Die nächsten Tage verbrachten Jabucica und ihr Bruder damit, im Kontor anzukommen.
Jenna zeigte ihnen, wo sie schlichte, aber qualitative Kleider und Schuhwerk bekamen, um ihre Habe etwas aufzustocken. Ebenso machte sie ihre Geschwister mit den verschiedenen Personen, Abläufen und Bereichen des Kontors bekannt.
Rasch gehörten die beiden wie selbstverständlich zu den Pferdeknechten, standen früh auf, misteten Ställe aus, behandelten kleinere Blessuren, maßen Futtermengen ab und halfen den Karawanenleuten mit ihren Tieren.
So schnell sie mit den Zug- und Tragtieren klarkamen, so unsicher waren sie manchmal im Umgang mit den Menschen im Kontor. Jabucica war es nicht gewohnt, so viele Männer um sich zu haben, die mit ihr scherzten oder ihr (mehr oder minder ernst gemeinte) Avancen machten.
Und Dječak musste sich erst mal daran gewöhnen, nicht als 'ungeliebtes Kind' gesehen zu werden. Hier wurden seine Arbeit und auch die seiner Schwester ehrlich geschätzt. Niemand störte sich daran, ganz im Gegenteil, beide bekamen Lob und Anerkennung, ihr Wissen und ihre Ratschläge wurden gerne gehört und man ließ sie ganz natürlich an den Erfahrungen der anderen teilhaben.
Im Gefüge des Personenkreises rund um Jelena zeigten sie aber die größte Unsicherheit. Für die Geschwister war Jelena unermesslich reich und ihre Freunde, über die Jenna zu berichten wusste, unglaublich mächtig.
Allein die derzeitig im Stall stehenden persönlichen Pferde und die Berichte der Stallknechte über die anderen Reittiere der Personen, die Jelena nahe standen, sprachen für sich.
So verwunderte es auch nicht, dass sowohl Dječak, als auch Jabucica Sudbina, Jelenas Scheckhengst, geradezu vergötterten.
Dječak begann zusätzlich sich mit dem Jährlingsstütchen zu beschäftigen, das ihm sofort das Herz gestohlen hatte. Oft konnte man ihn dabei sehen, wie er das junge Pferd ausgibig kratzte, bis es vor Wonne mit der Oberlippe zuckte und die Augen verdrehte.