Autor Thema: In Jelenas Lager- vor Brega  (Gelesen 10635 mal)

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In Jelenas Lager- vor Brega
« am: 27. Apr 11, 23:47 »
Zwei Tage waren vergangen, nachdem Jelena Kassos behandelt hatte. Dank seiner Fähigkeiten und einigen Gebeten zu Tior, ging es ihm schon wieder recht ansehnlich. Jetzt ritt er auf das Zelt der Heilerin zu, er wusste nicht genau warum, aber er hatte das Gefühl sie sehen zu müssen.
Er sprang von seinem Pferd und bereute es noch im selben Augenblick. Nicht alle Wunden heilten gleich schnell. Er schritt vor das Große Zelt. "Jelena, bist du da?"
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Re: In Jelenas Lager- vor Brega
« Antwort #1 am: 27. Apr 11, 23:50 »
Die Heilerin erstarrte mitten in der Bewegung als sie Kassos Stimme hörte. Einen Augenblick lang debattierte sie mit sich selbst ob sie nicht einfach schweigen sollte, aber sie wusste das es kindisch wäre. Sie legte den Stapel Kleidung beiseite und steckte den Kopf zum Zelteingang heraus:
"Ja, bin ich."
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Re: In Jelenas Lager- vor Brega
« Antwort #2 am: 27. Apr 11, 23:57 »
Kassos lächelte schief, als er den Kopf der Heilerin im Zelteingang auftauchen sah, sie aber nicht hinaus trat. "Ich bin hier um mich zu bedanken, Jelena. Ich weiß ich habe viel von dir verlangt, als ich dich in den Tempel rufen ließ. Danke.", sagte er und klang aufrichtig, aber da war noch etwas, etwas was nicht so recht zu Kassos passte. "Und ich wollte mich verabschieden, ich werde Brega verlassen und zur Löwenburg reiten. Ich will sehen, wie weit dort alles fertig ist, für meine Übernahme."
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Re: In Jelenas Lager- vor Brega
« Antwort #3 am: 28. Apr 11, 00:01 »
Jelena musterte ihn und wie so oft schien es als ob sie mehr sehen würde als Kassos bereit war preis zu geben.
"Komm herein." meinte sie ruhig und wies ihm einen Platz auf den Fellen in ihrem Zelt.
Offenbar war sie am packen, ein geöffnete Truhe stand am Kopfende ihres Lagers und sie stapelte Kleidung darin.
"Ich gestehe, ich wusste nicht ob ich es schaffen würde. Wäre Maugrim nicht gewesen, dann hätte die Angst mich auf den Stufen des Tempels festgenagelt."
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Re: In Jelenas Lager- vor Brega
« Antwort #4 am: 28. Apr 11, 00:08 »
Kassos nahm Platz und blickte sich im Zelt um. "Dann hatte es seinen Grund, das Maugrimm bei dir war. Ich hatte vertrauen und du hast mich nicht entäuscht, warum ist egal." Er setzte sich noch einmal um, es behagte ihm offenbar nicht in dem Zelt zu sitzen. Er machte einen ruhelosen Eindruck. Nervös spielte er immerwieder an dem Fläschchen um seinen Hals, das er von Sasha bekommen hatte. "Ich weiß nicht wann wir uns wieder sehen, aber du bist immer auf der Burg Löwenstein willkommen, das wollte ich dir noch sagen, bevor ich gehe."
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Re: In Jelenas Lager- vor Brega
« Antwort #5 am: 28. Apr 11, 00:12 »
Jelena wollte Kassos gerade einen Becher kalten Tee eingießen als ihr Blick an dem Amulett um Kassos Hals hängenblieb.
Ihr Gesicht wechselte die Farbe und der Becher entglitt ihren gefühllosen Fingern.
Sie schluckte. Einmal. Zweimal. Aber die Worte schienen in ihrer Kehle gefangen. Mit einer anklagenden Geste zeigte sie auf das Fläschen mit Mithrilstaub.
"Wann?" krächzte sie, "Gütige Milosti, WARUM?"
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Re: In Jelenas Lager- vor Brega
« Antwort #6 am: 28. Apr 11, 00:22 »
Ungläubig blickte er die Heilein an, einen Moment wusste er nicht was er sagen sollte. Er beschloss zu warten wohin das führt und beließ es bei den Fakten. "In der Taverne, hier in Brega. Sie haben mich, und auch Maugrimm aufgenommen." Plötzlich fühlte Kassos sich wie ein in die Enge getriebenes Tier. Er begann schwer zu atmen und Schweiß stand auf seiner Stirn. Etwas stimmte nicht, das waren nicht seine Gefühle die er da fühlte. Erschrocken griff er nach dem Fläschchen und fixierte Jelena. Das diese Verbindung derart tief war, hätte er nicht gedacht.
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Re: In Jelenas Lager- vor Brega
« Antwort #7 am: 28. Apr 11, 00:29 »
Plötzlich brannte eine so heiße Wut in Jelena das sie das Gefühl hatte zerspringen zu müssen.
"NEIN!" schrie sie ihn an und warf den nächstbesten Gegenstand nach ihm.
"VERSCHWINDE AUS MEINEM KOPF! DU HAST KEIN RECHT... du hast kein RECHT, HÖRST DU!"
Sie packte Kassos an den Schultern um ihn umzustossen aber ihre Kraft war jämmerlich im Vergleich zu der des Tiorspriesters. Als sie seine Haut berührte, da zerbrach die Wut in ihr und schiere Verzweiflung nahm ihren Platz ein.
"Du hast kein Recht dazu..." schluchzte sie erschüttert.
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Re: In Jelenas Lager- vor Brega
« Antwort #8 am: 28. Apr 11, 00:37 »
Kassos hielt gegen ihren Versuch ihn um zu werfen und erhob sich. Er ließ sie auf seine Brust einschlagen und zog sie dann mit sanftem Druck an sich ran. Er nahm sie in den Arm und versuchte sie zu trösten. "Ich bin es nicht auf den du wütent bist, entsinne dich. Doch ich bin es, den Sasha ins Rudel aufgenommen hat. Unsere Verbindung, wie auch die zwischen Sasha und mir, symbolisiert den Beginn eines neuen Bündnisses. Ich bin kein Weg für Tior dich heim zu suchen, dafür bräuchte er mich nicht. Ich bin dir ein Schild, ein Schwert wenn es sein muss, ein Freund! Siehe das gute, werde nicht verbittert, lass ihn gewähren."
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Re: In Jelenas Lager- vor Brega
« Antwort #9 am: 28. Apr 11, 00:52 »
"Ihn gewähren lassen? Bist du von Sinnen? Wem verdanken wir denn die unzähligen Toten der vergangenen fünf Jahre? Die Ströme von Blut durch die ich gewatet bin? Die Soldaten die ich sterben lassen musste um einige wenige retten zu können? Die Schleifung Caer Conways, die Lazarette von Fanada, die Feuer von Brega, die Schlacht am Ahrnwall? ALL DAS!"
Jelenas Zimme zitterte vor unterdrückter Wut: "ALL DAS geschah im Namen deines Gottes, Kassos! Und du erwartest von mir ihn gewähren zu lassen?"
Sie schüttelte den Kopf und versuchte einen Schritt zurück zu treten.
"Ich kann das nicht, Kassos. Ich kann nicht. Ich habe dir von Beginn an beigestanden. Ich habe ohne zu zögern mein Blut für dich gegeben obwohl ich wusste welchen Preis ich würde zahlen müssen... aber nun soll ich akzeptieren das Tior..."
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Re: In Jelenas Lager- vor Brega
« Antwort #10 am: 28. Apr 11, 01:08 »
Der Priester ließ sie frei und trat einen Schritt zurück. Er schloss für einen Moment die Augen, hatte er da gerade ein Geräusch gehört. Sicherlich Jelenas Lehrlinge, die das Geschrei gehört hatten. Er sprach nun etwas leiser, fast flehent. "Du wirst nicht ewig gegen ihn kämpfen können, er ist ein Gott! Vielleicht ist es eben das, was dich für ihn so reizvoll macht, das du kämpfst?! Du musst akzeptieren was geschehen ist, wie wir alle. Nicht nur Tior hat Schuld an dem was geschehen ist, sondern die Menschen die ihn falsch verstanden haben. Die sich in seinem Namen und durch Gewalt aufschwingen wollten." Er hatte doch wieder die Stimme erhoben und schollt sich in Gedanken einen Dummkopf. Wahrscheinlich war das Zelt bereits umstellt und Jelenas Welpen waren bereit jederzeit ein zu greifen. Er musste lächeln bei dem Gedanken. "Ich sagte dir bereits, wenn ich einen besseren Rat für dich hätte, würde ich ihn dir geben, aber ich kann dir nicht sagen was er vor hat."
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Re: In Jelenas Lager- vor Brega
« Antwort #11 am: 28. Apr 11, 01:17 »
Jelena war aufbrausend, heißblütig und manchmal auch jähzornig, aber sie verschloß sich der Vernunft nur selten. Und das, was Kassos da sagte war vernünftig, Milosti sei's geklagt! Sie rieb sich die Stirn und starrte eine Weile lang auf den Boden als ob sich dort die Antwort auf alle Fragen finden würde. Als sie sprach, da war nur noch Müdigkeit zu vernehmen:
"Ich weiß. Ich kann mich nur nicht damit abfinden."
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Re: In Jelenas Lager- vor Brega
« Antwort #12 am: 28. Apr 11, 01:25 »
Der Priester wollte seine Hand nach ihr ausstrecken, überlegte es sich aber dann doch anders. "Das es schwer ist, kann ich mir denken und ich würde dir gerne dabei helfen, aber das ist dein Kampf. Der Kampf mit deinem eigenen Einsehen." Kassos hob den geworfenen Becher auf und reichte ihn Jelena. "Wirst du mich dennoch auf der Löwenburg besuchen?"
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Re: In Jelenas Lager- vor Brega
« Antwort #13 am: 28. Apr 11, 08:59 »
Wie so oft waren die Wahrheiten die einen selbst betrafen die bitterste Medizin.
Nach einem kurzen Zögern fasste sie einen Entschluss. Sie war es leid Angst zu haben.
Jelena nahm den Becher aus Kassos Hand und legte ihm zögerlich die Linke, die Herzhand, auf die Brust. Sie schloß die Augen als die Verbindung zwischen ihr und dem Priester fast schon hörbar *klick* machte und sie ein Gefühl von Richtigkeit durchströmte welches sie bis jetzt so nicht gekannt hatte.
Das Gefühl suchte sich seine Bahn in ihr und sie kämpfte nicht dagegen an. Sie lies zu das es seine Fäden wie Spinnweben über ihre Seele legte und mit ihren Gedanken verschmolz. Sie staunte über die Einfachheit mit der es einen Platz in ihrem Geiste fand und begriff was es bewirken würde.
Wenn sie es zuließ.
Jelena besaß einen in jahrzehntelanger Meditation geschulten Geist der es ihr ermöglichte anderen Heilung und Linderung zu bringen. Das war der Grund weshalb sie das was gerade geschah auch als das erkannte was es war.
Bei der Heilung hatte sie instinktiv gehandelt, hatte vermieden die Tiefe der Verbindung auszuloten, hatte das Gefühl aus lauter Angst vor seinen Auswirkungen nahezu amputiert.
Sie sah Kassos aus Augen an, welche die Farbe einer sturmgepeitschten See hatten:
"Bist du bereit das mit mir zu teilen?"
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Re: In Jelenas Lager- vor Brega
« Antwort #14 am: 28. Apr 11, 11:48 »
Kassos starrte Jelena regelrecht an, hielt ihren Blick gefangen. Er beobachtete ihr Gesicht, während sie endlich aufhörte zu kämpfen und diese Verbindung zuließ. Dann schloß auch er die Augen, er begab sich auf die Reise zwischen seiner und ihrer Seele. Ein Gefühl der Geborgenheit durchströmte ihn, Sicherheit und er fühlte wie Brücken geschlagen wurden, zwischen ihrem Denken, ihrem Fühlen, ihrem Sein. Der Priester öffnete die Augen und lächelte. "Ich bin bereit!"
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