Zu Besuch in Jelenas Kontor

[Rogar]

Ob sie jetzt irgendwas aus der Sache gelernt hatte, war Ihm unklar. Sollte er sie umarmen, sie kannte Ihn gut genug, das Ihm Schmerz und Trauer ein Begriff waren. Aber sie wußte auch, Ihn nährte dies. Ihm ging es gut dabei auf keiner Seite zu stehen, sondern seine stetig neu zu wählen.In seinem Kopf, er lebte, er funktionierte nicht nur, seitdem er das erkannt hatte, sondern er gestaltete es, zugegeben in einem verschwindend kleinem Rahmen.
 
"Jelena du bist aber schon groß und lange kein Kind mehr. Auch ich hab mich vom Glauben lange aufressen lassen, meine Seele ist heute noch schwarz. Wenn ich hingehen würde und eintausend Mann schone, würde ich nie eines der Leben zurück bringen, die ich Ihm geopfert hab. Manche sehen Ihn als Gut an, viele sehen den Gott des Krieges als bösen Drahtzieher und blutrünstig an. Lass dir gesagt sein, das Tior nicht wählt oder abwägt. Die welche es sich nehmen, denen gebürt sein Ansehen. Ihn Interessiert es wenig, wie dein Leben war, wenn es endet legst du Rechenschaft ab. Im Totenreich sind alle gleich, dort erfährt jeder wie die Götter, dich als Figur auf Ihrem Spielfeld eingesetzt haben."

"Also bitte besinne dich zu dem Leben, ich wurde hier in die Welt gesetzt um manches zu rauben. Du wurdest hierhin gesetzt um manche in der Welt zu halten. Uns beiden könnte man nachsagen, das man damit in Ihr Geschick eingreift, aber vertrau mir, sie haben das lange vorher entschieden. Tior hat mich nicht besonders klug gemacht, auch nicht besonders groß und stark, aber trotzdem gewährt er mir mein Leben in dieser Welt. Niemand hat mich erschlagen können, bis heute. Deiner Göttin nützt es wirklich wenig, wenn du dich opferst. Du musst einen Weg finden und dafür ist es lange Zeit gewesen. Dein Gewissen in ordentliche Bahnen zu lenken ohne dich selbst zu opfern. Ich bin mir zwar nicht sicher, aber ich denke Menschenopfer braucht SIE nicht. Da bist du mit eingeschlossen. Lass etwas ruhen. Indem du deine Schüler lehrst tust du das was ich mit Straßenjungen gemacht habe, ich habe sie zu Kämpfern gemacht. Manche sind schlau, manche effektiv, andre stark und manche verschlagen. Aber sie haben nun ein Ziel, setz dir auch eines, eines welches du lebend erreichen kannst. Schenk Ihnen die Gabe zu heilen, verpaß Ihnen heilende Hände. Nur zwei gute Schüler werden schon mehr ausrichten in einem Leben, als du allein. Konzentrier dich auf das was wichtig ist. Wenn das diese Amputationsanlagen auf den Plätzen sind, ist dort Ihre Schule. Aber nicht dein Totenanger, sondern der von anderen."

"Du bist immer für Disziplin gewesen, ich nie so besonders. Also halt dich an deine eigenen Spielregeln und hör auf zu heulen Frau. Am ende sieht das einer.Was glaubst du wer du bist, nimm dich gefälligst zusammen."  

[Jelena]

Jelena grinste durch ihre Tränen hindurch und stand auf. Sie zog eine Flasche hinter dem Geschirr eines Regals hervor und stellte zwei tönerne Schnapsbecher auf den Tisch. Sie goß großzügig ein, nahm ihren und prostete Rogar zu:
"Auf das Leben!"

[Rogar]

"In diesem Fall, auf das Leben!"

"Aber ich warne dich das zu vergessen!"

[Jelena]

Die Heilerin stürzte den Alkohol herunter und füllte nach:
"Sei nicht so überheblich, alter Mann! Vergiss nicht wer dich gelehrt hat zu Leben."

[Rogar]

"Der letzte Jelena, ich muss morgen irgendwie meine Sinne zusammen kriegen. In dem Päckchen findest du 10 Pfund besten caldrischen Hornochsen, mit Empfehlung vom Hundekaiser. Ich werde hier und dort morgen die Beuteanteile verhandeln. Aber ich hab persönlich eh schon was mich interessiert. Mehr reizt mich zu erfahren ob jemand Zahlungskräftiges da ist. Der vielleicht einen Auftrag für einen alten Mann hat.
Ansonsten könnte es bald sein, dass ich mich um meine eigenen Geschäfte kümmern muss. Etwas hier und etwas dort."

"Mal sehen was die Tavernen so sagen. Vielleicht ergibt sich ja was."

[Jelena]

Jelena stutzte und sah sich Rogar noch einmal genau an:
"Jetzt weiß ich, dass wirklich etwas nicht stimmt! Seit wann scheust du den Alkohol?"
Ihr Blick wanderte zu dem Paket und sie sah etwas verwirrt aus:
"Hast du da jemandes Kopf drin?"

[Rogar]

"Also falls du auf das Geschenk für Brin anspielst, nein. Da ist tatsächlich Fleisch drin. Sagen wir mal so, es gibt hier wirklich ausgesprochen viele Führer, aber irgendwie fehlt mir schon ne anständige Truppe. Außerdem kann ich es mir nicht leisten, auf meinen Schädel gibt es immernoch Kopfgeld. Auch wenn ich meine Spuren gut verwischt hab, es wird wie immer Zeit den Ort und Stelle zu wechseln. Wobei mir der letzte vor etwa 15 Monden quer kam. Nichts was Aufschluss gab, aber ein Meuchler der mir ebenwürdig war. Ein ausgebildeter, 2 berittene Geleit damals schätze ich. In Silvanaja haben sie meine Fährte damals verloren. Außerdem gefällt mir nicht da sie altgläubige jagen. Die meisten trauen sich nicht, aber einer wird kommen der sich messen will und das will ich am besten nach meinen Regeln klären."

"Ich bin Jäger und gejagter in meinem Land und in meinem Glauben, das ist nicht gut und duldet keine Unaufmerksamkeit.
Du hast bestimmt mitbekommen das sie die alten Priester jagen und du hast gesehn sie messen sich.
Aber ich verstehe den Sinn nicht, denn sie sind und bleiben wankelmütig die Tiorsdiener.
Das gefällt mir nicht."

[Jelena]

"Wankelmütig? Am Arsch, Rogar! Du warst nicht hier, als Kassandra Wolfsgeheul Tiors Segen auf Fanada herabbeschwor."
Jelena schauderte, als sie an das Herzblut dachte, das in Rinnsalen herabrann und von den Flammen verschlungen wurde. Sie kippte den Wodka herunter und schüttete sich mit zitternden Händen den nächsten ein. Sie war auf dem Marktplatz gewesen und hatte seine Anwesenheit gespürt, seinen Ruf...
Sie schüttelte sich.
"Die Frau ist mächtig und mir wär wohl, ich würd ihr nie wieder über den Weg laufen."

[Rogar]

"Es ging um Fanada, was meinst du welche Söldnerseele immerhin dreizehn Fremde überzeugte. Wer hat scheiß Kerzen ausgegeben in einer Taverne vor der Stadt, wer hat an der Tür gesiebt. Bin ich sonst so romantisch veranlagt." erwiderte er kühl "Aber wenn du..." kurz zögerte er, krazte sich im kurzen Bart, Ihm war etwas aufgefallen. Wie der Blitz beim scheißen, hatte es Ihn erwischt.

Ruhig und entspannt sah er sie an. "Du hast recht, etwas gibt es noch zu tun für mich, es gibt immer etwas. Du siehst nicht gut aus, also geh ins Bett, wir sprechen uns morgen früh."

[Jelena]

Jelena sah ihn lauernd an, entschied aber offenbar, dass sie es gar nicht wissen wollte.
"Wie ich dich kenne, willst du bei den Pferden schlafen. Ich habe nichts dagegen, im Sattelraum findest du einen Stapel Decken, den auch die Stallburschen benutzen. Wenn du frühstücken willst, dann frag Anica, sie ist ab Morgengrauen wach. Geh um der Liebe Zlaticas willen nicht alleine in die Speisekammer! Sie ist zwar eine treue Seele, aber da könnte es sein, dass du dein blaues Wunder erlebst."
Sie grinste und räumte den Esstisch ab, bevor sie eine Kerze für sich und eine kleine Laterne für Rogar entzündete.
"Erledige, was du auch zu erledigen hast und melde dich, bevor du wieder verschwindest. Ich habe vor eine Reise in den Norden zu machen, vielleicht willst du ja in gewisse Geschäfte einsteigen?"

[Rogar]

"Mist, du kennst mich schon zu lang. Ich nehm nur ein paar Äpfel mit, ansonsten hab ich genug. Ich werd das ganze Zeug mal auf Vordermann bringen. Nachdem ich mich dann in einem Zuber versenkt hab, komme ich wider. Ich wette in dieser Stadt gibt es genug Frauen die nähen können. Eine Reise in den Norden klingt nach Ärger, den man am besten umgeht. Nunja wenn es dir wichtig ist, versuche ich mir die Zeit zu nehmen."

"Bis wahrscheinlich morgen abend, oder wir Essen am Flinken Frettchen zu Mittag. Ich hab rein zufällig was von Wildente gehört.
Die wollt ich mir nicht entgehen lassen wo grad Saison ist."

[Jelena]

"Mehr als genug, und seitdem die Andarranerinnen da sind auch jene, die Geschmack haben. Ich will nach Stejark, ich habe vor den Handel über See laufen zu lassen. Ich brauche zuverlässige Leute, die die Lieferungen dorthin beschützen. Überleg es dir."
Jelena gähnte und griff sich ihre Kerze.
"Ich gehe wieder ins Bett, schick mir nen Boten wenn du im Frettchen bist, ich werde sehen ob ich dazustosse. Nacht, Rogar!"

[Rogar]

"Gute Nacht"

[Jelena]

Jelena tappte mit bloßen Füßen über die Holzdielen und winkte Rogar noch einmal zu, bevor sie vorsichtig die Stufen zu ihrem Schafzimmer hochstieg. Es dauerte keinen Augenblick und sie war wieder in einen traumlosen Schlaf gesunken.

[Rogar]

Am nächsten Morgen, zu un-alamarscher Stunde bereits, kroch Rogar aus den Decken im Stall. Eine jungfräuliche kniehohe Schneeschicht bedeckte den Innenhof als Rogar ein paar Äpfel verfütterte und der Dunkelfüchsin das frisch gefettete Zeug anlegte. Der Knecht hatte sich eine recht zierliche Axt ausgesucht und es mitten in der Nacht irgendwie geschafft eine dicke wattierte Pferdedecke zu organisieren. Diese musterte Rogar unter argwöhnischen Augen des Knechtes, doch es schien das ein paar kleine Löcher und einige Blutspuren in der hellen Decke nicht entscheidend die Funktion beeinflußten. Der Tauschhandel wurde mit Handschlag besiegelt als Rogar das Kontor verließ und er Ihm das Tor schloss.