Sie waren von Georgsweiler am Lorinan vor einigen Tagen aufgebrochen, mit neuen Erkenntnissen und jeder hing seinen Gedanken nach.
Die Ahrn hatten sie überquert und die Löwenburg passiert.
Lorainne erinnerte sich nur vage an ihre Zeit dort, beschützt von Kassos und dem Orden, seelenlos.
Nur eine leere Hülle.
Sie schüttelte den Gedanken an Lyras Worte ab, wollte die Ereignisse von Georgsweiler und die Gedanken an Tannjew hinter sich lassen.
Sie überquerten die Droor und folgten der alten Reichsstraße gen Nordosten. Als Goldbach hinter ihnen lag, schien sich die Reisegeschwindigkeit zu erhöhen, so als wollten alle wieder schnell zurück in den Wald.
Als sich der Tag dem Ende zuneigte, tauchte das Kloster endlich vor ihnen auf.
Der Empfang war herzlich, mit ein paar bekannten Gesichtern wechselte sie freundliche Worte und schließlich wurden sie in den Gästetrakt des Klosters geleitet, an der ehemaligen Bibliothek vorbei.
Die Zimmer im Gästetrakt waren größer als die Gemächer der Mönche und Nonnen. Es gab feine, saubere Handtücher und nach Rosen duftende Seife.
Die untergehende Sonne tauchte die Zimmer und rotgoldenes Licht.
Als würde es brennen, dachte Lorainne.
Sie hatte das große Eckzimmer zusammen mit Sophie bezogen, Mina war links neben ihr untergebracht worden, DIe Äxte ihr gegenüber, Benjen rechts daneben.
Es war seltsam still und so konnte sie hören, wie es an die Türen klopfte und eine junge Novizin sich erkundigte, ob sie alle noch etwas benötigten, bevor das Abendessen in der Halle eingenommen werden sollte.
Seufzend liess Lorainne sich von Sophie aus ihren Sachen helfen, um sich frisch zu machen. Als sie aus Gewohnheit, wieder in ihre Hosen schlüpfen wollte, schnalzte ihr ehemaliges Kindermädchen missbilligend mit der Zunge und Lorainne liess sich nur widerwillig in ihr Kleid helfen.
Sophie fand, dass es dem Anlass angemessener war.
Schliesslich musterte Lorainne sich unsicher. Der Stirnreif drückte leicht und Stoff des Kleides raschelte bei jeder Bewegung.
Schließlich schaute Sophie nach den Übrigen ihrer kleinen Gruppe, sie würden gemeinsam zumAbendessen gehen.