Es herrschte Stille, während Simon sprach.
So nüchtern er begann, so leidenschaftlich endete er.
Lorainne sah in unverwandt an, als könnte ihn ein Blinzeln stören. Tior selbst schien aus ihm zu sprechen, sie zu mahnen, zu warnen.
Plötzlich schien sie zu verstehen. Seine Leidenschaft, sein Ruhen im Glauben. Er wollte das Wesen Tiors ergründen, und das hatte er. Und nun brachte er das Wort Tiors unter die Leute.
Lorainne lauschte seinen Worten, wie sie es bei Kassos Blutklinge oder Kassandra Wolfgeheul nie gekonnt hätte. Nicht weil sie es nicht gewollt hätte, sondern weil sie nicht ihre Sprache sprachen. Sie sprachen die Sprache der Krieger, denen es nach Blut und Feuer dürstete, nach Sieg und Ruhm. Nicht aber die Sprache eines Ritters, der stets für Ideale kämpfte für die Ehre und Loyalität.
Nachdem er geendet hatte, herrschte Stille. Andächtige Stille.
Sein Blick fing ihren auf, durchschaute sie.
Ruhig begann sie zu sprechen:"Ich danke Dir, für Deine offenen Worte, Simon de Bourvis. Du tust Recht, wenn Du Blanchefleur, Deinem und meinem Lehnsherrn davon berichtest. Du tust Recht damit, wenn Du ihm davon berichtest, dass ich gemordet, mein Wort gebrochen und ihn verraten habe. Und das für meine Hoffnung, die letztlich mich verraten hat. Die Strafe der Götter ereilte mich also schon."
Es bestand kein Zweifel daran, dass sie von Vanion sprach. Der Schmerz saß tief und würde sie so bald nicht aus seinen Krallen entlassen, sondern weiterhin tiefe, blutende Wunden schlagen und Narben hinterlassen. Sein Zeichen in ihrem Herzen.
"du lehrtest mich eines, Frère Simon: Tior nicht darum zu bitten, über meine Feinde zu siegen- denn dann wäre ich seiner nicht würdig. Ich werde ihn auch nicht bitten, mir mehr Feinde zu schicken, dass ich mich seiner würdig erweisen kann, denn Feinde habe ich genug. Doch eines verspreche ich Dir, Frère Simon, schwöre ich vor Tior: Dass meine Feinde stets wissen werden, wer sie bekämpft und dass kein Blut vor Alamar wahrlich Unschuldiger vergossen werden wird."
Sie schaute in die Runde, blickte in die Augen eines jeden Einzelnen, der für sie kämpfte, der für sie bereits sein Blut vergossen hatte.
"Als Vanion de Roquefort noch lebte, versprach ich ihm, dass ich seinen Onkel nicht töten würde. Und in Gedenken an ihn habe ich nicht vor, dieses Wort zu brechen. Denn auch ein Schwur vor ALLEN Göttern bindet mich. Kein unschuldiges Blut zu vergießen und mein Schwert nur zu ziehen, um unschuldiges Leben zu verteidigen."
Und ihres gehörte nicht dazu. Sie hatte sich ebenso schuldig gemacht, wie Savaric de Roquefort.