Da war er wieder, der bittere Sarkasmus, den Yorik bei Vanion so gut kennen und fürchten gelernt hatte. In zahlreichen vergangenen Gesprächen war er immer dann aufgetaucht, wenn Yorik sich in ein Thema mit aller Macht verbissen hatte, und er traf den Novizen tief - jedes Mal. Doch diesmal war etwas anders: Der Spott des ehemaligen Knappen kam nicht aus heiterem Himmel, Yorik hatte ihn erwartet. Außerdem verstand er, was er bedeutete: Das Gespräch wurde Vanion zu viel, sie hatten einen Stelle erreicht, an der Yoriks Einwände nur Schaden anrichten konnte, und so ließ er sein Anliegen vorerst ruhen. Er stimmte Vanions Vorschlag zu, und zusammen verließen sie den Hof in Richtung Stadt.
Zwar fühlte es sich anfangs komisch an, in der aktuellen Situation über scheinbare "Belanglosigkeiten" zu reden, doch das anfängliche Geplänkel in der Schänke tat den beiden jungen Männern sichtlich gut. Es half, vergangene Schmerzen und Fehler für einen Moment zu vergessen, und einige Augenblicke lang zählten tatsächlich nur die Gemütlichkeit der Schänke und die Qualität des Biers. Eben jener Qualität war es wohl auch geschuldet, dass Vanion im späteren Verlauf redseliger wurde. Yorik, der sich mit dem Alkohol etwas zurückhielt, beobachtete diese Wandlung interessiert - und lauschte.
Der Novize, der sich sonst immer sehr gesprächig präsentierte, lehnte sich einfach nur zurück, um seinem langjährigen Gefährten zuzuhören. Dabei schenkte er ihm seine ganze Aufmerksamkeit, nickte an den richtigen Stellen und ermutigte Vanion hier und da, weiter zu machen. Was er hörte, löste vieles in ihm aus: Begeisterung, Rührung, Mitleid, Staunen. Die Vergangenheit, die Vanion nun enthüllte, half Yorik den ehemaligen Knappen deutlich besser zu verstehen - außerdem machte sie ihm klar, dass er bisher keine Ahnung vom Leben seines Freundes gehabt hatte.
Diese Geschichten waren starker Tobak, daher war Yorik äußerst dankbar, als Vanion sich irgendwann entschied, zu angenehmeren Themen über zu gehen. Der Novize lachte, klatschte, fand schnell seinen Platz in der staunenden Menge. Vanion ist wirklich ein verflixt guter Geschichtenerzähler. Er könnte wohl selbst die grimmigsten Miesepeter unerhalten, wenn er selbst in der richtigen Stimmung ist. Yorik freute sich, seinen alten Freund so zu sehen, außerdem half es ihm, sich noch mehr mit Vanions Entscheidung abzufinden.
Ja, der frisch gebackene Bauer zweifelte an seiner Entscheidung. Und ja, er war offensichtlich noch nicht bereit, das zuzugeben. Doch Yorik war auch nicht hierher gekommen, um Vanion umzustimmen. Sein Ziel war es nur gewesen, ihn zum Nachdenken anzuregen - und das hatte er offensichtlich geschafft. Zufrieden mit sich selbst bestellte Yorik ein Bier, lächelte seinen alten Gefährten an und lauschte wie er der Sängerin. Dies war ein guter Abend, und ein angemessener Abschied für sie beide.