Nun war es an Vanion, tief Luft zu holen - und zu schlucken.
Er bezwang den Drang, aufzufahren und Narecien mit auffahrenden Worten zu begegnen. Was bildete dieser Kerl sich ein, dass er hierher kam, Krieg und Tod mitbrachte, Vanions Eide nicht respektierte und sich aufspielte, als sei von ihm allein das Schicksal der Welt abhängig?! Und dann belehrte er ihn auch noch!
Aber Bruder Vanion hatte zur Demut gefunden. Mühsam beherrschte er sich.
"Ich bin kein Ritter des Lilienordens. Und ich will dir diese ... Interpretation meiner Farben verzeihen, trafen wir uns doch, als ich einfache Kleidung trug. Doch steht es auch einem Ritterbruder gut an, zwischen einem Schwan und einer Lilie unterscheiden zu können."
Nareciens Redeschwall war nicht unbemerkt geblieben, und das Getuschel im Speisesaal, der sich zum anstehenden Abendessen langsam füllte, war leiser geworden. Manches Ohr war nun gespitzt, und so fuhr Vanion leise fort:
"Ich bin ein verschworener Ritter des Grafen von Voranenburg. Wenn mein Dienst an Lavinia beendet ist - und es ist nicht meine Entscheidung, wann das der Fall ist - werde ich mich zu ihm begeben und meinen Dienst im Felde tun, wie es einem Ritter wohl ansteht! Denn Pflicht ist es, die mich treibt."
Der Schwanenritter machte sich nicht die Mühe, Narecien zu versichern, dass er edel kämpfen würde und Volk und Land schonen würde, wo er konnte. Sollte Narecien glauben, was er wollte, und würde er an Vanions Ehre rütteln, mochte er sehen, was er davon haben würde.
"Als ich mein Wappen wählte, schien es mir nur gut und recht, mein Haus den Blüten der Tutulina, der Admoneta und der Genetrix zu weihen. Diese Blüten sind es, die hier erblühen sollen, und die Lilie war es, die mich daran erinnerte!"
Und nun kommst du daher geritten, willst mich abbringen von diesem Dienst. Du! Ein Paladin! Welche höhere Pflicht gibt es als die an den Göttern, und wer, wenn nicht ein Paladin, kann das verstehen?
Doch erneut sprach er die Worte nicht aus. Zu stolz waren sie, unangebracht für Bruder Vanion.
Er atmete tief durch und sprach in ruhigem Tonfall weiter.
"Es war Herr Wulfgar, der den Kampf, der das Volk schonen soll, ins Spiel brachte. Nicht ich. Es gibt Edlere als mich, die als Champion des Grafen gerufen werden können, und sie sind an seiner Seite und werden nicht zögern. Der Herr von Voranenburg ist ein weiser Herrscher, seine Sache ist gut und gerecht." Und ihm liegt nichts daran, über Ruinen zu herrschen. "Die Worte, die du sprichst - sie ehren dich. Ich werde dir in einem Laviniakloster nicht raten, in den Krieg zu ziehen. Doch ich sage es erneut: Wenn du helfen möchtest, dann reite nach Voranenburg! Überlass meine Buße mir und schwing dich nicht über die auf, die den Richtspruch in Gebet und Einkehr getroffen haben."