Das war nicht mehr Fanada. Jedenfalls nicht das Fanada, was Luthor kennen gelernt hatte. Als er mit seiner Meisterin aus der Nordfeste hierher gekommen war, eröffnete sich die größte Stadt, die er jemals gesehen hatte. Zwar gab es damals schon Flüchtlinge aus Caer Conway, die sich in der Stadt aufgehalten hatten doch nun ertranken die Plätze und Straßen förmlich in den Massen. In der Zeit, in der sie in Montralur gewesen waren, hatte sich allerdings scheinbar viel verändert ....
Mit größter Mühe entkam er dem Gewühl auf den Marktplätzen und brachte es dabei sogar fertig, den Beutel mit den Besorgungen nicht zu verlieren.
Mit einem Stirnrunzeln und einer dunklen Vorahnung angesichts all der Menschen machte er sich auf den Rückweg zu dem Kontor, der sowas wie sein Zuhause geworden war. Den Weg von den Märkten zu dem Gebäude kannte er nun fast im Schlaf. Als er so seinen Gedanken nachhing, kam ihn eine Gruppe von Menschen entgegen, die aufgeregt miteinander redeten.
""Der Kaiser nimmt die Herausforderung aus Lodrien an und hat die Omega Legion nach Lodrien entsannt. Momentan befinden sich die Tausend Mann mitsammt ihrem Troß auf dem Weg durch Tangara um über Fanada und den Rothornpass nach Lodrien aufzubrechen. Eine andere Armee befindet sich auf dem Weg durch Andarra um Lodrien von Norden aus anzugreifen."
Der Name der Stadt bewirkte, dass sich eine kalte Hand um sein Herz legte und mit der Kraft der Angst langsam zudrückte. Der Lupus Umbra marschierte! Und sei das nicht Grund zur Sorge genug, würde wohl oder übel Fanada auf seinem Weg liegen!
Seine Stiefel liefen schneller über die Straßen, den Beutel fest unter seinem Arm festgeklemmt. Keuchend erreichte er den Kontor, überging diesmal die mürrische Haushälterin, rutschte den Flur entlang, die Küche hindurch und die Treppe hinauf. Dort holte er Luft, um nicht allzu außer Atem vor seine Meisterin zu treten und betrat etwas gefasster das Scriptorium. Zu dieser Zeit empfing seine Meisterin Krankenbesuche, und auch diesmal war sie dort.
Den Beutel, immer noch unter seinem Arm, völlig vergessen, klopfte er gegen die Wand neben dem schweren Vorhang der die beiden Räumlichkeiten voneinander trennte und steckte den Kopf in den Raum.
"Meisterin ... verzeiht ..." begann er.