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Der Treck gen Norden - 2. Teil

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Auranius:
Auranius hatte in der Zeit das Feuer in Gang gebracht und schaute hinüber zu Jelena und Luthor. Er entschloss sich etwas näher an sie heran zu gehen, falls sie etwas Hilfe gebrauchen sollten.

Jelena:
Die nächsten Stunden dehnten sich in die Ewigkeit und jeder Augenblick davon wurde verzweifelter und blutiger.
Die Nacht war bereits vorangeschritten und die Gebährende erschöpfte sich in einem nutzlosen Kampf, während das Leben Tropfen für Tropfen aus ihr heraussickerte.
Jelena war inzwischen völlig grau im Gesicht und schien sich nur durch reine Willenskraft auf den Beinen und bei Bewußtsein zu halten. Sie kämpfte verzweifelt darum das Kind durch die Geburt zu leiten, aber es hatte sich mit einer Schulter im Becken der Mutter verkeilt und es ging weder vor noch zurück.
Der Vater war irgendwann von anderen Flüchtlingen beiseite genommen und besinnungslos betrunken gemacht worden.
Jelena sah Luthor ausdruckslos an: "Mutter oder Kind?"

Luthor Kaaen:
Daraufhin sah er sie entgeistert an, blass wie der Mond, der hinter schweren Wolken immer wieder hervorlukte. "Mutter oder Kind?" stammelte er ihr fassungslos nach "Meisterin, wer entscheiden solche Fragen??" Er wagte es nicht, zu ihrem Problem zu schauen. Doch in seinem Kopf arbeitete es bereits. Die Frau würde hoffnungslos geschwächt sein, dazu noch geistig instabil, da ihr Kind sterben würde. Auf der anderen Seite hätte das Kleine wenig Chancen zu überleben, es war kalt, sie waren auf der Flucht und beide Lebewesen könnten ihr Vorrankommen erschweren und sogar zum Scheitern bringen.

"Was denkt Ihr?" meinte er dann fast bettelnd. Tränen standen ihm in den Augen.

Jelena:
"Sie hat zu viel Blut verloren. Wenn wir das Kind jetzt holen, dann hat es eine Möglichkeit zu überleben. In der Feste wird sich jemand finden, der es annimmt, falls der Vater es nicht schafft."
Jelenas Stimme klang ruhig, mechanisch, so als würde sie eine vorher festgelegte Rolle in einem Stück sprechen. Nur, dass dies hier kein Spiel war.

Sie nahm eines der Skalpelle zur Hand und bedeutete ihrem Lehrling die Lampe hoch zu halten.

"Sieh genau hin, Luthor, so schwer es auch ist, du musst lernen..."
Jelena arbeitete schnell und konzentriert, schnitt durch die Muskeln und schließlich die Schichten die das Kind umschlossen. Mit einem Ruck nahm sie das Neugeborene an den Beinen und befreite es aus dem Körper der Mutter. Sie legte das Kind in die Arme einer der Frauen, die sich sofort daran machten es abzurubbeln. Bereits kurz darauf war ein schwaches Quäken zu hören, offenbar war es für das Kind gerade rechtzeitig gewesen.
Jelena nahm Nadel und Faden in die Hand um die Gewebe und Muskeln zusammenzufügen, aber es war zu spät. Ihr Atem war immer flacher geworden und bald darauf ganz verstummt.

Luthor Kaaen:
Er zwang sich, den Blick auf das Geschehen zu richten, so schwer es auch war, aber als das glühende Metall die Haut, Muskeln und das Fleisch der Frau zerschnitt, um ein neues Leben herauszuziehen, arbeitete sich ein Würgerreiz von tief unten in seinem Magen bis zu seiner Kehle hinauf, was ihm nur knapp gelang, hustend wieder herunterzuzwingen. Er hatte in seiner vergleichsweise zu anderen Völkern kurzen Zeit schon viel gesehen. Klaffende Wunden, schlimme Knochenbrüche und verbrannte Leiber, Menschen,die in ihrem Blut und Erbrochenen lagen und mit keuchender Stimme um ihr Leben bettelten, all das hatte sich im Laufe in sein Gehirn gebrannt und manchmal sah er es nachts. Doch er hatte gelernt, damit halbwegs zu leben.
DIES allerdings war ihm etwas zu viel. Er kniff die Augen zusammen, versuchte regelmäßig zu atmen und lehnte sich dann vor, um eine Hand der Sterbenen zu greifen, ihr über die Stirn zu fahren.
Teils, um ihr in den letzten Momenten des Lebens beizustehen, teils um sich auch etwas von ihrem Anblick zu befreien und sich auf das wächserne Gesicht zu konzentrieren.

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