Der Tag verlief angenehm ereignislos.
Sie kamen trotz des miesen Wetters gut voran und erreichten am frühen Abend das Gasthaus.
Heimeliges Licht fiel durch die rohhautbespannten Fenster ins Dunkel und große Laternen an der Tür und am Eingang des Stalles luden Reisende zum Verweilen ein. Aus dem Kamin quoll Rauch und verprach einen warmen Innenraum.
Die drei Goldbacher stiegen ächzend von ihren Reittieren und seufzten unisono. Endlich raus aus dem Schmuddelwetter!
"Isch melde uns an, wartet kurz!", sagte Julienne und gab Nesrine die Zügel von Hexe.
Sie verschwand im Gasthaus und kehrte wenige Augenblicke später mit einem Burschen zurück, der sich der Tiere annahm.
Als sie ihre treuen Gefährten sicher und warm im Stall wussten, betraten die Gardisten die Gaststube. Wärme und ein recht hoher Geräuschpegel drängte sich ihnen entgegen. Im Raum stand die Luft. Es roch nach Rauch, Eintopf, Matsch und Menschen. Trotz des Wetters schienen nicht wenige Reisende unterwegs zu sein...
Julienne ging an die Theke, hinter welcher der dicke Wirt Bier zapfte. Die Schankwirtin schlängelte sich mit einem Tablett voller mit Eintopf gefüllter Schalen durch die Leute. Als sie der Neuankömmlinge gewahr wurde, rief sie über das allgemeine Lärmen hinweg, ob sie auch etwas zu Essen haben wollten.
Julienne brauchte die anderen nicht zu fragen. Sie nickte der Frau, die ebenso kräftig war, wie ihr Mann, zu und wandte sich dann an den Wirt.
"Wir brauchön einö Unterkunft für drei."
"Ah ihr seid es wieder! Nur drei, sagt Ihr? Wo habt ihr euren vierten Kameraden gelassen?", fragte der Wirt gut gelaunt.
"Där ist in anderär Rischtung untärwägs.", antwortete die Gardistin. Dann lehnte sie sich vor und murmelte dem Wirt etwas zu.
Dieser blickte kurz auf die beiden anderen Gardisten und nickte dann. "Natürlich. Wie Ihr wünscht."
Er drehte sich zur Türe, die vermutlich in Richtung Küche führte und brüllte nach einer Ygrain.
Eine junge Frau kam herbei geeilt. "Zeig den Leuten ihre Schlafräume. Die Damen in das Zweier-Zimmer, den Herrn in den hinteren Gemeinschaftsraum."
Ygrain nickte folgsam, schnappte sich ein Licht und bat dann die drei Gardisten, hinter ihr her zu gehen.
Die junge Frau stieg die hölzerne Treppe hinauf und wies den Gefährten ihre Zimmer zu.
"Ihr schlaft in diesem Raum.", sagte sie zu Nesrine und Julienne, schloss die Türe auf und machte Platz, damit die beiden das Gemach inspizieren konnten. Es war ein winziges Zimmer mit zwei Betten und einer großen Truhe mit Schloss, in der die Gäste ihre Sachen verstauen konnten. Vor den Betten lagen kleine Teppiche. Das kleine Fenster würde die Aussicht nach vorn zur Front des Hauses zeigen, wenn nicht gerade die Läden geschlossen wären. Auf dem Fenstersims und in einer Nische neben der Tür standen Lampen, die ein wenig Licht in den dunklen Raum bringen würden, sobald die Kerzen darin brannten. Ygrain kümmerte sich sofort darum und erklärte währenddessen, dass sie alsbald Schüsseln mit warmen Wasser und Tücher bringen würde.
Nesrine und Julienne bedankten sich, bekamen den Schlüssel zu dem Zimmer und machten sich daran, es mit ihren wenigen Habseligkeiten einzurichten. Die beiden warfen sich probeweise auf die Betten und bemerkten, dass diese in besserem Zustand waren, als jene, in denen sie bei ihrem letzten Aufenthalt geschlafen hatten.
Im Durchgang vor den Zimmern schritt Ygrain nun zur letzten Tür und bedeutete André ihm zu folgen.
"Für Euch haben wir leider nur noch ein Bett in einem Gemeinschaftsraum...". Sie öffnete die Tür.
"Aber Ihr habt eine Truhe nur für Euch, sodass ihr Eure Sachen sicher einschließen könnt."
Die junge Frau wies auf eines der beiden letzten leeren Betten.
Der durch mehrere Lampen beleuchtete Raum war recht groß, es standen 5 Betten darin. Neben jeder Schlafstatt befand sich eine abschließbare Truhe. Mit drei Fenstern, deren Bespannung aus Rohhaut und den geschlossenen hölzernen Läden nur die fieseste Witterung abhielten, war es etwas kühl in dem Zimmer. Doch sobald alle zu Bett gegangen wären, würden die menschlichen Leiber den Raum rasch aufwärmen. Zudem lagen auf jedem Bett zusätzliche Wolldecken guter Qualität, die ihren Teil gegen die Kälte tun würden.
Auch André wurde eine Schüssel mit warmen Wasser und Tücher versprochen. Dann verschwand Ygrain wieder.