Der Städtebund von Tangara > Fanada

Das Kontor - nach dem Krieg

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Wassilij:
Wassilij nickte. "Eine gute Entscheidung! Von Euch beiden. Ich denke, es wird ihm viel bringen und er wird endlich von einem Kämpfer zu einem Krieger. Es wäre ein wünschenswerter Schritt und gut für Euch beide."

Jelena:
Jelena stemmte die Rechte in die Hüfte und sah Wassilji mit einem stechenden Blick an, der unmissverständlich klar machte, dass sie seine Meinung nicht teilte:
"Das war das Gönnerhafteste, das du in letzter Zeit von dir gegeben hast, Wassilji, und ich hätte nicht übel Lust dir eins überzubraten! Gerhardt ist ein Krieger und er ist es in manchen Punkten sogar mehr als du! Woher willst du wissen was für ihn oder mich gut sein wird? Hm? Ich will dir sagen, was es ganz bestimmt nicht ist! Und dazu gehört das wir nun, wo wir endlich Zeit miteinander verbringen könnten ohne von Schlachtfeld zu Schlachtfeld zu hetzen, wir es aus irgendwelchen idiotischen Gründen nicht tun!"

Wassilij:
Wassilij schüttelte den Kopf. "Ihr miss versteht mich. Ich habe eine ganze Menge respekt vor Gerhardt und seinen kämpferischen Fähigkeiten. Aber ich frage mich, ob er sich selbst über seine Beweggründe in manchen Situationen im klaren ist."


Der junge Krieger kratzte sich am Kinn und überlegte eine Zeit lang ob er nicht zu viel gesagt hatte. Aber er fuhr fort:" Ich ergreife beinahe jede Möglichkeit und ohne Zweifel finden viele Anstoß daran, wenn sie es wüssten. Was ich aber bei Gerhard meine, ist sein schneller Griff zur Gewalttätigkeit, um Gefangene zu Verhören."

Jelena:
Jelenas Schultern sackten ab und sie erinnerte sich an jenen höllisch heißen Tag in den Wäldern als sie auf der Suche nach Gorix Richtung Norden gereist waren. An den Geruch nach Blut, der sich in ihren Haaren festgesetzt hatte, an das Zittern ihrer Hände als sie das Bein des Verwundeten richtete, obwohl sie wusste, dass er die nächste Stunde nicht überleben würde.
An den Blick in Gerhardts Augen als er sein Messer abwischte.

"Er hat nichts getan was du und andere nicht auch getan haben."

Lilac:
Jenna saß auf einem Schemel an einem sonnigen Fleck und mühte sich, die neuesten Flecken aus Mallas Lätzchen zu schrubben. Die Kleine bekam jetzt zunehmend Breikost, hatte ihre ersten zwei Zähnchen und begann, sich rollend fortzubewegen. Auch jetzt lag sie quietschend und lallend auf einer Decke zu Füßen ihrer Mutter und spielte mit einem Filzspielzeug.
Jennas Gedanken schweiften ab...
Sie war nun schon einige Zeit bei Jelena - doch würde die Meistrin sie auch weiter behalten wollen, jetzt, da sie in Fanada waren? Hier hatte sie schließlich einen kompletten Haushalt und benötigte wohl keine weitere Magd...
Natürlich hatte man Arbeiten für sie gefunden - sie hatte überall mit angepackt, wo ihre Hilfe erwünscht war. Sie hatte Holz gehackt, Wasser gekocht, Wäsche gewaschen, in der Küche geholfen, Dinge aufgeräumt, gespült, aus altem Leinen Verbände gerissen...
Doch hatte sie immer sehr viel Zeit für sich und Malla gehabt - mehr, als ihr früher zur Verfügung gestanden hatte. Oft war sie im Anwesen herumgewandert, hatte den Reichtum der Heilerin bewundert, die kostbaren Einrichtungsgegenstände, die erlesenen Handelsgüter bestaunt.
Immer wieder war sie bei den Pferden gelandet. Sie wünschte sich, Jabucica und Djecak wären hier. Sie würde Jelena beknieen, den beiden eine Anstellung in ihrem Stall zu geben, würde auf ihren eigenen Lohn verzichten, damit die beiden diese Chance bekämen! Wenn sie doch nur wüsste, wie es den beiden ergangen war?! Hatten sie die Kämpfe überlebt? War Jabucica womöglich bereits vom Vater verheiratet worden, so, wie er es mit ihr vorgehabt hatte? Hatte man sie ihrer Freiheit beraubt, zu gehen, wohin sie wollte und mit den wildesten Pferden Freundschaft zu schließen? Hatte man Djecak womöglich in eine Lehrstelle gezwängt, in die er nicht passte? Gerade er - der er doch so zart und sensibel war, dessen Stärke in seinem sanften Umgang mit jedem Tier lag... Was war aus diesen beiden geworden?
Sie konnte mit niemandem darüber reden, konnte nicht nachforschen, konnte keine Nachricht schicken... und es zeriss ihr schier das Herz!

Eine einsame Träne lief Jenna über das Gesicht, während sie weiter über einen Fleck auf dem Lätzchen schrubbte, der schon gar nicht mehr zu sehen war...

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