Für die frühe Stunde dauerte der Tag für Nicolas jetzt schon viel zu lang. Nachdem wieder nicht hatte schlafen können war er bereits vor dem Morgengrauen aufgestanden und hatte begonnen, seine Runde durchs Lager zu drehen. Auch wenn nicht mehr mit weiteren Angriffen zu rechnen war, so musste die Organisation und Sicherheit des Lagers gewährleistet bleiben und gerade all die vielen kleinen Probleme, die sich durch die abreisenden Trupps ergaben, die nun wieder in die Heimat oder woanders hin streben wollten und nicht mit den Wächtern warten würden, bis der Karrenzug aus Tiefensee ankam und die Sturmrufer sowie das gesamte geborgene Material abtransportieren würde, lenkten ihn zumindest zeitweise von seinen Schuldgefühlen ab. Wydhs Vorwurf in der vergangenen Nacht hatte ihn hart getroffen und so gern er das wollte konnte er die Schuld nicht von sich weisen. Er war der Kommandant des Lagers. Die Sicherheit und das Leben eines jeden einzelnen war seine Verantwortung und an jedem der Toten hatte er seinen Teil der Schuld...
Langsam schritt er nun, da es scheinbar niemanden mehr gab, der etwas von ihm wissen oder haben wollte, auf die schon fast vollständig erloschenen Überreste des Feuers zu, auf dem Richard of York verbrannt worden war. Wieder ein Toter, für den isch verantwortlisch war und den isch nischt schützen konnte. Dachte er bei sich und wie so oft seit dem Nachmittag, da die Sturmrufer unter Szivars Einfluss das Lager überfallen hatten und er über ihren toten Körpern hatte stehen müssen, traten ihm Tränen in die Augen, als seine Gedanken weiter zu Linnea und ihren Sturmrufern wanderten. Auch wenn er die meisten der Soldaten nicht gekannt hatte, so hatte er gelernt ihre Standhaftigkeit und ihre Bereitschaft, sich jederzeit für ihre Freunde und Verbündeten als erste in die Schlacht zu werfen zu respektieren und besonders galt sein Respekt der jungen Frau, die ihre Kommandantin geworden war und deren Aufgeschlossenheit, Offenheit und Begeisterung oft genug die Atmosphäre in der Kommandantur des Pilgerzuges aufgelockert hatte. Hatte. Das war Vergangenheit, unumkehrbar, unumstößlich. Die Tränen, die er in den letzten langen Stunden so sehr hatte zurückhalten müssen, um seinen Pflichten weiterhin nachgehen zu können, rannen jetzt immer schneller über seine Wangen, während er einen Bogen um die Asche schlug und nach einem Blick auf William, um den sich Luthor und Jelena kümmerten, zu dem Kreis um Svenja trat. "Ist..." er musste schlucken, um seine Stimme unter kontrolle zu bekommen. "Ist alles in Ordnung mit ihr?"