Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium

Hochzeitsvorbereitungen - die Reise nach Grenzbrück 262 n.J.

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Lilac:
Unterdessen im Zimmer zwei Räume weiter:
Fleur verzweifelte langsam mit der Situation - wann immer sie den abgerissenen Faden endlich in das Nadelöhr ihrer feinsten Beinnadel gepfriemelt hatte, kam Amelie und machte ihre Bemühungen wieder zu nichte. Natürlich meinte das kleine Mädchen es nicht bös - 15 Mondläufe hatte sie inzwischen erlebt, und nun musste sie ihre neue Fähigkeit des Laufens ausnutzen und ihrer Mama immer neue Entdeckungen bringen...
Dass diese deswegen eine in Mitleidenschaft gezogene Applikation am Prunkkleid der Baronin nicht flicken konnte, war ihr völlig gleichgültig.
Fleur fluchte auf die Truhe, in der sich ein Holzspan abgespalten und damit das Kleid während des Transportes beschädigt hatte. Sie fluchte auf sich, weil sie dies nicht beim Einpacken bemerkt hatte. Sie fluchte - wenn auch insgeheim - auf das Kind, dass noch nicht alt genug war, als das man ihm die Situation hätte erklären können. Sie fluchte erneut auf sich, weil sie weiterhin die Großzügigkeit der Baronin nutzte, um Amelie nicht in Goldbach zurücklassen zu müssen. Sie fluchte auf das schlechte Licht im Raum, auf den abgerissenen Faden und auf die Notwendigkeit, die zierlichste Nadel nehmen zu müssen, die in ihrem Besitz war. Und wo sie grade dabei war, fluchte sie auf die Situation in Donnerheim - die Beengtheit, die strenge Etikette und die verfluchte winterliche Kälte. Noch dazu war der ganze Komplex derart verwinkelt und die Wege so lang, dass alles Ewigkeiten dauerte. Egal was man besorgen musste.
Seufzend startete sie einen erneuten Versuch...

Soraya:
Élodie war so erleichtert, dass sie scheinbar alles richtig gemacht hat und die Baronin nicht verärgert hat, dass sie deren Husten gar nicht mitbekam. Stattdessen verneigte sie sie höflich erneut, als sie Lorainne offiziell vorgestellt wurde.
"Chevalier? Aber sie ist doch eine Frau!", dachte sie dabei. Nunja... Die Baronin würde sicherlich wissen, was sie tut.

"Bien sûr, Baronne!" Mit einem letzten Knicks verließ Élodie wieder das Zimmer und machte sich auf den neuen Irrweg zum Eingang. Die Gepäckkiste war wahrscheinlich immer noch bei der Kutsche. Ein Stallbursche überreichte ihr diese und Élodie schleppte sie mühsam die ganzen Treppen wieder hinauf.
Mit dem Ellenbogen öffnete sie die Tür zu ihrem und Fleurs Zimmer und stellte mit einem lauten "RUMMS" die Kiste auf dem Boden ab. "Ouf! Putain de merde, is das Ding schwer. Oh, Salut Fleur, excuse-moi. Ça va?"

Mel:
Lorainne war über Elodies Auftreten leicht amüsiert- zu sehr erinnerte sie sie an sich selber, als sie als Mündel der Baronin nach Goldbach kam und all das zu lernen hatte, was Simon ihr nicht beizubringen vermochte.
"Merci Elodies, merci beaucoup. Je pense que je souhaite mettre la robe verte à le mariage. Eh... et Fleur? Comment va-t-elle? Et la petite Amelie?" fragte sie an die Baronin gewandt, als Élodie das Zimmer verliess.

Soraya:
Élodie schloß die Tür hinter sich und öffnete die Truhe. Vorsichtig hob sie ein Kleidungsstück nach dem anderen heraus, und fand davon einige nicht für eine Dame am Hof geeignet. Aber la chevallière war scheinbar auch keine gewöhnliche Dame. Und sie war ein Mündel der Baronin gwesen. Sie schüttelte leicht den Kopf und packte ein Hemd auf den Stapel neben der Truhe. Ziemlich weit unten fand sie endlich ein grünes Kleid. Das musste es wohl sein. Es sah schon länger nicht mehr getragen aus, ein paar kleine Fäden hatten sich gelöst. Aber prinzipiell nichts, was Fleur nicht wieder hinbekommen sollte.
Sie legte es beiseite, packte den Rest wieder in die Truhe und sortierte dabei noch ein Hemd und ein Nachtgewand aus, denen jeweils ein Knopf fehlten. Mit den Kleidern überm Arm ging sie durch das Zimmer und setzte sich zu Fleur.
Sie legte die Kleidungsstücke ab und schnappte sich die kleine Amelie. Diese meckerte kurz, dass sie auf den Arm genommen wurde und nicht mehr an ihrer Mutter zerren durfte, begnügte sich aber glücklicherweise mit einem Bändel an Élodies Gewand. Mit einem Blick auf die Flickarbeit in Fleurs Händen meinte sie dann:
"Du bist ja nciht wirklich weiter gekommen, seit ich aus dem Zimmer bin..."

Lilac:
"Doch, jetzt!",
triumphierend hielt Fleur die Nadel mit dem abgerissenen Faden hoch und lächelte Élodie dankbar an.
"Merci beaucoup, Demoiselle Élodie!"
Den zigmal verwunschenen Faden im Nadelöhr fest zwischen Daumen und Zeigefinger einklemmend, wandte sich die Wäschemagd zu den von Élodie abgelegten Kleidungsstücken:
"Wie ich sehe, hat die Chevalier mir auch einige Arbeit mitgebracht! Madame wird sich sicher gefreut haben, sie zu sehen...",
Fleurs Blick wandte sich zu vergangenen Zeiten. Als sie in die persönlichen Dienste der Baronin getreten war, hatte Lorainne ihre Zeit als Knappe bei Chevalier de Bourvis bereits begonnen, jedoch waren die beiden jungen Frauen immer recht gut mit einander klar gekommmen - wenn man von der üblichen Ständedistanz, die in der Regel herrschte, und die im Falle Lorraines durch ihren ungewöhnlichen Werdegang noch verstärkt wurde, einmal absah.
Mit einem leichten Kopfschütteln katapultierte Fleur sich wieder in die Gegenwart.
"Würde es Euch etwas ausmachen, Amelie noch einige wenige Augenblicke zu beschäftigen? Ich nähe rasch diese Applikation wieder an und nähme sie Euch dann wieder ab! Und dann sollte ich mir einmal die Kleider der Chevalier anschauen! Das Kleid bedarf besonderer Aufmerksamkeit, aber auch die anderen Sachen wollen mit Sicherheit einmal überprüft und ausgelüftet werden... Es ist jedesmal greulich, wenn während der Reise etwas Feuchtigkeit in diese Truhen kommt!", plapperte Fleur...

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