffe, dass meine Taten nicht vergessen werden und dass Baron Norwin -", er hielt kurz inne und berichtigte sich, "- wer auch immer ihm nachfolgt, nicht vergisst, was ein Ritter aus Voranenburg und für ihn getan hat. Doch du übertreibst - maßlos. Du warst es, die mein Leben gerettet hat. Ich bin dir zu Dank verpflichtet - dir, und der Herrin Lavinia, die gewiss gelächelt hat und sich gedacht hat, dass es noch zu früh für mich ist."

Vanion ließ nicht zu, dass Keks dieses Thema vertiefte. Es gehörte sich nicht, soviel Lob zu hören und anzunehmen, fand er. Schließlich hatte er, kaum zwei Jahre war's her, genug Zeit in einem gewissen Laviniakloster verbracht, um sich der Tugend der Demut zu widmen. "Ich hoffe nur, dass Larodar nichts Schlimmes fordern wird. Du weigerst dich, mich das begleichen zu lassen, und ich konnte ihn ebensowenig davon überzeugen wie dich. Du bist schrecklich stur!"

Der Ritter war noch nicht so recht einig mit sich selbst, ob Keks das Beste - oder das Schlechteste in ihm zum Vorschein brachte. "Als ich dich kennengelernt hab, da war das erste, was du zu mir gesagt hast: 'Du bist der, von dem Marius immer erzählt!'. Mit dir hat mich ein Teil meiner Vergangenheit eingeholt, der sehr lange her ist. Marius würde mich heute nicht wiedererkennen, und nach all dem, was du mir erählt hast, frag ich mich, ob er dich wiedererkennen würde. Da ist soviel in dir, was mich an Anders erinnert. An die Welt, die keine Stände kennt. Das ist nicht länger meine Welt, fürchte ich."
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Offline Keks

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« Antwort #6 am: 13. Mär 20, 23:18 »
Keks atmete tief durch. Was jetzt kommen würde, wäre schmerzhaft. Sie musste das Bein noch einmal nachrichten und die Schiene etwas anders anlegen.
Also entschied sie sich, einen rauheren Ton anzuschlagen und ihm nichts vom bevorstehenden zu sagen.
Denn obwohl sie das Gespräch emotinal mitnahm, war sie in erster Linie gerade Heilerin.
"Erstens: Ja, ich bin stur. Sonst wäre ich nicht mehr am Leben.
Zweitens: Also ob ich nicht Recht hätte mit dem Sieg, den du errungen hast.
Und drittens: Gerade in diesem Moment sind alle Stände aufgehoben!"
Und mit einem Ruck richtete sie sein Bein.

Dann lächelte sie ihn an.
"Atme, atme ganz in Ruhe ein und aus."
Sie tupfte ihm die Schweißperlen von der Stirn.

"Ich mache dir einen Vorschlag. Wir beide sprechen nicht mehr von der Vergangenheit. Marius und ich haben uns lange nicht gesehen. Außerdem ist es gut, dass Menschen sich verändern. Du hast dich sicherlich genauso verändert, wie es gut ist. Viele erkennen micht nicht mehr und dennoch bin ich noch die, die ich war. Neuanfänge können nämlich nur geschehen, wenn Altes transformiert wird.
Apropos Anders: Ich freue mich, dass ihr euch wieder angenähert habt!
Ich habe mir echt Sorgen um sie gemacht, als sie in meine Arme gestolpert ist. Sie war total kaputt. Fast wie du. Aber sie hat noch geatmet und war wach. Also war sie nicht ganz so kaputt. Aber ziemlich. Also wenn ich euch jetzt vergleich würde..." Keks lachte auf. "Ohweh...jetzt geht es los! Komm, Vanion. Lass uns noch mal in den Hof gehen.
Und..." Hier wurde ihr Blick sehr ernst und streng: "Gönn dir ein paar Tage Ruhe. Wenn du wieder ganz gesunden möchtest und kampffähig werden magst, hälst du dich strikt an meine Anweisungen.
Es nützt niemandem, wenn du  künftig nur noch halb einsatzfähig bist.
Die nächste Woche hast du absolutes Kampfverbot und musst dich mindestens heute und morgen mit gutem Essen und Pausen erholen.
Für die Schiffsreise kann ich dir etwas mitgeben, dass dich schlummern lässt. Vielleicht überstehst du sie dann besser.
Und jetzt muss ich mich um andere kümmern."
Mit diesen Worten ging sie aus der Tür.

Kurz darauf steckte sie noch einmal den Kopf herein und sagte: "Vanion. Auch wenn wir uns nicht so gut kennen, ich betrachte dich als Freund."

Dann ging sie wieder. Aber nocheinmal kam sie zurück: "Und: Hör auf mich! Es bekommt ja gerade kein anderer mit!"

Kekse und Frieden

Offline Vanion

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Antw:Nach dem Melekahrt.
« Antwort #7 am: 14. Mär 20, 00:16 »
Vanion biss die Zähne zusammen, als Keks (schon wieder) irgendwas an seinem Bein tat. Er hasste das aus tiefstem Herzen. Lorainne hätte über ihm gestanden und ihn ausgelacht, und sie hätte ihn gescholten, weil er sich so dumm angestellt hatte. Er wusste, er brauchte die Hilfe und die Heilung, aber zur Untätigkeit verdammt zu sein, das stand einem Ritter nicht gut an. Er atmete tief durch, wie Keks es ihm geraten hatte, und während das Pochen in seinem Bein langsam nachließ, hörte er ihr nur mit einem halben Ohr zu - und schon wackelte sie davon.

"Ich -"
Keks verließ den Raum.
Keks kam wieder herein.

"Du -"
Keks verließ erneut den Raum.
Keks kam wieder herein.

"Keks!!"
Vanion keuchte, als er laut wurde, und seine Stimme war gereizt. Ihm schien es gelungen zu sein, die sprunghafte Frau zumindest für einen Moment aufzuhalten. Alles Mögliche ging ihm durch den Kopf, aber nun war vor allem eines wichtig. In wieder ruhigem Tonfall sagte er:
"Stand ist kein Kleid, das man an- oder auszieht, wie es einem passt! Das darfst du nicht vergessen. Du sprichst von der Courtois - von dem angemessenen Benehmen, einer Höfigkeit. Das war eines der Probleme, das ich mit Anders hatte. Sie hat sich einmal von hinten an mich heran geschlichen und mir Kuchen in den Mund gesteckt, während ich mich in einem Gespräch mit Edlen befand!"

Einen Moment musste er grinsen, aber er fing sich sofort wieder. Das war schließlich nicht lustig und er war ein Ritter.
"Immer, wenn du versucht hast, mich von einem Kampf abzuhalten, hab ich gedacht, sie steht vor mir. Sie kann das nicht. Sie kann nicht dabei zusehen, wie ihre Freunde verletzt werden, oder schlimmer, einander verletzen. Sie - sie geht kaputt an dem, was sie tun muss, um ihre Freunde zu schützen. Ich ... ich hatte gehofft, dass du einmal mit ihr sprechen kannst. Ihr seid euch in gewisser Weise sehr ähnlich, und vielleicht könnt ihr einander etwas geben, was weder Edler noch Gemeiner euch geben kann. Ich kann sie vor Schwertern und Äxten und Speeren schützen, aber ihre Seele vermag ich nicht zu verteidigen. Sie gibt sich auf, fürchte ich, Stück für Stück für Stück, und versteht nicht, warum wir Menschen einander ständig schlimme Dinge antun."

Mit einem Mal sah der Ritter blass aus, erschöpft, und auch müde. Man sah ihm an, dass es ihn einiges kostete, so offen zu sein, abseits des Standes, den er bekleidete.
"Sie hat mehr Ehre im Leib als mancher Ritterbruder, ist tapferer als viele Krieger. Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal über - ausgerechnet - einen Kender sage. Nur ist sie so kindlich und unschuldig - zumindest ist sie das einmal gewesen. Sie kann sich das nicht bewahren, fürchte ich, und das wird sie umbringen, bis sie nur noch einen leeren Körper zur Schau trägt und irgendwann einfach tot umfällt."

Vanion vergrub das Gesicht in den Händen. "Ich kann vieles. Kämpfen, Männer in den Kampf führen, ich kann tanzen, gute Rede führen - aber hier bin ich so machtlos wie ein Blinder und Tauber und Stummer." Dann hob er den Kopf und sah Keks ins Gesicht. "Geh, kümmere dich um die anderen. Ich komme gleich nach, wenn mein Bein mich nicht mehr anschreit und ich mit etwas Würde diese Kammer verlassen kann. Ich versteh schon - du glaubst, ich weigere mich, Schwäche zu zeigen. Aber meinesgleichen muss nun einmal Vorbild sein, mit Herz und Verstand. Sieht man die Schwäche eines Ritters, wie soll man ihm dann folgen, sich von ihm inspirieren lassen? Lorainne hat diese Kunst zu einer Meisterschaft gemacht. Sie konnte noch so zerschlagen sein, sie hat es sich nicht anmerken lassen und streng dafür gesorgt, dass all die Schwachen vor ihr versorgt wurden. Und ich sitze nun hier, umsorgt von dir, während andere gewiss noch bluten und leiden. Sieh nun nach diesen. Wir sehen uns gleich im Hof. Vielleicht ist dann auch Anders wieder aufgetaucht. Falk hab ich jedenfalls schon gesehen."
« Letzte Änderung: 14. Mär 20, 00:21 von Vanion »
"LARP ist nicht ein Hobby, es sind mindestens acht oder so. Ich betreibe etwa fünf davon." RalfHüls, LarpWiki.de

Offline Keks

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Antw:Nach dem Melekahrt.
« Antwort #8 am: 14. Mär 20, 10:07 »
Keks hielt inne, atmete tief durch. Kurz spielte sie mit dem Gedanken, Vanion tatsächlich alleine zu lassen und sich um andere zu kümmern. Es fiel ihm gewiss nicht leicht, sich ihr anzuvertrauen. Und garantiert hatte er nicht ein Wort von dem gehört, was sie gesagt hatte.
 Sie seufzte, drehte sich um, schloss die Tür und lächelte ihn an.

"Thomar ist auch schon auf, er wird sich um die anderen kümmern. Du bedarfst der Fürsorge gerade mehr. Und damit meine ich nicht die Versorgung deiner Wunden." Sie ging zu den Fensterläden und stieß sie auf. Kaltes Sonnenlicht fiel herein.

"Ich werde dir jetzt etwas erzählen. Unabhängig von deinem Stand.
Aber zuvor: Ich weiß sehr wohl, dass Stand kein Kleid ist, das man einfach so ablegen kann.
Gestern hast du meinen letzten Vertrauten kennen gelernt, der mich noch kannte, als ich noch nicht auf den Wegen der TSA gewandert bin.
Wie kommt ein Prinz dazu, ein enger Vertrauter von einem gemeinen Mädchen zu sein, die anscheindend von der Wirklichkeit entrückt ist?
 Wir lernten uns kennen in Melekahrt, auch auf einer Burg und fochten gegen den Stillstand. Später reisten wir dann gemeinsam nach Mithrasphera, unterstützen Freunde von uns in ihrem Massagehaus und verhandelten um Menschenleben.
Wir trafen nie als Herrscher und Dienerin aufeinander, sondern immer als gleichberechtigte Reisegefährten aus unterschiedlichen Ländern dieser Erden.
Viele Gefahren meisterten wir und ich vertrieb einen dunklen Schatten aus seinem Leben. Er war da, als mein Licht, meine Vertraute, verschwand. Wir verankerten uns gegenseitig in diesem Leben.
Aber sollte er jemals seinen Thron besteigen, wird zwar unser Band bestehen, aber niemals werde ich seine Autorität vor anderen in Frage stellen. Denn in meinen Augen ist er edel und würdig, einer zu sein, der andere lenkt.
Auch Berengar von Thurstein ist jemand, dem ich mich anvertraue und, wenn er es denn forderte, unterordnen würde. So läuft die Gesellschaft von Menschen nunmal.
Aber jeder, egal ob von Stand oder nicht, muss seinen Wert zeigen. Und das höchste Gut ist es, andere zu schützen.
Also gehörst auch du dazu. Habe keine Sorge, dass ich das nicht anerkenne oder dich vor anderen bloßstelle. Zweimal habe ich diese Grenze fast überschritten, das wird nicht wieder passieren."

Keks drehte sich um und ein verschmitzes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als sie sich neben das Bett setzte.

"Das Grinsen habe ich übrigens ganz genau gesehen! Ein bisschen was von dem alten Vanion steckt wohl noch in dir!"

Dann wurde sie wieder ernst. "Anders...gestern sind wir gemeinsam um einen Kristall herum getanzt und gerannt. Das war sehr lustig! Und wir haben ihn mit unserer Energie und unserer Freude geschwächt.
Sie ist eine Kenderin, für sie dreht sich die Welt anders als für uns Menschen.
Warum sind es eigentlich unsere menschlichen Maßstäbe, die wir als Urteilsgrundlage nutzen?
Vielleicht täte es uns hin und wieder gut, die Welt mit den Augen einer Kenderin zu erblicken.
Wenn du möchtest, rede ich mal mit ihr und versuche, ihr neue Hoffnung aufzuzeigen. Tatsächlich habe ich etwas, dass ihr vielleicht Freude bereiten könnte."

Keks stand auf. "Ruh dich noch etwas aus und komme dann nach. Ach...und Vanion..." Ihr Blick wurde streng und sie vergewisserte sich, dass er ihr in jedem Fall zuhörte. "Wenn du wieder ganz gesund werden möchtest, darfst du eine Woche lang nicht kämpfen oder dich übermäßig anstrengen. Heute und morgen solltest du dich erholen und pausieren. Das fällt dir sicherlich schwer, aber es nützt niemandem und dir am allerwenigsten, wenn du künftig nicht mehr 100% geben kannst. Bis später!"

Und sie ging in den Hof, um Falk zu suchen.

Kekse und Frieden

Offline Vanion

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Antw:Nach dem Melekahrt.
« Antwort #9 am: 16. Mär 20, 20:46 »
"Ich werde mich schonen, keine Sorge."
Vanion ließ nicht erkennen, was er über die Worte dachte, die Keks gesprochen hatte, und als sie den Raum verlassen hatte, da sann er noch eine Weile darüber nach.
An der Tsa-Anhängerin war mehr, als das bloße Auge sehen konnte. Allein ihre Worte vom gestrigen Abend, die wenigen Andeutungen über ihre Vergangenheit, der Umgang, den sie pflegte - all das waren sehr deutliche Anzeichen eines bewegten Lebens. Und hatte sie nicht sogar angedeutet, dass sie auch einmal Stand und Titel bekleidet hatte?

Eine ganze Weile fragte er sich, was wohl dahinter für eine Geschichte stecken würde. Wie kam man zu einem Namen wie "Keks"?

Mutter Lavinia, du sendest mir immer wieder neue Wunder.

Dann endlich entspannte er sich und dachte nicht mehr an die Dämmerung, an Keks, an seine Wunden und seine Pflichten. Er gönnte seinen Augen einige wenige Sekunden Entspannung, während er sich auf die Bettstatt legte und die Hände hinter dem Kopf verschränkte. Zumindest war das sein Plan, aber als er eine halbe Stunde später aufwachte, hatte er geträumt - von Falken und Schwänen und einem Tanz.
« Letzte Änderung: 16. Mär 20, 23:50 von Vanion »
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Offline Falk Jares

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Antw:Nach dem Melekahrt.
« Antwort #10 am: 16. Mär 20, 21:14 »
Falk lag im Hof, mitten auf dem Platz. Seine Gliedmaßen hatte er weit von sich gestreckt, als wolle er versuchen so viel Kontakt mir dem Boden wie möglich zu haben. Die Augen hatte er geschlossen und atmete Tief ein und aus. Er spürte immer noch die ganze Luft in sich, nicht etwas wie mit einem aufgeblähten Bauch nach zuviel gutem Essen sondern in ihrer puren Form wie sie jede Faser seines Körpers durchdrungen hatte. Er hatte am Vortag sehr viel Luftmagie gewirkt....viel mehr als er es sonst gewohnt war. Aber immer noch besser Luft als Feuer. Aber jetzt brauchte er wieder einen Ausgleich. Erde....ein gutes Gefühl. Er ließ die letzten Tage in seinem Kopf Revue passieren. Er lag fast an der Stelle an der Mäh gestern gelegen hatte, als sie ihre Schwerster betrauerte. Wie kann ein so fröhliches Wesen so viel Trauer empfinden, sein Magen krampfte als er daran dachte. Fröhliche Wesen die traurig sein.....Keks...er dachte an den Vorabend. Was war nur mit ihr passiert. Er hatte schon länger das Gefühl das irgendwas mit ihr war, sie hatte öfter diese Momente. Aber das am Vorabend, das hatte ihn sehr erschrocken. "Sie bringt und Kekse und wahren Frieden...." bei den Elementen, er konnte kaum einen ruhigen Gedanken fassen. Er breitete sich noch weiter auf dem Boden aus.
"Immer diese Kreiszieher...."

Offline Keks

  • Touridämon
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Antw:Nach dem Melekahrt.
« Antwort #11 am: 16. Mär 20, 21:28 »
Keks eilte auf den Hof hinaus. Vanion war schon ein toller Mensch. Ein bisschen verquer und kompliziert, aber sie mochte ihn. "Hoffentlich heiratet er seine Liebe mal bald, ich glaube, das täte ihm wirklich gut."

Auf dem Hof angekommen, schaute sie sich kurz um, orientierte sich und überlegte, wo sie Falk finden könnte.
Mit ihrem Freund wollte sie kurz sprechen, ehe sie beginnen würde, den Boden zu schrubben.
Nach einigem Suchen fand sie ihn, platt auf dem Boden liegend, die Gesichtszüge entspannt. Ein friedlicher Anblick. Eine Welle der Zuneigung erfasste sie: Wie konnte jemand so intensiv eins sein mit der Natur? Es erinnerte sie an Yanis und wie sie gemeinsam in ihrem Hain auf dem Boden gelegen und in den Himmel gestarrt hatten.

Ganz vorsichtig und so ruhig wie möglich trat sie an Falk heran. "Guten Morgen, mein Freund!" Langsam ließ sie sich neben ihm nieder. "Wie geht es dir?" Sie streckte ihre Gliedmaßen von sich. Das tat gut. Sie war doch sehr verspannt. So viele Menschen hatte sie schon ewig nicht geheilt. Und ihr Geist war müde.

"Hey du...wir sind zusammen in einem Lied! Ist das nicht toll? Eigentlich möchte ich gerade nur die Augen schließen, mit dir hier liegen und die Erde genießen." Sie atmete tief ein.
"Aber: Wir haben viel zu tun! Hilfst du mir? Gerade war ich bei Vanion. Hoffentlich schläft er etwas. Er ist schon arg in Mitleidenschaft gezogen worden.
Was ist denn eigentlich mit dir?"
Kekse und Frieden

Offline Anders

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Antw:Nach dem Melekahrt.
« Antwort #12 am: 16. Mär 20, 21:39 »
Das Wasser war eisig.

Mit zitternden Fingern tauchte Anders den Lappen erneut in den munter glucksenden Bach zu ihren Füßen. Mittlerweile spürte sie die Kälte nicht mehr, ihre Finger waren ganz taub. Das wiederum führte zu einem merkwürdigen Gefühl, als sie den nassen Lappen kurz darauf auf ihre geschundenen Rippen legte. Als würde die Hand nicht ihr gehören. Als wäre noch jemand hier. Aber sie war allein. Die Kälte fraß sich durch das dumpfe Brennen und Pochen, welches von dem diffusen Muster aus tiefem Lila und Purpur empor stieg. Fast war es so als klopfe ihr Herz von innen gegen ihre Brustkorb um heraus zu finden, ob die diversen Kräfte die ihr Gestern erneut Leben eingehaucht hatten gute Arbeit geleistet hatten.

Immerhin bewegten sich ihre Rippen nicht mehr in alle möglichen Himmelsrichtungen und ihr Magen war auch abgeschwollen. Doch trotz all der Fürsorge hatte sie heute morgen beim Erwachen diesen riesigen Teppich über ihren gesamten Oberkörper vorgefunden. Etwas das sie still dazu bewegt hatte, sich heimlich davon zu stehlen um den Bach hier aufzusuchen.
"Danke das du mir gestern geholfen hast Askar. Ich kann mich nicht genau erinnern was passiert ist, aber ich konnte spüren das du da warst. Und ich habe dich heulen hören. Und du auch dir Tsa. An deine Hilfe kann ich mich besser erinnern. Danke das du bei Keks bist und auf sie aufpasst. Ihr beide wart es richtig? Und du... Erde? ich weiß nicht genau wer Falk hilft. Ahh.."

Sie ließ ab von dem Bach und zog die Tunika wieder runter, ehe sie die Hände unter die Achseln steckte und sich zusammen kauerte bis das Gefühl zurück kehrte. Ein brennendes Kribbeln. Ein bisschen war das wie sich  selbst umarmen. Gestern Nacht hatten definitiv mehrere Götter ein Auge auf sie gehabt. So eng war es schon lange nicht mehr gewesen. Seit dem Schiff damals nicht. Zitternd griff sie nach ihrer Wolltunika und zog sie sich mit zusammen gebissenen Zähnen über den Kopf. Den anderen musstes noch schlimmer gehen. Aber immerhin hatten sie Rüstungen gehabt. Das hatte sie beschützt. Vorsichtig kramte sie in ihrer Ledertasche und zog die große Muschel hervor. Sorgsam verteilte sie die Salbe zunächst auf ihren Händen und dann unter Hemd und Tunika auf ihrer Haut. Es tat immer noch weg, aber das war gut. Das hieß es heilte. Sie hob den Blick und schaute den Berg hinauf zur Burg und lauschte. Die Dämmerung hatte sich seit gestern nicht mehr blicken lassen auch die Kristalle waren nicht mehr da. Trotzdem war sie vorsichtig gewesen, keine Spuren zu hinterlassen auf ihrem Weg zum Bach. Und sie würde auch jetzt vorsichtig sein.
Sie durfte ihrer Familie nicht schon wieder Sorgen bereiten.

Vorsichtig kam sie auf die Füße und begab sich langsam auf den Rückweg. Immer den steilen Hang hinauf bis zur Mauer des Kräutergartens über die sie heute Morgen geklettert war. Sie atmete langsam gegen den Druck an. Immer einen Schritt nach dem anderen, nicht zu schnell bewegen. Irgendwo zwitscherten Vögel. Wie schön. Unterhalb der Mauer zum Kräutergarten wuchsen die ersten Schneeglöckchen. "Na gut geschlafen?", Anders strich ihnen behutsam über die schneeweißen Köpfchen. Hier im Schatten der Mauer verharrte sie für einen Moment.
War sie bereit wieder in die Burg zu gehen? Einen Moment horchte sie in sich hinein. Ja es würde gehen. Einen Moment dachte sie an viele schöne Dinge, bis das Lächeln auf ihr Gesicht zurück kehrte. Dann kletterte sie über die Mauer des Kräutergartens und betrat kurz darauf den Burghof. Von dort hörte sie bereits Keks helle Stimme und als sie über die letzte Stufe spähte, die hinab zum Kräutergarten führte, konnte sie auch Falk wie einen neuen Berg im Hof liegen sehen. Lachen tat weg, deshalb unterdrückte sie das Kichern so gut sie konnte und setzte sich still auf die Treppe um die beiden eine Weile zu beobachten. Dannach würde sie sich Frühstück besorgen und heißen Tee.
Das Wasser war wirklich eiskalt gewesen.
~~~~~~Der Wächter La Follyes ~~~~~~

Nur im Dunklen kann man Glühwürmchen beobachten.

Offline Falk Jares

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Antw:Nach dem Melekahrt.
« Antwort #13 am: 16. Mär 20, 21:43 »
Falk lächelte als sich Keks ihm näherte. Sie hatte ihren ganz eigenen Gang an dem er sie erkannte. Als sie sich neben ihn legte und ihn ansprach öffnete er die Augen und drehte den Kopf zu ihr. "Luftig, aber ansonsten geht es gut. meine Knochen tun weh, es war wirklich anstrengend gestern, aber wenigsten sind die Wunden wieder verheilt. Wie geht es dir? Du musst auch ganz erschöpft sein? Ein Wunder dass du dennoch so voller Tatendrang bist. Was möchtest du denn tun, wobei ich dir helfen soll. Ach ja, und wenn ich auch mal ein Auge auf Vanion werfen soll und den Heilprozess ein wenig beschleunigen soll, sag mir einfach bescheid.
Wieder streiften seine Gedanken hinweg, er dachte an die Kämpfe, an das viele Blut das geflossen war, der Kopflose Baron, es war als würde man viele Bilder wie an einer kette an seinem inneren Auge vorbei ziehen. Fast schon wurde ihm schwindelig. Er drückte seine Hände auf den Boden, als wolle er sich festhalten. Er hatte immer noch einen kleinen Kater, nicht vom Alkohol, den trank er schließlich nicht, nein diese Reise war so anspruchsvoll, dass er tatsächlich geschafft hatte jeden Funken Magie aus seinem Körper zu zaubern, das hatte er lange nicht geschafft. Und auch wenn er davon nicht mehr umkippte, wie es viele andere Wirker taten, so war das Gefühl am nächsten Morgen doch nicht erstrebenswert.
"Immer diese Kreiszieher...."

Offline Keks

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Antw:Nach dem Melekahrt.
« Antwort #14 am: 16. Mär 20, 21:52 »
Keks wollte gerade etwas erwiedern, da bemerkte sie, dass sich Falks Hände tiefer in den Boden drückten. "Das muss ein anstrengender Gedanke sein", dachte sie bei sich und legte ihre Hand vorsichtig auf die seine.
Gestern floss noch soviel Magie durch ihre Hand hindurch. Wenn sie sie heute betrachtete, sah sie nur rote Haut, ein Indiz für arbeitende Hände.
"Ich weiß gar nicht so genau, wie das gestern eigentlich funktioniert hat. Durch meine Hände ist Magie geflossen, es war, als ob das Lebenselixier selbst durch meine Venen rann.
Ich fühle mich benommen, müde, erschöpft.
Nein, ich bin eigentlich ganz gewiss nicht voller Tatendrang."

Ganz vorsichtig, um nicht durch hektische Bewegungen die friedliche Stille zu zerbrechen, kuschelte sie sich enger an Falk. "Weißt du was? Wir können noch eine Weile hier liegen bleiben. Der Vanion hält das schon aus. Lord Grusel hat ihm außerdem geholfen. Naja...eigentlich hat er mir damit geholfen, weil er gesehen hat, wie verzweifelt ich um dessen Leben gekämpft habe. Aber an Larodar möchte ich nicht denken."

Sie schloss ihre Augen, sog den Duft der Erde ein, spürte den Wind in ihrem Gesicht und die Sonne ihre müden Lider streicheln. Sie genoss die Nähe zu ihrem Freund.
Dann wanderten ihre Gedanken zu Anders...

"Oh weh!" Keks fuhr hoch! "Falk,  hast du Anders gesehen? Ich wollte noch nach ihr schauen! Sie war doch auch so schwer verletzt, aber ich wurde irgendwann abgelenkt. Bei allen Göttern, nicht, dass ich sie im Stich gelassen habe!"

Hektisch schaute sie sich im Hof um.
Kekse und Frieden