Spätsommer 266 n.J.
Vor ihnen lag einer der vielen niedrigen, sanft geschwungenen Hügel, die für das südliche Caldrien so markant waren. Vanion reiste gerne durch diese Gegend. Mit dem Kennerblick des Bauern hatte er früh den fruchtbaren Boden hier erkannt, und die breiten, langsam dahinfließenden Flüsse waren gut nutzbar zu machen. Wassermühlen fand man hier immer wieder, und insgesamt merkte man den gräflichen Ländereien an, dass der Krieg sie weitestgehend verschont hatte. Hier war kein Salz auf die Felder gestreut worden, kein Feuer hatte hier die Wälder berührt, und die Mauern der Voranenburg selbst waren nicht vom Blut ganz rot gefärbt worden.
Und die Mauern der Voranenburg waren es, die Esta und Vanion erblickten, als sie die Hügelkuppe erreichten. Sie sahen hinab in eine weite Senke, in deren Zentrum sich ein weiterer Hügel erhob, auf dem das trutzige Gemäuer thronte. Der alte Bergfried war zu erkennen, aber auch die neueren Gebäude, die ihn umgaben, und die erst später dazu gekommen waren. Um die Burgmauer herum schmiegten sich die Häuser und Hütten der Stadt aneinander. Die vielen Dächer ließen verwinkelte Gassen erahnen, die sich plötzlich zu weiten Marktplätzen weiteten. Das grün-goldene Banner mit der silbernen Waage darauf flatterte stolz in den blauen Himmel hinein, und auf der großen Straße, die zu einem der Haupttore der Stadt führte, herrschte reger Verkehr: Reisende zu Fuß und zu Pferd, einige Karren, und sogar eine große Kutsche war zu erkennen.
Mit einem frohen Lächeln auf den Lippen drehte sich der Schwanenritter zu Esta um. "Nun? Habe ich zuviel versprochen?"