Mit einem Ächzen ließ sich die Wolfselfe auf die Bank im Langhaus der Askarier fallen und seufzte übertrieben, bevor sie ihren Kopf auf die auf dem Tisch verschränkten Arme fallen ließ.
Die Großmutter hatte sich ins Gebet zurückgezogen und Sasha dabei die Aufgabe gegeben, ihr Anliegen den einzelnen Orden zu unterbreiten.
“Ich glaube ich werde einige der Hohepriester hier nie so wirklich verstehen Shaz.” jammerte sie und ihre Stimme klang dumpf durch den Stoff ihrer Ärmel.
Shaz'Shovah, der Hohepriester Askars und der aktuelle Leiter des Askartempels hier lachte.
“Ach komm, stell dich mal nicht so an, so schlimm sind die doch gar nicht.”
Sasha hob mit einer Leidensmiene den Kopf, die den Hohepriester abermals auflachen lies.
“Oh doch...sind sie. Ich wusste ja, dass das Gespräch mit Mrenva schwierig wird, aber die Priester von Argyle sind...wie soll ich es ausdrücken...nicht von dieser Welt?”
Sie richtete sich wieder auf und warf dem immer noch grinsenden Halbzwerg, der vor ihr stand, einen leicht verzweifelten Blick zu.
“Uuuund zu allem Überfluss soll ich jetzt auch noch eine der Priesterinnen mitnehmen, die den Argyle-Teil der Nordwacht übernehmen kann.
Ich meine, natürlich war es klar, dass das irgendwann wichtig wird, aber gerade jetzt? Das Leben und Reisen in Engonien ist zur Zeit nicht gerade ungefährlich.
Mrenva sagte, dass die Priesterin außerdem, falls ich das Ritual durchziehe…wie nannte sie es? Sicher stellen kann, dass alles mit richtigen Dingen zugeht.”
Sasha lehnte sich mit leicht verkniffenem Gesichtsausdruck in ihrem Stuhl zurück.
“Immerhin ist sie tatsächlich aus Andarra...die kennt das Land und ich denke, sie weiß sich auch zu behaupten.
Stell dir das vor….da sitze ich im ewigen Eis gefühlt am anderen Ende der bekannten Welt und finde eine Andarranerin im eigenen Tempel.”
Sasha war immer noch erstaunt wenn sie an das Gespräch mit der Hohepriesterin Argyles dachte. Mrenva hatte ihr ohne Umschweife ziemlich eindrücklich klar gemacht, dass die Wolfselfe in ihren Augen kein Recht hätte, sich in die Angelenheiten des Rabenordens einzumischen. Die Arbeit mit dem Tod, Seelen und alles was damit zusammen hing war Sache der Argyle-Priester.
Erst als Sasha ihr glaubhaft versichern konnte, dass sie natürlich erst mit den oberen Priestern der Luna reden würde und absolut nichts wegen Jakopp unternehmen würde, wenn diese auch nur den Hauch eines Zweifels äußern würden, hatte Mrenva zufrieden genickt.
Die Hohepriesterin musste Sasha nicht erst erklären, dass sie Mittel und Wege hatte, um Jakopps Seele zu seiner Gottheit zu bringen, notfalls mit Gewalt.
Eigentlich war es tröstlich zu wissen, dass der Nordhund nicht ewig in diesem Zustand würde bleiben müssen, aber diese Methode wollte Sasha nun wirklich nur als allerletzte Option einsetzen.
Und dann hatte Mrenva ihr in einem so plötzlichen Themenwechsel, dass die Wolfselfe die ersten Augenblicke ernsthafte Probleme hatte, zu folgen, eröffnet, dass sie eine der Argyle-Priesterinnen nach Engonien begleiten würde.
Und als sie dann auch noch beiläufig erwähnt hatte, dass diese ursprünglich aus Engonien, also genauer aus Andarra stammte, hatte sie Sasha vollends überrollt.
“Wenn du dieses Vorhaben in die Tat umsetzen willst, wirst du sie eh brauchen. Eigentlich hätte ich sie erst im Sommer zu dir geschickt, wenn das Reisen einfacher wird, aber ich gehe davon aus, dass du als Askarier Jakopp noch im Winter helfen willst.
Falls! Luna zustimmt.”
Der letzte Zusatz wurde von einem scharfen Blick begleitet, dann war die Hohepriesterin mit wehendem schneeweißen Gewand davon gerauscht und hatte Sasha sitzen lassen.
“Sag mal, ist das nicht langsam etwas lästig?”
Shaz deutete auf die Hände von Sasha, die nach wie vor die Gestalt von weiß bepelzten Klauen hatten und riss sie mit der Frage aus ihren Gedanken.
“Willst du nicht langsam mal was dagegen tun?”
Sasha wollte schon ganz automatisch erwidern, dass sie das ja gar nicht kontrollieren könnte, doch sie stockte.
Shaz hatte natürlich Recht. Die Wolfselfe wusste schon seit längerem, dass sie die Verwandlung auslöste und sie somit auch kontrollieren konnte.
In der Theorie zumindest.
Sie war seit Maugrims Tod nicht mehr in der Lage gewesen, ihren Geist so weit zu beruhigen, dass sie auch nur daran hätte denken können, die Verwandlung rückgängig zu machen.
Mehr als ein langgezogenes und wenig intelligent klingendes “Jaaaa…” bekam sie daher nicht heraus.
Der Halbzwerg nickte und grinste dann.
“Alles klar...wir sehen uns wenn der Mond am höchsten steht auf der oberen Mauer. Wäre doch gelacht wenn wir das nicht hinbekommen würden.”
Sie wusste dass er keinen Widerspruch dulden würde.