Autor Thema: Angekommen  (Gelesen 13318 mal)

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Offline Vanion

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Angekommen
« am: 04. Jan 12, 05:33 »
Vanion zitterte. Sein Pferd dampfte in der schneidenden Kälte - der Winter war hereingebrochen. Steif stieg er aus dem Sattel. Er sah sich kurz um, dann schritt er durch die fast leeren, abendlichen Straßen Fanadas. Sein Weg führte ihn zu einem kleinen Wirtshaus, dass sich in einer unauffälligen Seitengasse verbarg. Er band sein Pferd an, dann schob er die schwere Holztür auf. Heimeliges, warmes Licht aus einem hell brennenden Kamin emfing ihn. Die meisten Gäste unterhielten sich in ruhigem Tonfall, nur wenige schienen ernsthaft betrunken zu sein. Dies war keine Taverne, vielmehr war es ein Ort, um in Ruhe dazusitzen und so manche Geschichte im Feuerschein zu erzählen. Der junge Mann war früher hier gewesen, bevor er sich dem Pilgerzug angeschlossen hatte. Auch seine Eltern waren hier manches Mal eingekehrt.
Beim Schankwirt holte Vanion sich ein Glas verwässerten Wein. Dann setzte er sich in eine ruhige Ecke an einen freien Tisch. Er nippte kurz an seinem Getränk, dann ließ er seine Gedanken ein wenig schweifen.
Er war zuhause.
« Letzte Änderung: 04. Jan 12, 05:35 von Vanion »
"LARP ist nicht ein Hobby, es sind mindestens acht oder so. Ich betreibe etwa fünf davon." RalfHüls, LarpWiki.de

Mel

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Re: Angekommen
« Antwort #1 am: 04. Jan 12, 11:12 »
Frida, die Schankmaid entdeckte Vanion und ein freudiges Lächeln huschte über ihr Gesicht. Sie hatte ihm so manche Stunde versüsst und mit der Zeit war zwischen ihnen eine Art Freundschaft entstanden. ABer das war gewesen, bevor er gegangen war. Nichteinmal von ihr hatte er sich verabschiedet.

Mit schwingenden Hüften ging sie auf ihn zu.
"Guten Abend der Herr."
Als Vanion überrascht hochschaute lächelte sie ihn an:"Vanion. Lange nicht gesehen!"

Offline Vanion

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Re: Angekommen
« Antwort #2 am: 04. Jan 12, 16:07 »
Vanion brauchte nicht lange, um diese überraschend fröhlich wirkenden Pausbäckchen wiederzuerkennen. "Frida!" Er stand auf und umarmte die junge Frau herzlich. "Wie geht es dir? Was gibt es neues hier in Fanada? Wie geht's dem alten Timur? Ist er immer noch so miesepetrig?" Es tat gut, ein bekanntes Gesicht zu sehen. Obwohl Vanion eigentlich nur die Nacht in einem der kleinen, aber sauberen Zimmer hier verbringen wollte, beschloss er im Stillen, doch noch ein wenig im Schankraum zu bleiben. Er hoffte nur, dass nicht zuviele seiner Bekannten sich hier herumtrieben - einige wollte er nicht mehr sehen, und vor dem Wiedersehen mit anderen drückte er sich ein wenig. Er hatte viele von ihnen schließlich seine Freunde genannt, bevor er Hals über Kopf verschwunden war.
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Mel

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Re: Angekommen
« Antwort #3 am: 04. Jan 12, 16:13 »
"miesepetrig ist gar kein Ausdruck, je älter er wird.... naja, wir gehen alle davon aus, das er nur noch zwei drei Winter leben wird, darum sehen wir ihm seine Launen etwas nach. Neues hier in Fanada? Nunja, die Heilerin Jelena.. kennst Du sie noch? Sie hatte sich dem Pilgerzug angeschlossen, stell Dir vor, dem Pilgerzug, wo nur caldrische hohe Herren und Ritter mitzogen! Ich weiss ja nicht, was sie dort wollte, aber im Krieg... so sind Heiler nunmal. Apropos Jelena: Magst Du einen Kaffee? Und dann erzähl mir gefälligst, wo Du die ganzer Zeit gewesen bist und was Du getrieben hast, Du mieser Hund! Deine Eltern waren ganz krank vor Sorge. Wie konntest Du Ihnen das nur antun?! Deine arme Mutter!"

Offline Vanion

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Re: Angekommen
« Antwort #4 am: 04. Jan 12, 16:20 »
Unvermittelt musste Vanion schmunzeln. "Jelena? Ja, die kenne ich noch immer." Den Kaffee lehnte der junge Mann ab. Er versuchte, das Gespräch von seinen Eltern weg zu bewegen.
"Der Pilgerzug? Ich hab davon gehört. Sagt man nicht, dass diese.. Caldrier immerhin den falschen Kaiser gestürzt haben? Ich hab Geschichten gehört über einen Chevalier Simon, über einen Zwerg namens Robert - was ist denn davon an dein Ohr gedrungen, ma chère?"
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Mel

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Re: Angekommen
« Antwort #5 am: 04. Jan 12, 16:30 »
Frida dachte einen augenblick nach.
"Meinst du diesen Simon de  ... den aus Firngard? Teilweise hört man einiges gutes, aber viele hier reden recht schlecht von ihm. Immerhin ist er ein Mann dieser... Kaiserin." Frida sprach das WOrt mit Verachtung aus. "Ein rauer Geselle soll er sein, aber er ist ja auch aus dem Norden, da sind die Menschen so. Der wurde doch umgebracht, oder nicht? Ts, von dieser Frau. Eine Frau sollte wohl kaum in Rüstung über ein Schlachtfeld spazieren, sondern den Platz einnehmen, der ihr gebührt. Tja, die Caldrier haben den falschen Kaiser gestürzt, aber doch nur, damit sie ihre Königin auf den Thron heben können. Warum sonst beansprucht sie denn den Imperatorentitel für sich? Die sind doch alle gleich; denen geht es doch immer nur um Land und Macht. Nene, ich bin schon froh, dass wir zu Tangarra gehören, stell Dir vor, Du müsstest dieser Imperatorin dienen, oder den feinen Herren. Ha, Dich will ich mal sehen, du würdest dich da nur in schwierigkeiten bringen. Mensch, wenn ich daran denke, bin ich richtig froh,dass du wieder hier bist!"
Nach einer kurzen Pause nahm sie den Faden wieder auf:
"Und dieser Zwerg? der ist hier auch kein Unbekannter. Er gehörte wohl mal zu den engsten Freunden von Jelena, aber seitdem dieser andere Valkensteiner so lange bei Jelena war im letzten Jahr habe ich Robert Mc Magnahaugh nicht mehr gesehen. Ich habe gehört, dass er zueltzt in Brega war und von dort aus nach Andarra aufgebrochen ist."

Offline Vanion

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Re: Angekommen
« Antwort #6 am: 04. Jan 12, 16:43 »
"Ja, vermutlich hast du Recht. Diese Caldrier sind schon ein Völkchen..." Trübselig schaute Vanion in seinen Becher. "Weißt du - die Imperatorin will ihren Herrschaftsanspruch durchsetzen. Den gibt es schon seit vor der Zeit von Großvater Marvin. Und Großvater Marvin hat fast 70 Jahre lang gelebt, erinnerst du dich? Aber sie setzt es nicht mit Waffengewalt durch, das ist doch schonmal etwas." Vanion nahm einen tiefen Schluck Wein. "Nicht allen hohen Herren geht es um Geld oder um Macht. Es gibt auch solche, die wollen verändern! Die wollen Ungerechtigkeit bekämpfen, die wollen Frieden bringen." Als Frida Vanion musterte, fiel ihr auf, dass sich die ganze Haltung des jungen Mannes verändert hatte, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Sein Gesicht wirkte freudloser, wenn auch nicht traurig. Ernst war das richtige Wort dafür. Er hatte ein wenig breitere Schultern bekommen, und an seinem linken Bein erhaschte sie einen Blick auf eine längliche, große Narbe. "Frida, ich wünschte mir manchmal auch, hier geblieben zu sein. Es ist hier nicht so..difficile..schwierig, meine ich."
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Re: Angekommen
« Antwort #7 am: 04. Jan 12, 16:50 »
Fridas Freude über Vanions Rückkehr war mit einem Male verflogen.
"Wie sprichst Du denn? Iwe die Leute oben im Norden.. Bist dU etwa deswegen fortgegangen?Symphatisierst Du etwa mit denen und deren Königin? Du müsstest es doch wissen, wie schön es ist, als freier Mensch zu leben, immerhin hat Dir dein Vater so vieles nchgesehen. Und jetzt sprichst Du über die Caldrier, als wären das Deine Freunde, die, die ihre Bauern unterdrücken und zu horrenden abgaben zwingen oder eben in die Zwangsarbeit. Wie sehr Du dich verändert hast."
Ihr Blick fiel auf die Narbe:"Warst auch im Krieg, hm?"

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Re: Angekommen
« Antwort #8 am: 04. Jan 12, 16:59 »
Vanion blieb sitzen und zeigte keine Regung, nur seine Augenbrauen zogen sich zusammen.
"Frida, ich bin ein freier Mensch. Und ich war gemeinsam mit den Caldriern im Krieg, ja! Im Krieg gegen Konar. Ich hab deine hochgelobte Freiheit gemeinsam mit den ach so schrecklichen Caldriern verteidigt. Woraus besteht denn deine schöne Freiheit? Doch nur aus dem Verschließen deiner Augen! Du fühlst dich frei, und wenn der Lupus Umbra beschlossen hätte, Fanada zu schleifen, und kein Pilgerzug und kein Heer dem Einhalt geboten hätte? Was dann? Wenn die Caldrier beschließen würden, Fanada anzugreifen, wenn irgendwer das vorhätte - was könntest du dem entgegensetzen? Nichts! Dein Schicksal lag noch nie in deiner eigenen Hand. Ich hab meins in die Hand genommen, darum bin ich von hier fort!" Rasch zog Vanion sein Hosenbein über die entstellende Narbe. "Ja, ich war im Krieg. Ich hab vor Engonia fast mein Bein verloren. Ich würde es jederzeit eintauschen, wenn ich dadurch andere.. Verluste.. wieder zurückbringen könnte." Vanion trank endgültig seinen Becher aus. "Was weißt du schon.", murmelte er in sich hinein.
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Re: Angekommen
« Antwort #9 am: 04. Jan 12, 17:05 »
Frido zog eine Augenbraue in die Höhe.
"Ja, du bist ausgezogen, ein Held zu werden und kommst mit gebrochenem Stolz wieder, DAS haben die Caldrier mit dr angestellt und davor würde ich gerne meine AUgen verschliessen. Und wenn der Lupus Umbra nach Fanada gekommen wäre- es hätte keinen Unterschied gemacht. Für die Kleinen Leute nicht, und für mich nicht!"

Offline Vanion

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Re: Angekommen
« Antwort #10 am: 04. Jan 12, 17:08 »
"Wenn das so wäre, wäre ich kaum hier. Ich bin hier, um.." Wollte Vanion das wirklich Frida mitteilen? Einer Person aus einem, wie es ihm schien, anderen Leben?
"Ich bin hier, um meine Eltern wieder zu sehen."
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Re: Angekommen
« Antwort #11 am: 04. Jan 12, 17:14 »
"Dann wirst Du dich beeilen müssen, denn es geht ihm sehr schlecht. Er hatte einen Streit mit deiner hochgeschätzten Caldriern,  und dieser Mann zog ein Messer... und Du kennst ja Deinen Vater... er lässt einen Heiler kaum mehr als 10 Schritte an sich heran. Ich denke, er wird sich freuen, Dich zu sehen."

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Re: Angekommen
« Antwort #12 am: 04. Jan 12, 17:37 »
Vanions Blick wurde nun scharf. "Was ist passiert?" Fridas vorwurfsvoller Ton missfiel dem jungen Mann, aber die Sorge um seinen Vater überwog. "Vater ist vielleicht stur, aber kaum unvernünftig. Ein Arzt sollte ihn längst versorgt haben. Warum sagst du mir das erst jetzt? Glaubst du nicht, ich könnte mich für so etwas interessieren?" Vanion sprach nun streng und laut.
Er wusste längst, dass dies hier nicht mehr seine Welt war, so sehr er sich hier auch zuhause fühlte. Er war Frida überlegen, und er würde seine Autorität nun auch nutzen. "Sprich rasch, und lass nichts aus!"
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Re: Angekommen
« Antwort #13 am: 04. Jan 12, 17:51 »
Verstört und überrascht nickte Frida, dieses Verhalten kannte sie von Vanion ganz und gar nicht.
"Das war dieser Nordcaldrier.. de Roqu.. ich weiss es nicht mehr. Er hat sich überall nach Dir erkundigt, irgendwann nach dem Friedensfest vor Brega letzten Frühling. Den Sommer und Herbst hat er hier in der Gegend verbracht und Dich offenbar gesucht, DIch und diese Ritterin." Fridas Instinkt sagte ihr, dass es nicht klug gewesen wäre, Vanion nach der Frau zu fragen.
"Jedenfalls war er bei deinen Eltern und dein Vater wollte natürlich wissen wer er ist und warum er sich nach Dir erkundigt. Er hat ihm geagt, dU wärest tot und dieser Ritter oder Soldat, was auch immer er war, nannte deinen Vater einen Lügner und sagte ihm, dass er Dich gesehen hätte und genau wüsste, dass du noch lebst, woraufhin Dein Vater ihm einer Verpasst hat. Dieser andere Mann zog dann einen Dolch, oder ein Messer, und stach Deinem Vater in die Seite. Deine Mutter sagt, zum Glück ist der Schnitt nicht sehr tief und an den Rippen abgeprallt, so dass nichts schlimmeres passiert ist, aber das Herz von Deinem Vater ist sehr schwach und er verlässt kaum noch das Bett. Und jetzt im Winter ist noch ein schrecklicher Schnupfen dazugekommen, Und Dein Vater lässt nur Deine Mutter zu sich." Unsicher blickte sie Vanion an.



Offline Vanion

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Re: Angekommen
« Antwort #14 am: 04. Jan 12, 18:03 »
Vanion fluchte. "Jetzt verstehe ich." Aber woher weiß Roquefort von mir? Und was wollte er hier? Vanions Gedanken rasten. Wenn Roquefort hier gewesen war, und ganz so wie Lorainne im Spätherbst aufgebrochen war - was erwartete Lorainne? "Frida, es wird Zeit, dass ich dir sage, was aus mir geworden ist. Mein Name ist Vanion Bachlauf, Knappe von Chevalière Lorainne de la Follye des Joux. Lorainne ist die Ritterin, von der du gesprochen hast. Sie war die Knappin von Chevalier Simon, bis ein unseliger Eid die beiden zum Duell zwang.
Eine hörenswerte Geschichte, in der Tat - aber nicht jetzt. Um der unbeschwerten Zeit willen, die wir hatten, bevor ich fortgegangen bin: Sag mir, wer weiß noch von alldem? War dieser Caldrier alleine? Woher wusste er von mir?" Vanions Gedanken überschlugen sich. "Ich muss zu ihm. Zu meinem Vater, meine ich."
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