Autor Thema: In der Umgebung von Brega.  (Gelesen 63602 mal)

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Offline Vanion

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Re: In der Umgebung von Brega.
« Antwort #15 am: 05. Okt 14, 23:35 »
"Nach dem, was ich für dich getan habe, kann ich nicht einfach wegsehen und so tun, als sei alles, was geschieht, allein deine Verantwortung, weil ich dein Knappe bin!"
Dass Anders aufgetaucht war, schien Vanion nicht zu bemerken.
"Dieses.. dieses Wissen um Rania - es zerstört alles, was ich habe! Sie war für mich ein Ideal, verstehst du das? So wie du eine Flamme der Ritterlichkeit für mich gewesen bist! So - so wie Damian eine Säule der Gerechtigkeit ist, ganz so, wie Konar die Krone der Schlechtigkeit war! Rania.."
Er hatte nicht einmal bemerkt, dass er sich wieder hatte fallen lassen und nun zu Lorainnes Füßen auf dem Boden saß. Er wischte sich durch's Gesicht und zog die Nase hoch.
"Ich habe soviel über das Ideal der Liebe gesprochen. Die Idee der Liebe! Rania war für mich diese Idee! Wir sind die Guten auf dieser Welt, wir beschützen die Schwachen, wir helfen den Armen - das sind doch keine leeren Worte, oder?! Wir sind die Guten, und niemand von uns wird korrumpiert!" Doch noch während Vanion sprach, merkte er, wie verzweifelt und hohl seine Worte waren. Die Sturmrufer. Die Feuer von Brega. Alain, Jorge - selbst Konrad von Hirschsprung. Wach auf, du Narr! Du naiver Narr!
"Es ist leichter, sich hinter seiner Chevalière zu verstecken und so zu tun, als sei man für die eigenen Taten nicht verantwortlich." Vanion war sich selbst nicht sicher, ob er es sich grade leichter oder schwerer machte.
"Wenn du mein Schwert brauchst - dann hast du es."
« Letzte Änderung: 05. Okt 14, 23:53 von Vanion »
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Mel

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Re: In der Umgebung von Brega.
« Antwort #16 am: 06. Okt 14, 05:53 »
Lorainne sank ebenfalls in die Hocke, packte Vanion bei den Schultern und schüttelte ihn sacht.
"Bist Du wirklich so blind, dass Du das nicht siehst, dass genaus sie- Rania- eben das besagte Ideal genau erfüllt?" rief sie aus.
"Wer sonst, würde ein Kind des Täuschers -ein Monstrum- lieben? Liebe sollte selbstlos sein, rein, auch wenn derjenige, der geliebt wird, es nicht ist, n´est pas? Man liebt ihn trotz seiner Fehler. Egal, ob man selber geliebt wird oder nicht. Man will das beste für ihn, auch wenn es bedeutet, dass man den Schmerz ertragen muss, dass er einen nicht liebt."
Lorainnes Stimmer zitterte und verriet die unterdrückten Tränen.
"Dagegen kann man nicht ankämpfen, man kann nur versuchen, es zu ertragen, aber es ändert nichts an der Liebe. Sie ist trotzdem da, ob man will oder nicht... Rania- sie hat keine Bedingungen gestellt, sie hat das Kind trotz des Makels geliebt. Ja, sie hat sich auf einen Handel mit dem Täuscher eingelassen, aber nur am das Leben einer Freundin, die sie liebt, zu retten. Ohne Bedingungen zu stellen. Es war selbstlos. Das ist doch das Wesen der Liebe! Wer, wenn nicht Rania, handelt schon so... dumm?"

Lorainne holte tief Luft, bevor sie fortfuhr.
"Man tut manchmal schreckliche Dinge, weil man an sein Ideal glaubt, weil man versucht diejenigen zu schützen, die man liebt. Macht das die Liebe denn schlechter? Ist das dann ein Makel?"

Sie konnte Vanion verstehen. Die Erkenntnis, dass Ideale nur Ideale waren, dass man sie nicht erreichen konnte, war hart. Damals hatte auch sie diese Erkenntnis getroffen, dass Ritter oft wenig ritterlich waren.
SIe wusste, die nächsten Worte würden hart werden, doch sie hoffte, Vanion würde verstehen, was sie meinte.
"Wie kannst Du dir herausnehmen, über Rania zu urteilen, weil sie- den Makel, wie Du sagst- besitzt? Deine Liebe zu ihr ist nicht selbstlos, Du stellst Bedingungen. Du willst nur, dass Dir deine Idee der Liebe erhalten bleibt. Es geht nicht um Rania, nur um DEINE enttäuschten Vorstellungen, Dein enttäuschter Glaube. Aber man kann den Glauben wiederfinden- manchmal muss man nur etwas mehr suchen."
Mit einem Seitenblick auf Anders fügte sie lächeln hinzu:"Oder man wird gefunden."

Offline Anders

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Re: In der Umgebung von Brega.
« Antwort #17 am: 06. Okt 14, 08:33 »
Die Kenderin stand immer noch am Rande des Feuers und schwieg. Eine Seltenheit, aber Mann konnte in einem Sturm rufen wie man wollte, die anderen Stimmen würden immer lauter sein, um einiges. Das wusste sie genau, schließlich hatte sie auch das schon ausprobiert.
//Wenn man gut zuhört hört man nur genauer hin.//, woher genau diese Worte kamen wusste sie nicht , aber sie stimmten.
Sie nahm alles auf was Vanion und Lorainne sagten, vor allem ein Paar brannten sich tief in ihre Erinnerung ein und sie wusste sie würde sie so schnell nicht wieder vergessen.
Das dumpfe Gefühl blieb, pochte weiter wie eine heilende Wunde und fühlte sich doch vollkommen fremd an.
Sie hatte in ihrem Leben nicht wirklich oft gestritten. Zickeleien und Stichelleien kamen natürlich vor und waren nicht schlimm, aber bei Streit konnte man nie wissen ob er eine Heilende oder eine zerstörerische Bahn nehmen würde.
Als Lorainne sie ansah und anlächelte, war sie doch einen Moment verwundert, dass sie sie bemerkt hatte. Die beiden Schienen so beschäftigt gewesen zu sein, dass sie für sie wohl unsichtbar gewesen war.
Dennoch lächelte sie zurück, wollte aber noch nicht näher kommen.
//Man wird gefunden? Ob man mich wohl auch findet?//
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Offline Vanion

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Re: In der Umgebung von Brega.
« Antwort #18 am: 06. Okt 14, 12:08 »
Vanion schüttelte nur den Kopf.
"Ich hab nie meine Ideale verraten oder aufgegeben. Als Engonia gefallen war, da hab ich mich mit der Axt zwischen wütende Pilger und hoffnungslose Soldaten gestellt, die aufgegeben hatten - um blinder Rache und Blutlust Einhalt zu gebieten. Die Sturmrufer waren genauso Soldaten wie jeder andere, sie wussten, worauf sie sich einließen, und was mit ihnen geschah, hätte jedem geschehen können. Aber Rania! Ich kenne sie seit fast sechs Jahren, und sie hat mir nie etwas darüber erzählt, nie, nie! Ich hab ihr mein Leben und meine Seele anvertraut!"
Du hast dich in ein Bild verliebt, ein Bild, das du sehen wolltest - nicht in die Realität!

Müde schob er Lorainnes Hand von seiner Schulter. Diese Art von Mitleid wollte er nicht. Er war kein Kind, das beschützt werden musste! Wieder fühlte er Wut in sich aufwallen. Warum sollte Lorainne es besser wissen als er? Sie hatte keine Ahnung, was er für Rania empfunden hatte. Ihre Interessen lagen in La Follye. Diesen Ehrgeiz teilte Vanion nicht. Er mochte der Sohn seines Vaters sein, doch hatte er sich immer abstraktere, höhere Ziele gesteckt als die Verwaltung eines Ritterlehens. Vor langer Zeit gesprochene Worte hallten in seinem Kopf wieder: Wenn du wirklich etwas ändern möchtest, dann brauchst du Macht. Szivar war mächtig - und Vanion erschrak höllisch über diesen Gedanken. Wie konnte er auch nur im Ansatz so etwas denken? Vielleicht hatte Yorik Recht, und er sah mittlerweile Szivar in allem und jedem.

"Du hast Recht - ich habe über Rania geurteilt. Dieses Kind, dieses.. dieses Ding, diese Kreatur! Wie kann man so etwas lieben, ohne dafür verurteilt zu werden? Wie kann man so etwas tragen und erdulden? Kein Mensch kann das, so stark ist niemand!" Nur mit Hilfe starker Mächte geht so etwas - nur half die Mutter oder der Täuscher?!
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Mel

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Re: In der Umgebung von Brega.
« Antwort #19 am: 06. Okt 14, 13:23 »
"Engonia..." murmelte Lorainne vor sich her. Sie sah die Geschehnisse vor ihrem inneren Auge ablaufen, hörte Vanion nicht mehr zu, sondern starrte an ihm vorbei ins leere.
Erst als er ihre Hand abschüttelte, kehrte sie mit ihren Gedanken zurück und spürte seinen Schrecken.
"Quoi? Nicht stark genug?"
Lorainne schüttelte den Kopf und verzog das Gesicht.
"Du hast recht, kein Mensch ist stark genug dazu. Weder Du noch ich, oder sonstwer. Aber vergiss nicht: Rania ist nicht irgendein Mensch. Sie ist eine Priesterin Lavinias. Die mutter ist IN ihr und wirkt durch sie. Natürlich ist sie stark genug. Wie kannst DU daran zweifeln?"

Plötzlich kam ihr ein Gedanke.
"Es ist weil... nun, ihr standet Euch sehr nahe. Hat sie... ehm... hat sie Deine Gefühle erwidert?"
William. Juliana. Verdammt!

Offline Vanion

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Re: In der Umgebung von Brega.
« Antwort #20 am: 06. Okt 14, 13:37 »
"Nein."

Kurz und schmerzlos. Es hatte Vanion nie gestört, dass Rania das, was er für sie empfunden hatte, nicht erwidert hatte. Warum auch? Er war stets beschäftigt gewesen, und immerhin war er nur ein Bauer und sie eine Priesterin. Er hatte das als Träumerei abgetan. Doch losgelassen hatte er sie niemals. Warum, wusste er selbst nicht so recht.

"Und nach dem, was ich nun weiß, ist ohnehin nichts mehr davon übrig." Rasch fasste er sich. Es galt, nach vorne zu schauen. Diesen Streit konnte er nicht fortführen. Zwar vermutetete er, dass Lorainne genau wusste, dass er Rania nicht so weit traute, wie er spucken konnte, und dass er immer noch der Überzeugung war, dass Rania nicht fest im Glauben stand - doch solange es nicht ausgesprochen wurde, war und blieb es ungesagt. Denk nach! Worauf kommt es an?
"Wir ..brauchen Rania ohnehin nicht. Oben in Caldrien wäre sie fehl am Platze, was soll eine Priesterin im Kampf, was soll sie in dichten Wäldern? Wir haben doch unsere guten Männer, die Äxte, die Männer, die deinem Vater folgten und nun dir. Rania kann ja tun, was immer sie mag." Aber ich will sie nicht in meinem Rücken wissen.

Nun wandte Vanion sich Anders zu und begrüßte sie mehr oder weniger herzlich. "Es tut mir Leid, dass du.. all das hören musstest. Wir hätten aufpassen müssen."
« Letzte Änderung: 06. Okt 14, 13:45 von Vanion »
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Offline Anders

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Re: In der Umgebung von Brega.
« Antwort #21 am: 06. Okt 14, 13:46 »
//Ich sollte gehen.//
Das war der Gedanke der langsam immer präsenter im Kopf des Kenders wurde. Sie bekam langsam das angefühlt, dass sie hier gerade nicht sein sollte und es ging sie auch nichts an. Helfen konnte sie wohl auch nicht und wenn sie ganz ehrlich zu sich wahr, wollte sie das auch nicht hören. Nicht so... Zumindest.
Langsam zog sie sich wieder aus dem Feuerschein zurück, bedächtig. Jetzt wollte sie nicht bemerkt werden!
Doch da wandte sich Vanion um und sprach sie jetzt an. Kurz zögerte sie immer noch im Halbschatten.
"Ich wollte nicht lauschen.", kam es dann bestimmt aus der Dunkelheit und Anders machte wieder einen halben Schritt vor in Richtung Feuer. Nur einen kleinen.
"Aber ich glaube ich sollte lieber warten bis ihr fertig seit. Ich will sowieso nach meinem Pferd sehen... Und ihr scheint wichtiges zu klären zu haben. Ich kann da nicht helfen."
Jetzt hörte man wieder die leichte Unsicherheit aus ihren Worten.
"Das... Geht mich nichts an."
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Mel

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Re: In der Umgebung von Brega.
« Antwort #22 am: 07. Okt 14, 09:48 »
"Warum hätte sie dir dann ihre Gefühle und Geheimnisse anvertrauen sollen? Du warst ihr eben nicht wichtig genug. Das mag schlimm sein und schrecklich wehtun, aber das ist allein dein persönliches Problem."
Sie hätte ihm gerne ihr Mitgefühl ausgedrückt, aber was konnte man in so einer Situation schon sagen?
"Man üpberlebt es, und irgendwann vergeht der Schmerz. Aber sie ist eine Priesterin Lavinias, von den Tempeln anerkannt, also wirst du ihrem Status den gebührenden Respekt erweisen."

Ihre restlichen Gedanken behielt sie für sich. Wie kann Deine Liebe durch dieses Wissen einfach aufhören?
Es änderte ihre Sich auf Vanion, sie verstand es nicht, in ihren Augen hatte er seine hochgepriesenen Ideale verraten. Was würde sich ändern, wenn er ihre Geheimnisse kannte? Würde er sie ebenso verraten?
Lorainne schickte ein Stoßgebet an Lavinia, dass dem nicht so sei, dass der Täuscher ihr zuflüsterte und sie standhaft bleiben würde.

Anders riss sie aus ihren Gedanken. "Nein, bleib. Es ist nicht schlimm, wir hätten damit rechnen müssen, dass Du uns irgendwann im Dunkeln findest."
Sie lächelte.
 

Offline Anders

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Re: In der Umgebung von Brega.
« Antwort #23 am: 07. Okt 14, 10:46 »
Das entlockte der Kenderin ein breites Lächeln. "Warum treibt ihr euch auch immer in den Schatten rum? Ich dachte das sollte mein Gebiet bleiben.", kicherte sie scherzhaft und trat nun doch endgültig ans Feuer und in die Wärme. Sie war froh, dass man sie schlussendlich nicht weggeschickt hatte.
Sie umarmte Vanion, der immer noch abwesend schien und dann Lorainne.
"Anscheinen hab ich ja einiges verpasst. Euch kann man ja aber auch keine Minute aus den Augen lassen. Wie soll sich da ein Kender um seine Sachen kümmern wenn er ständig auf euch aufpassen muss.", grinste sie breit und mit einem leichten Glucksen in der Stimme, das deutlich zeigte, wie "Ernst" es ihr mit diesem Thema war. Außerdem ließ es sie irgendwie drollig wirken wie sie da stand, zerzaust und klamm und dann solche Worte in den Mund nahm. Sie hockte sich zuerst ans Feuer und hielt die Hände über die Flammen, und lauschte dem Knistern Zeus Holzes und ihrem Magen.
Sie hatte noch etwas Brot dabei und ein kleines Stück harten Käse. Darüber würde sie sich gleich hermachen. Sie vermied den Anblick auf Vanion und schaute stattdessen zu Lorainne.
"Ich hab Fragen... Erzählt ihr mir was los war oder muss ich es selber rausfinden?"
Das erste wäre ihr lieber, das zweite ein Spiel, aber wenn sie ehrlich war diesesmal wollte sie es von ihnen hören.
Als ihre Finger war waren setzte sie sich auf ein Stück trockenen Boden und untersuchte das Wirrwarr auf ihrem Kopf. Ihr würde jedoch relativ schnell klar, dass hier nichts helfen würde, außer Zöpfe und Federn zu entfernen und von vorne zu beginnen. Geschickt begann sie von daher die Federn aus ihrem Haar zu lösen und sie sehr ordentlich auf der umgeschlagenen Innenseite ihres Umhangs anzuordnen.
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Offline Vanion

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Re: In der Umgebung von Brega.
« Antwort #24 am: 07. Okt 14, 12:57 »
Ohne Anders' Worte zu beachten, sah Vanion direkt Lorainne an:

"Es steckt mehr als nur verletzter Stolz dahinter. Ich habe einfach Angst vor dem, was kommen mag, wenn du unrecht hast. Wie kann ich ihr vertrauen?"
Ohne Härte sprach er diese Worte, aber mit einer großen Traurigkeit.
"Vielleicht ist das der Gedanke des Vertrauens. Es gibt keinen Beweis für eine Schuld oder eine Unschuld. Und wenn ich eines weiß, dann das: mir steht es gewiss nicht zu, über eine Priesterin Lavinias zu urteilen. Noch schlimmer; mir steht es erst recht nicht zu, über eine treue Freundin zu urteilen."
Dann schwieg er für einen Moment, bevor ihm etwas klar wurde:

"Vielleicht.." Er zögerte. "Vielleicht muss ich das lernen. Ich bin gut darin geworden, mich vor keiner weltlichen Gefahr zu fürchten. Im Kampf bin ich nicht unvorsichtig, aber doch mutig. Mit Schwert und Axt in der Hand gibt es keinen, dem ich mich nicht stellen würde, und die Schlacht schreckt mich nicht. Doch fürchte ich mich mehr als vor sonst irgendetwas davor, dass meine Freunde mich verraten und verlassen. Der Tod macht mir Angst, natürlich - ich bin kein Idiot, der nichts zu verlieren hat. Aber wirkliche Furcht weckt in mir der Gedanke, dass der Täuscher Macht über die gewinnt, die mir lieb sind. Wir haben gesehen, was Er ausrichten kann, stets auf's Neue wurden wir Zeugen seiner Gewalt. Du hast Recht! Wer kann es wissen, ob Rania ihre Prüfung bestand oder nicht? Nur sie selbst und die Götter! Doch ich bin kein Gott und ich weiß es nicht. Ich habe einfach Angst, und ich weiß nicht mehr, was ich noch glauben soll."

Müde stand Vanion auf und griff nach ein paar herumliegenden Holzscheiten. Als die Flammen wieder ein wenig höher loderten, streckte er die klammen Hände aus und genoss die wohlige Wärme. Rania.. Der Knappe versuchte, seine eigenen Gefühle zu erforschen. Als ich erfuhr, was sie getan hatte - da ist alles in mir, was sie geliebt hat, gestorben. Nichts hat diesen Platz eingenommen, nicht einmal Wut oder gar Hass. Wo sollte das nur hinführen? Vielleicht war er sogar paranoid - und sah überall die schwarzen Finger Szivars am Werk. Sah Schatten, obwohl die Sonne schien. Ob zum Guten oder zum Schlechten, mit Rania verbindet mich nichts mehr. Doch wie konnte er das sagen, nach dem, was in Bourvis geschehen war?

Als Lorainne Oscronner Schnaps hervorzog und ihm die Flasche anbot, nahm er einen tiefen Schluck - ohne zu husten.
"Ich muss lernen, zu vertrauen. Gib mir Zeit." 
« Letzte Änderung: 07. Okt 14, 13:01 von Vanion »
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Mel

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Re: In der Umgebung von Brega.
« Antwort #25 am: 07. Okt 14, 13:13 »
"Ich weiss, was Du meinst."
Lorainne nahm selbst noch einen tiefen Schluck, bevor sie fortfuhr.
"Nachdem ich Jorge... nun William fragte mich, wem ich noch vertrauen kann, wenn meine eigenen Leute.."
Sie schaute auf ihr Schwert hinunter.
"Mit einer Klinge in der Hand fühle ich mich stark, ich weiss genau, was ich zu tun habe. Kannst Du dir vorstellen, was es für einen Ritter bedeutet- für mich bedeutet, das Schwert nicht mehr ziehen zu dürfen? Es ist nicht so, dass ich mich wehrlos fühle; es ist nur... mit meinem Schwert identifiziere ich mich. Es ist nicht einfach nur Zeichen meines Standes, das Schwert- bin ich."
Lorainne wusste nicht, wie sie das erklären sollte.
"Jedenfalls- du bist von einem ähnlichen Schlag. Wie könnte auch anders sein? Was wäre denn gewesen, wenn Du denselben Schwur geleistet hättest? Du wärst nicht mehr Du. Aber Du wirst es lernen. Vertrauen ist wichtig, aber irgendwann weiss man genau, wem man vertrauen kann. Und dann tut man es einfach. So wie Anders."

Ein Grinsen hellte ihr Gesicht auf und liess sie so jung wirken, wie sie eigentlich war.
"Schau, ICH vertraue sogar einem Kender. Hier, nimm meinen Kamm." Sie kramte einen groben Holzkamm aus einer der rumstehenden Taschen und reichte ihn Anders.

Offline Vanion

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Re: In der Umgebung von Brega.
« Antwort #26 am: 07. Okt 14, 13:19 »
Während der Alkohol warm und brennend seine Kehle hinabfloss, spürte Vanion wieder ein wenig Hoffnung aufkeimen.
"Du kannst mir vertrauen." Und gewiss auch anderen. Aber dass du mir vertraust - das fordere ich.
"Ich weiß nur zu gut, was du meinst. Mit der Waffe in der Hand - da durchfließt einen Ruhe. Es ist keine Entspannung, oh, bei den Göttern, nein - aber man ist plötzlich sehr sicher. Man kennt die eigenen Fähigkeiten, man vertraut der Waffe und der Hand, die sie führt, und das Kaleidoskop des Lebens verengt sich auf den kleinen Ausschnitt, den man in der Reichweite der Waffe hat. Dieser Kampf ist ein Erlebnis - eine Gratwanderung zwischen dem eigenen Tod und all den Freuden des Lebens. Ein paar Zentimeter guter Stahl machen den Unterschied - solange der Stahl fest und sicher in deiner Hand liegt, jedenfalls."
Wider Willen musste Vanion nun grinsen. "Ich hätte schwören können, mein Schwert nicht zu erheben. Schließlich trage ich eine Bardike."
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Mel

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Re: In der Umgebung von Brega.
« Antwort #27 am: 07. Okt 14, 13:37 »
Das brachte sie zum Lachen:"Je sais! Aber Du weiss, wie es gemeint ist."
Dann schwand das Lächeln aus ihrem Gesicht, aber die Augen funkelten immer noch belustigt.
"Ich weiss, dass ich Dir vertrauen kann, sonst wärst Du nicht hier, n´est pas? Als ich Dich aufgefordert habe, zu gehen, oder Dich bei der Priesterin zu entschuldigen, wusste ich, dass dU nicht gehen würdest. Und ich war mir sicher, dass Du verstehst, was ich mit meinen Worten meinte."
Sie streckte die Füße aus und lehnte sich zurück, aufgestützt auf ihren Armen.
"Wir müssen erstmal ein Winterquartier finden. Im Winter werden sie wohl kaum irgendwie tätig werden. Außerdem läuft meine Frist im Frühjahr, nach der Schneeschmelze ab. Dann muss ich nach Reims und nunja... die Hochzeit steht immer noch im Raum. Ysander hat schon einiges gefunden, was wir brauchen könnten, allerdings müssen wir Beweise für unsere Vorwürfe finden. Ich denke, WENN er über mich Bescheid weiss, dann wird ebenfalls nicht untätig sein. Er wird verhindern wollen, dass wir Beweise oder Indizien oder IRGENDWAS finden. Anders kann also erstmal nicht zu ihm. Es ist zu gefährlich. Außerdem müssen wir trotz allem die Gerüchte über den grünen ritter nähren. Er ist bisher der Einzige gewesen, der ihm wenigstens ein klein wenig in die Schranken weisen konnte. Die Legende muss also am Leben bleiben."

Offline Anders

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Re: In der Umgebung von Brega.
« Antwort #28 am: 07. Okt 14, 14:35 »
Anders nahm den Kamm an und freute sich über die leise Stimme die zu ihr von dem Gegenstand drang. Dennoch würde es noch etwas dauern bis sie ihn benutzen könnte. Sie pulte die letzten Federn aus den Haaren und machte sich jetzt daran die Zöpfe zu entwirren.
Darin stellte sie sich ganz geschickt an während sie den beiden lauschte.
Ihre Frage war völlig übergangen worden, aber .... Vielleicht war es auch ganz gut so. Jetzt lachten sie und wenn sie jetzt danach fragen würde würden sie sicher wieder traurig werden. Und wenn sich Anders zwischen ihrer Neugier und einem Lachen entscheiden musste viel die Entscheidung leicht.
Außerdem traute sie sich jetzt schon selbst ein paar Schlüsse aus dem gesagten zu ziehen. Jorge war Tod... Nur warum? Trotz allem war sie ein bisschen ... Ja traurig. Vielleicht war er ja nur so böse und bissig gewesen, weil er keine Freunde hatte. Und Lorainne schien nicht mehr kämpfen zu dürfen. Zumindest bis zum Frühling. Und Vanion... Nein das war ihr zu kompliziert und sie wollte auch nicht darüber nachdenken, war viel zu kompliziert. Aber Lorainne dürfte nicht mehr kämpfen, also sollte Vanion es tun. Gut das war verständlich. Blieb nur die Frage, warum?

Bald darauf nahm sie den Kamm zur Hand um die Knoten aus den Haaren zu kämmen, als sich ihr Magen meldete.
"Gibt es eigentlich was zu essen?", warf sie ein und schaute zu den beiden hoch.
Dabei zog sie den Kamm durch die Strähnen, aber er verhakte sich schon nach einem kurzen Stück. Das würde dauern...
Warum hatte Lorainne eigentlich einen kamm? Sie hatte doch genau so kurze Haare wie ein Junge.
Naja sie hatte sich ja auch lange als Junge ausgegeben, aber nachdem man herausgefunden hatte dass sie ein Mädchen war hätte sie sich sie doch wieder wachsen lassen können.
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Offline Vanion

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Re: In der Umgebung von Brega.
« Antwort #29 am: 07. Okt 14, 14:46 »
Endlich umarmte Vanion Anders herzlich; auch wenn es eine späte Begrüßung war, so war sie doch liebevoll und freundlich.
"Anders - ich verspreche dir, dass ich dir das, was du eben gehört hast, ausführlich erklären werde. Aber nicht jetzt. Zu späterer Stunde vielleicht, oder morgen. Gelegenheit wird es noch genug geben." Er reichte ihr die letzten, kalt gewordenen Fleischstücke, und zog sein Messer aus dem Gürtel. Rasch schnitt er eine Scheibe Käse und einen Kanten Brot ab. Zuletzt gab er der Kender noch einen Becher mit dem letzten Schluck Wein, verdünnt mit klarem Bachwasser.

Dann dachte er über das nach, was Lorainne grade gesagt hatte, und verdrängte endgültig die Gedanken an Rania aus seinem Schädel.
"Wir können wohl kaum für uns drei und Fulk ein warmes Quartier suchen, während die Männer aus dem Forêt d'Artroux in der Kälte Hunger leiden. Nach Caldrien benötigen wir von hier aus nur noch wenig Zeit, wir kommen lange, lange vor dem ersten Schnee an. Zumindest vor dem ersten Schnee Tangaras. Das gibt uns Zeit und Gelegenheiten!" In Firngard ist das Wetter immer schon schlimm gewesen. Wenn ich da an Geschichten meines Vaters denke..

"Ich glaube, ich bin für das Suchen von Beweisen für Savarics Schuld oder meiner Abstammung nicht von Nutzen. Aber ich könnte in den Wald gehen und deine Männer überzeugen, dass ich kein schlechter Kerl bin. Lass sie mir folgen! Jules' Männer haben so oft gezeigt, dass sie kämpfen und sich verstecken können. Aber was sollen Nadelstiche im Winter bringen? Savaric wird seinen Schaden auf die Männer und Frauen und Kinder von La Follye und Roquefort abwälzen. Wir würden ihn nicht treffen. Aber - wir könnten hier ein paar Laibe Brot unterbringen, dort einige Arzneien unters Volk bringen, an anderer Stelle eine aus dem Stall ausgebrochene Kuh wieder einfangen. Wir könnten uns den Rückhalt der Menschen der beiden Lehen verdienen. Und wenn der Frühling kommt - dann sollen sie sich entscheiden. Wenn wir offen auftreten."
Sofort spürte er, wie er sich für seine Idee begeisterte. Das klang doch nach etwas! Endlich etwas zu tun, was nicht nur aus Reden und Schweigen bestand, sondern wieder raus aus den Intrigen und dem Pläneschmieden in verrauchten Zimmern und bei Kerzenlicht.
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