Diese Frage war ihr unangenehm, aber sie wusste, dass die Heilerin keine Ruhe geben würde, bis sie alles erfahren hatte.
Also schilderte sie ihm die Geschehnisse. Sein mangelndes Vertrauen, sein Fortlaufen und wie er zurückgekehrt war, nur um dann wieder umzudrehen und seinen Onkel zumindest anständig zu begraben.
"Ich habe ihn heute vormittag noch hier getroffen, zufällig auf der Straße. Ich hätte ihn lieber nicht gesehen. Er hatte mir Treue geschworen und diesen Schwur gebrochen. 'Das Vergessen ich nicht. Zudem standen wir uns einst so nah, auch das hat er weggeworfen wie faules Obst. Dadurch, dass er mir das Leben gerettet- seinen Onkel getötet hat, ist diese Schuld abgegolten und ich habe ihm verziehen. Aber ich werde das nicht vergessen. Selbst wenn er mir hätte folgen wollen, so wie Anders und Sophie das tun, freiwillig, ohne Schwur, ich hätte ihm nie wieder so vertraut."
Lorainne zuckte die Schultern. Es gab schließlich nichts mehr dazu zu sagen.
"Es ist besser so. Er wird seinen Weg gehen, ihn ihm steckt viel von einem Ritter, doch ich kann die Aufgabe seiner Ausbildung nicht länger übernehmen- da er mir nicht vertraut. Vielleicht findet er anderswo sein Glück. Und wenn nicht: hier hat er seinen Hof, seine Familie, eine Heimat. Der Weg in meine ist mir verwehrt."
Sie glaubte, dass die Heilerin besonders diese Sehnsucht, nach der Heimat nicht nur verstehen sondern auch teilen konnte, auch wenn ihre Heimat weiter entfernt war, als die Lorainnes.
"Nun sag aber endlich, was hast Du in der zwischenzeit getrieben? Wie geht es Deinem Rudel? Besonders, ehm... Sasha? Weisst Du was geschehen ist?" Sie wollte Jelena nicht beunruhigen, für den Fall dass sie es noch nicht wusste. Doch sie war sich sicher, dass sie immer wusste, oder vielmehr spürte, wenn mit ihrem Rudel etwas nicht in Ordnung war.