Vanion schielte in Richtung Jacques, der finster drein schaute.
"Verzeiht, mademoiselle ma chevalère, Jacques hatte mir all das bereits erzählt. Ich hatte ein paar der Geschehnisse durcheinander geworfen. Grade die vielen Namen sind es, die mir zu schaffen machen." Es schien, als ob Lorainne das als verständlich erschien, ganz sicher war Vanion aber nicht. "Darf ich meine Meinung frei äußern, mademoiselle ma chevalière?"
Auf Lorainnes Nicken ordnete Vanion seine Gedanken, dann sprach er:
"Roquefort hat der Ehe zugestimmt, das verwirrt mich zunächst ein wenig - nach dem, was Jacques mich gelehrt hat, ist es doch so, dass eine Frau in Caldrien meist eher Vorzeigestück, Beiwerk und Mutter ist, so ehrenvoll und schwer grade letzteres auch sein mag. Er kann kaum damit rechnen, dass Ihr nun die Rüstung ablegen werdet, ein hübsches Kleid anziehen werdet und eure Zeit mit Euren Hofdamen mit süßem, leerem Geschnatter füllen werdet. Roquefort wird doch erkannt haben, dass Ihr als rechtmäßige Erbin La Follyes mit dem Lehen auch die Verantwortung, die Pflichten und grade auch die Rechte an- und auf Euch nehmt. Der Mann weiß doch, dass Ihr genausowenig zur Seite treten werdet wie er, wenn diese Ehe vollzogen ist.
Ich habe in der letzten Zeit genug vergangene Geschichten von schmutzigen politischen Ränkespielen gehört um zu wissen, dass Ihr an Roqueforts Seite niemals vollkommen sicher sein werdet. Sobald Ihr Kinder habt, wird Roquefort Euch nicht länger brauchen, um seinen Anspruch vollständig vor denjenigen Eurer Untertanen, die zu Euch gehalten haben und es immer noch tun, zu legitimieren. Allein die formale Annerkennung Leahs als Eure und Roqueforts Adoptivtochter, so das denn möglich ist, würde vor dem Gesetz genügen. Roquefort verlangt es nach La Follye, nicht nach Euch, so schön, schlau und wohlgebildet Ihr auch sein mögt. Ihr glaubt nicht daran, dass Roquefort ein Ehrenmann ist, und geht in diesem Wissen ein Risiko ein, dass Euch Euer Leben kosten kann." Vanion zögerte kurz, dann schloss er: "Ich will nicht soweit gehen und sagen, dass Beauchamp durch das Drängen auf diese Heirat gegen Euch intrigiert. Aber er wird wissen, was für ein Pulverfass diese Heirat im schlimmsten Falle sein kann. Offensichtlich ist er bereit, gewisse Risiken einzugehen."