Fleur hatte sich auf der Feierlichkeit ständig gefragt, warum die Stimmung so gedrückt, warum der Bräutigam so unglücklich schien. Später erfuhr sie, dass der Graf vor einiger Zeit seine Frau mitsamt dem Erben im Kindbett verloren hatte und empfand Mitleid und Verständnis.
Die Braut hingegen war voll der Freude und des Elans und brachte Licht und Glanz auf die Feier.
Doch immer wieder irritierte die Wäsche- und Leibmagd der Baronin die offensichtliche Abwesenheit an Gesinde. Wo waren bloß die Mägde und Knechte, die Diener und Zofen und Pagen dieser Leute?
Da stand der hohe Herr neben der Barbarin (jedenfalls stellte sich Fleur so eine Barbarin vor) an der Speisetafel und tat sich das Essen höchst selbst auf seinen Teller!
Innerlich zuckte Fleur zusammen und insgeheim schüttelte sie den Kopf. Sowas!
Am kommenden Tage nach der abendlichen Feier hatte die Gräfin die Baronin zum Tee geladen. Natürlich wartete Fleur auch hier auf.
Dann hieß es Abschied nehmen. Fleur freute sich, bald wieder zu ihrer Tochter und in ihr gewohntes Leben zurück zu kommen. Kurz vor der Abfahrt mit dem Schiff fand sie bei einem letzten Spaziergang mit Madame ein kleines, exotisch aussehendes Schneckenhaus, die sie für Amelíe einpackte. Es waren diese kleinen Schätze, über die sich das Mädchen am meisten freute. Es hatte eine eigene kleine, wohlgehütete Truhe, in der es seine Kleinode sammelte.
Die Überfahrt war unangenehm. Es waren zwar keine fiesen Winde da, die die Wellen aufgepeitscht hätten, aber der andauernde Regen sorgte für miese Stimmung bei allen auf dem Schiff. Regnete es gerade nicht, war es empfindlich kalt. Oder das Wetter spielte völlig verrückt und sorgte mit plötzlicher, heftiger Sonneneintrahlung für Kopfschmerzen. Und diese kurzen Phasen reichten nicht mal aus, um das Segel zu trocknen...