Der Ratssaal

[Tannjew]

Tannjew betrat den Ratssaal und blickte in fragende Gesichter. "Jeldrik zum Gruße!" Die erwiederten Begrüßungen ignorierend setzte er sich an den Kopf des Tisches und blickte reihum: Da saßen Robert, die Hand des Wojwoden, die Kämmerin Jelena, die drei Kommandanten der Reichsgarde und die Stammesfürsten der Andarraner.

"Wie ihr seht bin ich alleine hier. Sir Gregory verzichtet darauf hier zu erscheinen. Die Lodrier werden morgen noch die Stadt verlassen und in ihre Heimat zurückkehren."

[Jelena]

Jelena sah Tannjew völlig verständnislos an: "Wie bitte? Was soll das heißen, er verzichtet darauf hier zu erscheinen? Er hat mit keinem einzigen von uns ein Wort gewechselt!"

[Engonien NSC]

Kommandant Stephanus knirschte mit den Zähnen und schwieg. Dafür erhob Kommandant Darian, der sonst immer so schweigsam war, die Stimme: "Viel wichtiger noch? Mit welcher Begründung ziehen die Lodrier ab?"

[Engonien NSC]

"Nedra, hilf uns, das ist unser Ende!" stammelte Delwyn, der erbleichte Stammesfürst der Torana, was Fryderyk zu einem hämischen Lächeln verleitete. Die Torana genossen noch nie ein großes Ansehen unter den Kogar. Er hielt sich gespannt zurück.
"Schweig, du weinerlicher Narr," gröhlte schon Korryan, "wir Skaldir haben die Caldrier schon abgeschlachtet, als noch kein jämmerlicher Lodrier seine Füße auf andarranischen Grund gesetzt hatte und werden es auch ohne sie tun! Wer vor dem Feind flüchtet ist kein richtiger Mann!"
Zolthan legte dem Skaldir eine Hand auf die Schulter. "Beruhige dich, alter Weggefährte. Delwyn zeigt unmännliche Angst, aber seine Zweifel sind berechtigt. Die Stadt ist gegen jene Armee, die sich jenseits der Beransader ansammelt, nicht zu halten. Wir Majaren können davonreiten und uns unsere Freiheit bewahren, denn unsere Zelte sind unsere Häuser. Aber was ist mit Gawains Volk?" Er blickte zum ergrauten Mann in den tangaranischen Gewändern eines Händlers auf der anderen Seite der Tafel, der ebenso erschrocken wirkte wie Delwyn. "Die Zerstörung ihrer Heimatstadt steht bevor, wenn wir keine Lösung finden."
Diese Worte schienen Korryan zu beruhigen. Plötzlich war es ganz still im Raum.

[Jelena]

Jelena legte Delwyn beruhigend eine Hand auf die Schulter. Sie kannte das Stammesoberhaupt bereits länger, einer der Gründe weshalb sie manchmal als eine Tochter des Clans reiste.
Sie wandte sich wieder zu Tannjew und wartete wie alle anderen auf eine Erklärung.

[Tannjew]

"Eine wörtliche Begründung habe ich nicht erhalten. Allerdings drehte sich mein Gespräch mit Sir Gregory in erster Linie um den Fall, um den zu klären wir hier zusammen gekommen sind. Er sprach Ablehnung an, die den Lodriern von allen Seiten entgegenschlagen würde. Es stellte sich jedoch heraus, dass offensichtlich niemand im lodrischen Lager wirklich darüber informiert war, wie die Kommandostruktur des Widerstandes hier in Andarra funktioniert. Wie sie das geschafft haben in den vergangenen Monaten an dieser Information vorbeizukommen, ist mir schleierhaft. Ich habe aber von Sir Gregory eine förmliche Entschuldigung für die Verfehlung seiner Männer erhalten und möchte die Sache damit auf sich beruhen lassen."

[Jelena]

Jelena ließ den Kopf in ihre Hände sinken und schüttelte langsam den Kopf.
Ausgerechnet jetzt...
Sie atmete tief durch und setzte ein ausdrucksloses Gesicht auf, während sie die Reaktionen der anderen musterte.

[Engonien NSC]

Erneut war es still im Ratssaal... bis auf das Knirschen von Stephanus Zähnen.

"Das soll eine Begründung sein? Was dachten sie was sie hier erwarten würde? Was sind das für Menschen, diese Lodrier? Haben die überhaupt keinen Verstand?" entfuhr es Kommandant Darian. "Tannjew, Ihr kennt doch die Lodrier und diesen Sir Gregory sehr gut, heißt es. Hättet Ihr deren empfindliches Gemüt und ihre Unzuverlässigkeit nicht voraussehen müssen? Wie konntet Ihr da um deren Unterstützung bitten?"

[Münster]

Robert hörte seit einiger Zeit aufmerksam zu und musterte seine Umgebung mit finsteren Blicken. Der Abzug der Lodrier hatte auch ihn überrascht, vor allem weil er von ihren Dragoons gar nicht mal so eine schlechte Meinung hatte, ein Kompliment, dass Robert nur sehr wenigen Soldaten außerhalb seiner Sturmgrenadiere zudachte.

Während das Gerede fortfährt schlägt er plötzlich mit seiner Faust auf den Tisch, dessen hölzerne Platte einen tiefen Riss davonträgt. Dann poltert er los: "WAS ZUR HÖLLE DENKEN SICH DIESE EIMERKÖPPE EIGENTLICH?! DASS WIR HIER EINEN GROSSEN JAHRMARKT VERANSTALTEN WO JEDER KOMMEN UND GEHEN KANN WIE ES IHM BELIEBT?! WO JEDE VERDAMMTE WEICHFLÖTE VON LODRISCHEM BASTARD SCHALTEN UND WALTEN KANN WIE ES IHM GEFÄLLT?! UND WENN ES IHM DANN NICHT PASST ZIEHT ER DEN SCHWANZ EIN UND RENNT UNTER TRÄNEN WINSELND ZURÜCK IN SEINEN ABORT VON EINEM LAND! ZU BESSEREN ZEITEN WÜRDEN WIR DIESE VERRÄTER EXEKUTIEREN UND IHRE KADAVER AN DIE MAUERN CAER CONWAYS NAGELN!"

Robert schien sich sichtlich schwer beruhigen zu können. Alle Anwesenden hatten bereits von seinem hitzigen Temperament gehört oder es selbst gesehen. Doch dieses Mal schien er mehr wie ein Rachedämon aus finsteren Sagen, denn als der Zwerg, den sie kannten und jeder der Anwesenden konnte sich plötzlich in das Gefühl hineinversetzen, das ein Rekrut verspüren musste, wenn er die ersten Tage seiner Ausbildung zum Soldaten antrat.

Dann sprang Robert unvermittelt auf und stapfte mit knirschenden Zähnen zum Ausgang der Halle. Kurz vor der schweren Holztür hielt er inne und drehte sich noch einmal schwer atmend um.

"Die Politik ist dein Schlachtfeld Tannjew! Ich werde nachsehen, wie es um unsere Truppen bestellt ist. Später am Tage werde ich dich dann nochmals aufsuchen und dir Bericht erstatten. Meine Herrschaften, ich empfehle mich!"

Mit einem Tritt seiner gepanzerten Stiefel öffnet Robert schlagartig die Türe, die Wache ignorierend, die gerade noch auf Seite springen konnte um nicht zwischen Türflügel und Wand eingequetscht zu werden.

[Tannjew]

"Gardist! Richte Robert meinen Befehl aus, er solle unverzüglich zurückkehren und sich beruhigen. Ich habe ihn noch nicht entlassen."

Der Reichsgardist nickte kurz und lief hinaus auf den Flur, um Robert einzuholen.

[Jelena]

Jelena versuchte Tannjews Blick einzufangen.

[Münster]

Draußen auf dem Flur stapfte Robert zielstrebig in Richtung Ausgang, als ihn der Gardist erreichte, der sich mühsam an seine Pflicht errinnern musste, während er in diesem Moment lieber ganz woanders wäre.

"Hauptmann McManahugh? Der Wojwode lässt euch ausrichten, dass ihr in den Saal zurückkehren möget, ähem, Sir."

Wenn Blicke töten könnten, hätte es den Gardisten wohl in Fetzen gerissen. Mißmutig nickte Robert ihm zu, drehte sich auf dem Hacken herum und marschierte zurück in den Saal. Dort angekommen salutiert er vor Tannjew mit den Worten: "Melde mich, wie Euer Exzellenz befohlen", bevor er sich wieder auf seinen Stuhl fallen lässt.

[Tannjew]

"Setz dich. Wir sind noch nicht fertig. Kämmerin, wolltet Ihr noch etwas sagen?"

[Jelena]

Jelena warf Robert einen merkwürdigen Blick zu, den wohl nur er deuten konnte, bevor sie sich wieder an Tannjew wandte: "Wir wissen nun alle, was wir von den Lodriern zu halten haben. Viel wichtiger als unziemliches Poltern," hier ging wieder ein warnender Blick zu Robert, "sollte die Frage sein, wir wir es nun schaffen die Lücke in unserer Verteidigung zu schließen."

[Münster]

Die Lehne seines Sessels knirschte merklich, während sich Roberts Knöchel weiß färbten. Er warf Jelena einen Blick zu der nur eines bedeutete, "treib es nicht zu weit!".