Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Gruppen auf Reisen im In- und Ausland

Auf dem Weg nach Bourvis

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Vanion:
Vanion seufzte.
"Gibt es denn nur noch schwermütige Themen? Über Tailon Orikos wollt Ihr mir nichts erzählen, etwas Trauriges ist dort passiert. Irgendetwas hat es mit Leah auf sich, auch das stimmt Euch nicht gerade froh. Simon .. tja, ... da fehlen mir die Worte. Ich kann Euch nur eines sagen: dieses ganze Szivarsgeflüster ist - einfach nur Geflüster. Hört nicht drauf. So manche Lüge mag in Erfüllung gegangen sein, doch längst nicht jede. Lasst den Kopf nicht hängen!" Vanion verstummte, er betrachtete Lorainnes niedergeschlagenen Gesichtsausdruck.
"Soll ich Euch mal ein paar der Geschichten erzählen, die ich aufgeschnappt habe?"

Mel:
Lorainne runzelte die Stirn, woher wusste er von den Szivarsstimmen?
"Vanion, WIE kommst Du darauf, dass Szivarsstimmen zu mir gesprochen haben? WAS weisst Du über die Dinge, die bei Tailon Orikos geschehen sind?"

Vanion:
"Rein gar nichts. Aber.. als die Sturmrufer in Tiefensee verstarben, brauchte ich lange, um über ihren Tod hinwegzukommen. Sie waren die ersten Freunde, die ich in Engonien und im Pilgerzug fand. Ich gab Damian damals die Schuld, und den Wächtern... es hat lange Gespräche gebraucht, bis ich verstanden habe, dass meine Annahmen ein einziger Fehlgriff waren. Kadegar erzählte mir damals, dass viele in Tiefensee, viele der Wächter auch Stimmen in ihrem Kopf hörten." Vanion sah Lorainne scharf an. "Und Ihr wollt nicht über Tailon Orikos reden, wo es doch wieder gegen den Täuscher ging, und seid schwermütig, als ob die Last der gesamten Welt allein auf Euren Schultern ruhen würde. Ich bin nicht ganz dumm, ma chevalière - genausowenig, wie ich blind oder taub bin."

Mel:
"Es ist nicht die Last der Welt, vielmehr die Last vieler Tode!"
Lorainne starrte ins Feuer und sah vor ihrem geistigen Auge Wassilij, der sich mit dem Stirnreif einen Weg bahnte und sie ihm dabei half, zum Portal zu kommen. Sie dachte an Wydh, die niemanden mehr erkannte und an Luthur, wie sie ihn eher tot als lebendig mit Sasha aus den Ruinen getragen hatte.
Ihre Stimmer war belegt, als sie erneut das Wort ergriff: "Weisst Du, ich wollte nie etwas anderes sein als Ritter. Ich hatte immer Angst, etwas im Leben zu verpassen, wenn ich den Platz einnehmen würde, der mir als Frau gebührt. Aber das Rittertum ist überhaupt nicht so, wie in den Legenden und Erzählungen. Es ist kein grosses Abendteuer, es ist... oft grausam, weil Du deinen Lehnseid erfüllen musst und dadurch Befehle ausführst, die Dir nicht gefallen. Und es lastet viel Verantwortung auf Deinen Schultern, die musst für Deine Männer sorgen, sehen, dass sie genug zu essen haben, dass sie Waffen haben, mit denen sie kämpfen können, dass sie warme Wolle für den Winter haben. Wenn Du dich um all dieses Sachen kümmerst, werden sie dir treu ergeben sein, aber hin und wieder musst Du auch Deine Männer bestrafen, wenn sie wieder irgendeinen Unfug treiben..."
Lorainne lächelte: "Ich trage gerne diese Verantwortung, denn diese Männer sind in den letzten Jahren meine Familie gewesen. Und jetzt, wo der Krieg vorbei ist, ziehen sie weiter oder gehen nach Hause. Viele meiner Freunde, stehen auf anderen Seiten, als ich... Was ist, wenn wieder ein Krieg ausbricht? Soll ich dann gegen sie kämpfen? Manchmal wäre das alles leichter zu ertragen, wenn ich jemanden um Rat fragen könnte, aber Simon... er kann mir leider keinen Rat geben, und vielleicht wird er das auch nie mehr. C´est la vie!"

Vanion:
"Simon hat nach dem Sieg vor den Toren Engoniens mit mir angestoßen. Er trank auf Jeldrik, und grüßte mich als seinen Freund. Das letzte Mal, wie er damals sagte. Er sah den Bürgerkrieg kommen, er rechnete fest damit. Wir werden erst nach dem Winter wissen, ob er Recht behalten wird."
Vanion stocherte mit einem Stock im Feuer herum.
"Weißt du, diejenigen, die wir verlieren, dürfen uns nicht erschrecken. Früher oder später sterben wir alle. Und wenn ich eines aus dem Tod der Sturmrufer gelernt habe, dann doch das, dass wir uns niemals in der Vergangenheit verlieren dürfen. Wir träumen von besseren Welten, Lorainne, und verlieren uns in den Gesichtern unserer Weggefährten, die für unsere Träume gestorben sind. Dabei sollten wir doch lieber in die Zukunft schaun! Schau dir Leah an, schau dir die Menschen an, die nun nicht länger unter Konars Joch stehen! Schau in die leuchtenden Augen all jener, die in Engonia den Sieg ausrufen konnten, betrachte den Zusammenhalt unter den Pilgerzüglern! All das gibt es, und noch viel mehr! Wir sehen Sonnenuntergänge, wir sehen, wie ein todkranker Mensch seine Liebsten umarmt, wir sehen Mütter, die ihre Kinder versorgen. Alles so simple Anblicke, und doch ist das das Schönste, was ich jemals sah! Und wir Ritter sind die strahlenden Gestalten, die all das schützen und es zur Not wiederherstellen! Nur trifft auch der strahlendste Ritter irgendwann auf die Realität - sei es durch Jelena, die einem mit Brachialgewalt zeigt, dass die Realität weh tut, sei es dadurch, dass man an seine Grenzen stößt und nicht mehr weiter weiß...oder eben dadurch, dass Freunde und Verwandte sterben. Ich kann Euch bestimmt keinen Rat geben, ma chevalière. Ich hab zu wenig gesehen, und Ihr seid nicht vollkommen offen zu mir - weder, worüber Ihr ganz konkret einen Rat braucht, noch in ... anderen Dingen. Aber das braucht Ihr natürlich auch nicht, pardonnez-moi. Ich kann Euch nur sagen, dass Trauer einem den Rücken stärken kann - oder dass Euer Rücken irgendwann unter der Last bricht. Nur, wieviel wollt Ihr euch aufbürden? C'est seulement votre decision."

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