Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium

Donnerheim - Winter 264/65 - Das Stadthaus der Baronin von Goldbach

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Isabeau Lioncoeur:
"Ich möchte das ihr begreift in welcher Situation ihr euch befindet, ecuyer Vanion de Roquefort."
Das Gesicht der Adligen war ruhig, so als ob sie sich über das Wetter unterhalten würden und ihre Stimme war angenehm unduliert.
Ihr Blick jedoch zeigte, dass sie vermutlich mehr von dem verstand was in Vanions Kopf vor sich ging als ihm lieb sein würde.
"Simon würde für Lorainne sterben, aber selbst er würde mit sich ringen wenn er zwischen seiner Treue gegenüber der Imperatorin und seiner Treue Lorainne gegenüber wählen müsste. Noblesse oblige, Vanion de Roquefort, begreift ihr?"

Vanion:
Wie kann ich das begreifen? Ich bin in Tangara aufgewachsen, ich bin Knappe einer Ritterin, die kein Lehen hat, und auf dem Weg meinen Onkel umzubringen.

"Nein, madame de Lionceur. Ich verstehe, dass jemand von Stand ein adäquates Verhalten an den Tag legen sollte. Ein Ritter sollte seiner Königin und den Göttern dienen, eine starke Schulter sein, wo Not herrscht, und sein Schwert für das Gute erheben. Solche Dinge verstehe ich. Doch Ihr warnt mich vor dem Hofe, Ihr warnt mich davor, mich angreifbar zu machen, davor, manipuliert zu werden. Ist es das, was Ihr meint?"

Unsicher saß Vanion da. Er fühlte sich unwohl, aus einem unverbindlichen Gespräch war etwas Kaltes geworden. Er begann sich zu fragen, wieviel von diesem Gespräch Isabeaus persönlichen Interessen diente und was ehrlicher Anteilnahme entsprang. Er begann, ihr zu misstrauen.

Isabeau Lioncoeur:
Vanion mochte sich irren, aber etwas wie Enttäuschung schien in ihrem Gesicht aufzublitzen, bevor es wieder neutral wurde.
Isabeau runzelte die Stirn, wie sollte sie ihm nur begreiflich machen was auf ihn zukam? Sie seufzte und stellte den Becher beiseite.
"Ihr seid nicht an einem Hof oder in einem adligen Haushalt aufgewachsen. Ihr habt die adligen Tugenden nicht mit der Muttermilch aufgesogen. Das ist keine Wertung, das ist eine Erklärung weshalb wir zwei dieses Gespräch überhaupt führen müssen. Wenn ihr Anspruch auf euren Namen und das damit verbundene Lehen erhebt, dann geht es nicht nur darum Lorainne zu helfen und Die Gräuel zu sühnen die Savaric de Roquefort verschuldet hat. Es geht darum, dass ihr einen Platz in der Welt einnehmt der sowohl mit Privilegien als auch mit Pflichten belegt ist. Ihr werdet an einem Maßstab gemessen der nobel ist aber auch grausam sein kann. Ihr seid eurem Lehnsherrn verpflichtet, eurer Familie und natürlich der Imperatorin. Diese Verpflichtungen werden sich überschneiden oder auch einmal entgegen stehen. Und ihr habt bis jetzt nicht das moralische Rüstzeug um euch in diesem Gewirr zurecht zu finden."
Sie machte eine kurze Pause bevor sie fortfuhr:
"Als Simon Jaques de Molet forderte, da tat er es nicht mit Hass im Herzen, sondern mit Liebe. Er liebte Jaques wie einen Sohn und trotzdem richtete er ihn."
Ihr Blick ging ins leere, so als ob sie weit weg mit ihren Gedanken war.
"Und nicht nur ihn sondern auch seinen Knappen. Er fragte ihn ob er seinem Herrn treu ergeben war und die Antwort dieses 14jährigen Jungen war sich hinzuknien und den Kopf vor dem Schwert zu beugen."
Sie seufzte und rieb sich das Gesicht:
"Das war der Tag an dem Lorainne lernte was Noblesse oblige bedeutet. Ich wünsche euch, dass eure Lektion nicht so harsch ist wie ihre."

Vanion:
"Es zählt nicht, wer man ist. Es zählt, als was man geboren ist. Ein Knappe wird ein Ritter und bleibt ein Ritter, und alles, was er tut, wird beurteilt in Hinblick darauf, dass er ein Ritter ist. Man erwartet, dass er das tut, was ein Ritter tut. Durch Geburt besitzt er Privilegien, die ihm ermöglichen sollen, gerecht zu handeln, treu und tapfer zu sein, anderen ein Vorbild zu sein. Die Person, die den Titel trägt, muss immer in die Schablone des Titels passen. Mit allen Rechten und Pflichten und.. Konsequenzen, die damit einher gehen. Jacques de Molets Knappe ist einen ehrenvollen Tod gestorben. Ich bete um eine solche Tapferkeit und Treue."

Mittlerweile nippte Vanion nur noch an seinem Becher - eher, um Zeit zum Nachdenken zu erhalten als um wirklich zu trinken.
Nachdenklich, den Blick nach innen gekehrt, musste er an die Ereignisse auf Bourvis denken, als Simon dem Tode nahe war. Eine Frau, ganz in weiß gekleidet, mit einer lieblichen Stimme und tiefen, dunklen Augen tauchte aus seiner Erinnerung auf. Rasch kniff er die Augen zusammen und hüstelte ungeschickt.

"Die Zerissenheit, die verschiedene Loyalitäten hervorrufen können, habe ich bereits kennengelernt. Ich mag nicht das, wie ihr es nennt, moralische Rüstzeug besitzen, um unbeschadet solche Konflikte überstehen zu können - doch weiß ich zumindest, wovon Ihr redet. Vertraut mir, was das angeht, kenne ich die Gefahren nur zu gut. Und ich stecke ohnehin längst tief darin: seit Lorainne verschwunden war, habe ich meine Familie nicht mehr länger als einige wenige Tage im Jahr gesehen." Meine Tochter wächst ohne ihren Vater auf. Ihre Mutter hat sie bereits verloren. Er verzog das Gesicht, dann straffte er die Schultern.

"Je continue à apprendre. Je ne cesserai jamais d'apprendre. Je ferai ce que la chevalerie et mon seigneur féodal me veut, mieux que je peux. Niemand hat je gesagt, dass es einfach ist."

Isegrim:
Er leis die Wangen los und schaute ihr nur noch in die Augen.
"Was gedenkst du zu tun? 3 Tage Zeit hast du noch. Was ist mit der Königin? Wolltest du noch zu ihr?"

Waren es jetzt zu viele Fragen?
"Wenn du alleine sein möchtest kann ich auch gehen wenn es dir lieber ist?"
"Oder möchtest du das ich bei dir bleibe?"

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