Bevor Rania antwortet, betrachtet sie die Priesterin mit voller Ehrfurcht und bemerkt in diesem Augenblick die Schönheit der Frau gegenüber und erwidert das Lächeln der Priesterin.
Dennoch fühlt Rania sich noch ein wenig eingeschüchtert, aber sie weiß, dass sie keine Angst zu haben braucht.
" Ja", antwortet Rania nun endlich, "bitte erzählt mir von eurer Göttin. ich war lange auf Reisen und einige zeit alleine, ich hatte nie eine Person, die ich einen Freund nennen konnte und habe Dinge getan, um zu leben. Doch dieses Leben wurde mir zuwider und ich begab mich auf eine Reise. Ich wuchs Gottlos auf und weiß nicht, wofür man die Götter braucht. Vollbringt der Mensch, oder der Magier oder Priester nicht seine Taten aus eigener Kraft? Handelt der Mensch nicht so, wie er es für Richtig hält? Lange zeit ließ ich mich nicht von dieser Meinung abbringen, sogar meine geliebte Elfe, die einzige Freundin, die ich jemals hatt, konnte mich nicht von ihrer göttin oder ihrem Glauben überzeugen. Dies Gespräch führte ich ebenfalls mit Damian.
Erst als er mir die Macht Alamars zeigte, begriff ich, dass es noch etwas höheres und mächtigeres gibt, als der Mensch selbst. Mir wurde bewusst, das der Mensch und ganz besonders die Priester, die überbringer der Götter sind.
geben die Götter auch Botschaften an die Menschen wieder?
Es fällt mir schwer, all dies zu begreifen, ich weiß doch nichts über Götter und ihre Macht... Doch weiß ich jeztz, dass es sie gibt. Aus meinen Gesprächen mit Damian erkannte ich, dass in jedem Mensch ein Gott oder Göttin innewohnt. Ich bin hier, um euch zu fragen, ob es Lavinia ist, die mich lenken kann und nach deren "Gesetze" ich leben kann.
Bitte sagt mir, wieso lohnt es sich, sein Leben einem Gott zu widmen? Damit der Mensch selber Macht erhält?
Damian riet mir, mich an euch zu wenden. Diesen Rat nahm ich dankend an, vielleicht finde ich auch bei euch die Antwort, weshalb es sich zu leben lohnt?
Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als einen Platz, den ich auch mein zu Hause nennen kann, denn ein zu Hause hatte ich nie. Bisher waren die Straßen mein zu Hause..."
Alle Fragen, die seit Tagen in Ranias Kopf gehaust hatten, waren mit einem Male gestellt. Sie hatte so schnell geredet, dass sie bezweifelte, dass die schöne Priesterin ihr folgen konnte.
Einige Tränen funkelten in Ranias Augen und sie bemühte sich, diese unauffällig wegzuwischen, denn nie weinte sie in der öffentlichkeit. Rania hatte einst gelernt, dass weinen ein Zeichen von Schwäche ist. Sie wollte nicht schwächer sein, als sie sowieso schon war.
In diesem Moment muss sie an ihre Elfe, ihre Freundin denken, die sie immer beschützt hatte und für sie da war, wenn es ihr schlecht ging. Nur bei Lalaith konnte sie weinen und fühlte sich sicher und geliebt.
Doch auch die Gegenwart von Damian mag Rania sehr. Denn er hatte ihr Freundlichkeit gegenüber gebracht, obwohl er weiß, was sie war und behandelt sie dennoch mit Höflichkeit.
Rania stand da und sah der Priesterin in die Augen und wartete ungeduldig, bis diese endlich antwortet.
Wieso war sie so angespannt? Rania versteht sich in diesem Moment selber nicht, doch sie wünscht sich die Antworten auf all ihre Fragen...