Autor Thema: Die Taverne an der Stadtmauer  (Gelesen 15434 mal)

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Offline Jelena

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Die Taverne an der Stadtmauer
« am: 14. Apr 09, 08:25 »
Es war kurz nach Einbruch der Nacht als Jelena in der kleinen Seitengasse ankam, in der sich die windschiefen Häuser mit dem Rücken an die Stadtmauer anlehnten. Diese Straßenzüge hatten bereits bessere Tage gesehen, aber es war bei weitem nicht so schlimm, wie in der Nähe der Viehmärkte, wo man um diese Uhrzeit als Frau nur mit Bewaffneten durchreiten konnte.
Die Heilerin lenkte ihre Stute mit leichter Hand und blieb in einiger Entfernung ihres Zieles im Schatten eines Gebäudes stehen, um sich die alte Taverne genau zu besehen.
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Offline Münster

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Re: Die Taverne an der Stadtmauer
« Antwort #1 am: 14. Apr 09, 12:16 »
Das Haus sieht unbewohnt aus und nur das halb zerfressene Holzschild über der Tür zeugt noch von seiner früheren Verwendung als Taverne. Während Jelena das Haus beobachtet, regt sich nach wenigen Minuten plötzlich ein Schatten hinter einem der oberen Fenster. Nur ganz kurz, doch lange genug, um ihr aufzufallen, schiebt sich eine Gestalt an den halb verschlossenen Läden vorbei. - Dann ist wieder alles ruhig.

Es vergeht eine knappe Stunde ohne dass sich etwas im Hause regt, als schließlich eine klapprige Kutsche vorfährt und vor dem Haupteingang hält. Der Kutscher ist von Kopf bis Fuss in graue, wetterfeste Kleidung gekleidet, die nur einen schmalen, t-förmigen Schlitz für Augen, Mund und Nase frei lässt. Behände springt er vom Kutschbock, während sich die Tür der Taverne quietschend öffnet. Ein Lichtkegel fällt auch die Kutsche, deren Ladung aus einem Dutzend eisenbeschlagener Fässer besteht. Der Kutscher beginnt diese abzuladen und rollte sie Stück für Stück ins Haus dessen Inneres von dem grellen Leuchten der Sturmlaterne unkenntlich gemacht wird.

Nachdem alle Fässer ins Haus gebracht wurden, schwingt sich der Kutsche zurück auf seinen Bock und macht, das er davon kommt. Hinter ihm schließt sich knarzend die Türe der ehemaligen Taverne.
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Offline Jelena

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Re: Die Taverne an der Stadtmauer
« Antwort #2 am: 14. Apr 09, 13:11 »
Jelena bewegte vorsichtig ihre steif gewordenen Knochen und verfütterte einen Apfel an ihr Pferd, während sie den Sitz ihrer Dolche überprüfte. Sie vergewisserte sich, dass all die kleinen Überraschungen, die sie vorbereitet hatte, griffbereit waren und hoffte, dass Auranius nicht eingeschlafen war.

Andererseits... ich habe auch keinen Plumps gehört... dachte sie mit einem kleinen Lächeln zu sich selbst und straffte die Schultern, bevor sie auf die Taverne zuschritt. Sie klopfte an und verschränkte die Arme in ihren weiten Ärmeln.
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Offline Auranius

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Re: Die Taverne an der Stadtmauer
« Antwort #3 am: 14. Apr 09, 15:09 »
Auranius war die ganze Zeit hinter ihr und beobachtete Jelena. Die Gestalt hinter den Läden war ihm entgangen und er wartete noch einen kurzen Moment bis er zu ihr sprach.
"Warten wir jetzt auf eine Audienz, oder gehen wir da jetzt rein?"
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Offline Jelena

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Re: Die Taverne an der Stadtmauer
« Antwort #4 am: 14. Apr 09, 16:01 »
"Ich weiß, dass jemand da ist, also warten wir noch ein wenig. Schließlich soll niemand sagen, wir seien unhöflich!"
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Offline Auranius

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Re: Die Taverne an der Stadtmauer
« Antwort #5 am: 14. Apr 09, 16:09 »
"Natürlich, bevor sie uns ohne abendessen ins Bett schicken." Er setzte einen leicht genervten Gesichtsausdruck auf und lehnte sich gegen die Hauswand während sie weiter warteten.
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Offline Münster

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Re: Die Taverne an der Stadtmauer
« Antwort #6 am: 14. Apr 09, 21:07 »
Ein kurzes Rumpeln ertönt aus dem dunklen Gebäude. Dann öffnet sich die Türe langsam aber stetig. -
Als sie eine Armlänge geöffnet ist, fällt plötzlich der Lichtkegel einer Sturmlaterne nach draußen und blendet Jelena für den Moment.

Kurz darauf ertönt eine tiefe, ihr bekannte Männer(Zwergen-)stimme von jenseits des Lichtes: "Was willst Du denn hier?!" -

Derweil fällt ein Schatten auf Auranius, der noch immer in der Gasse hockt. Irgendwo weiter oben auf dem Dach der nahestehenden Gebäude sind zwei Gestalten aufgetaucht, die ihn argwöhnisch beobachten.

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Offline Jelena

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Re: Die Taverne an der Stadtmauer
« Antwort #7 am: 14. Apr 09, 22:14 »
"Nimm das Licht aus meinem Gesicht und lass mich rein!" antwortete Jelena genauso charmant und schob Robert zur Seite.
"Wenn du meinst mit meinen Büchern Schindluder betreiben zu können, dann darfst du dich nicht wundern, wenn ich auf der Türschwelle stehe!"
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Re: Die Taverne an der Stadtmauer
« Antwort #8 am: 15. Apr 09, 00:17 »
Anders als sonst bei mancher Gelegenheit lässt Robert Jelena dieses Mal nicht vorbeimarschieren. Vielmehr schaut er sie unter zusammengekniffenen Augenbrauen heraus an und streckt ihr einen warnenden Finger entgegen, noch ehe sie die Schwelle übertreten kann.

"Dieses Mal nicht Jelena!", spricht er mit leiser, tiefer Stimme. "Zu gegebener Zeit werde ich dich vielleicht einweihen, aber bis dahin sollte dir reichen, dass es um sehr, sehr wichtige Dinge geht! - Und was deine Waren angeht, so gib einem von Richards Leuten das Siegel und die Rechnung! Er wird schon bezahlen! Soll er in diesem verfluchten Krieg doch auch mal etwas tun, außer in diesem verfluchten Stadtmoloch zu hocken!"
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Re: Die Taverne an der Stadtmauer
« Antwort #9 am: 15. Apr 09, 00:37 »
Jelena blieb stehen, zog die Augenbraue hoch und sah Robert mit verschränkten Armen einfach nur an.
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Offline Auranius

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Re: Die Taverne an der Stadtmauer
« Antwort #10 am: 15. Apr 09, 00:52 »
Auranius schenkte seinen Beobachtern nicht besonders viel Aufmerksamkeit, die galt eher dem Gespräch zwischen Jelena und Robert.

"Es wäre ein Wunder gewesen, wenn sie es einfach akzeptiert hätte."

Er sagte es leise, allerdings noch so laut, dass die beiden ihn verstehen konnten und ihm entwich ein Seufzer.
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Re: Die Taverne an der Stadtmauer
« Antwort #11 am: 15. Apr 09, 12:46 »
"Schau mich nicht so grimmig an, Jelena! Du weißt, dass dir dieser Blick bei mir nicht hilft!", erwidert Robert mit schroffer Stimme, "Und jetzt sieh zu, dass du Land gewinnst, ich erwarte noch eine letzte Lieferung und dann bin ich ohnehin hier weg!"

Dann schaut Robert an Jelena vorbei in Richtung der dunklen Gasse und ein kurzes Grinsen schleicht sich in sein Gesicht.

"Hallo Auranius! Wenn du damit fertig bist meine Leute von der Arbeit abzuhalten, bringst du unsere geschätzte Handelsmatronin zurück in den Kontor?!"

Kaum das Robert ausgesprochen hatte, hört man plötzlich ein leises Rumpeln das schnell näher kommt. Kurz darauf erscheint auch bereits die Silhouette einer eisenbeschlagenen Holzkutsche in der Straße. Auf der Ladefläche wurde ein großer Käfig befestigt in dem ein halbes Dutzend Gestalten hocken, die ihre Umgebung mit finsteren Blicken mustern.
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Re: Die Taverne an der Stadtmauer
« Antwort #12 am: 15. Apr 09, 16:18 »
"Grüß dich Robert. Den Gefallen kann ich dir gerne tun, wenn du es schaffst sie von deiner Schwelle zu lösen."

Er ging die wenigen Schritte richtung Tür, um Jelena vielleicht davon abbringen zu können die Sache zu persönlich zu nehmen.

"Ausserdem hätte dir doch klar sein müssen, dass sie der Sache nachgeht wenn sie Wind davon bekommt," sagte er mit einem zwinkern.
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Offline Jelena

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Re: Die Taverne an der Stadtmauer
« Antwort #13 am: 15. Apr 09, 16:31 »
Jelenas Hand schnellte vor und packte Robert am Arm, dort wo der lederne Armschutz aufhörte und seine kurzärmelige Tunika nicht hinreichte. Falls Robert versuchte sich loszumachen, so ließ sie es einfach zu.
Sie warf einen Blick auf die Gestalten und beugte sich dann wieder zu ihrem Kameraden. "Du magst deine Spielchen mit anderen treiben, Robert, aber hüte dich, es mit mir zu tun. Ich trage genug Geheimnisse mit mir, um deine nicht zu benötigen, das solltest du wissen. Wenn du diese Dinge gebraucht hättest, dann hättest du sie problemlos von mir bekommen, auch ohne Erklärung. Der nächste, der versucht sich in den Kontor zu schleichen..."
Sie zuckte die Achseln und raffte den Saum um wieder auf die Straße zu treten.
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Re: Die Taverne an der Stadtmauer
« Antwort #14 am: 15. Apr 09, 17:52 »
Robert ließ die Worte über sich ergehen wie schon so viele zuvor... - Dann schiebt er sich an Jelena vorbei und geht zu dem Wagen hinüber. Dort lässt er sich wortlos vom Kutscher eine Liste und einen großen Schlüsselbund geben. Dann stapft er zu dem Gitterkäfig und öffnet diesen. Die Insassen scheinen zu wissen was auf sie zukommt, denn nachdem Robert in Richtung der geöffneten Tür gedeutet hat, tapern sie alle in einer langen Reihe dort hinein.
Nur einer scheint etwas übermütig zu werden, reißt sich los und rennt ein Stück die Straße hinunter, nur um kurz darauf von zwei Armbrustbolzen getroffen zusammenzubrechen.

Robert widmet ihm nicht einmal einen zweiten Blick, während er dem Kutscher einige Münzen in die Hand drückt.
Dieser wendet daraufhin erneut wortlos, sammelt die Leiche auf und fährt wieder in die Richtung zurück, aus der er gekommen ist.

Derweil die zerlumpten Gestalten im Inneren des Hauses verschwunden sind, wendet sich Robert noch einmal an Jelena:

"Jelena! Du weißt genauso gut wie ich, dass wir im Krieg sind! Die Sache mit deinem Kontor war etwas dreist, zugegeben, aber ich hätte dich auch nicht so früh zurückerwartet. - In jedem Fall werde ich noch diese Nacht die Stadt verlassen. Wenn Tormentor will, werden wir uns schon bald wiedersehen. Und wenn nicht... - Tja, dann eben nicht!"
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