Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Gruppen auf Reisen im In- und Ausland
Auf dem Weg von Haubach nach Caldrien
Anders:
Anders warf nochmal einen schnellen Blick auf die Zofe. Die guckte gerade rüber also zog sie lieber den Kopf ein.
//"Also wirklich junge Dame. Du bist jetzt im Gefolge von Lorainne und als solches musste du sie auch repräsentieren. Sieh dir die Haare an, und die Fingernägel. Na das kriegen wir schon in den Griff. Du hast doch ein Kleid oder?"//
Allein bei dem Gedanken schauderte es der Kenderin. Brr. Nein... Kleider mochte sie nicht. Aber wenn sie sich überlegte was die Zofe mit Shangra angestellt hatte.... da sprang sie doch lieber von einem Baum.
"Aaaaach nicht so wichtig.", beantwortete sie deshalb Lorainnes Frage.
Sie find sie repräsentierte Lorainnes Haufen ganz gut. Einfache Leute die Anpacken konnten und denen ihre Meinung und die der anderen wichtig war, manchmal etwas unorganisiert und chaotisch, aber immer herzlich und lustig. Und alle hielten zusammen. Also brauchte sie sich nicht ändern. Basta. UND SCHON GAR KEIN KLEID!
Egal.
Zur Not konnte sie immer noch weglaufen, sie war schneller als die Zubbelzofe.
Als Lorainne ihre zweite Frage stellte, horchte sie kurz in sich hinein. Ihr Magen rumorte noch etwas, aber es waren nicht mehr die schmerzhaften Krämpfe. Vorsichtig tastete sie nach ihrem Herz, es schlug schnell aber gleichmäßig in ihrer Brust. Alles schien normal zu sein. Oder? Wusste das Ding in ihr das es ihm an den Kragen gehen sollte? Wieder lauschte sie. Hören tat sie nichts. Wahrscheinlich nicht.
"Ich glaube nicht.", sagte sie von daher und schaute zur Ritterin hoch. "Scheint alles normal zu sein und ich will auch nicht plötzlich irgendwohin verschinden. Ich.... ich glaube es ist wieder eingedöst... auch wenn ich glaube das es immer noch wartet... auf.. neue Befehle."
Sie wusste nicht wie sie es beschreiben sollte. Sie wusste ja jetzt das es die ganze Zeit in ihr geschlafen hatte. Wenn Dorn es geweckt hatte, wie tief konnte es dann jetzt wieder schlafen?
Und wie sehr würde es sich wehren, wenn sie es versuchten heraus zu hohlen?
Mel:
"Nein, nicht plötzlich. Und nicht ohne Dich zu verabschieden."
Lorainne würde sie nur schweren Herzens ziehen lassen oder lieber noch mitgehen. Doch ihre Aufgaben banden sie anderswo.
"Es wird sicher alles gut werden. Kadegar weiss was er tut." Hoffentlich. Und wenn ihr etwas passiert? Kadegar ist ein Pilgerbruder. Das Schwert gegen ihn erheben? Und wenn ich bei Anders mit im Kreis bin, kann ich dann das Schwert gegen sie erheben, wenn es sein muss?
In dem Moment wurde Lorainne bewusst, dass sie es nicht konnte. Sie hatte es selbst dann niocht gekonnt, als Anders mit dem Messer vor ihr gestanden hatte, mit Tränen in den Augen.
"Wenn ich könnte, würde ich mit Dir gehen, aber ich werde auch anderswo gebraucht. Und Du hast Stella und Kadegar an Deiner Seite. Und Lyra. Es wird schon gut gehen. Mach Dir keine Sorgen."
Widukind:
Dieser Wald. Er war anders, das wusste Widukind genau. Anders als alle anderen Wälder, Wiesen und Felder, anders als jeder Strauch, jede Blüte und jede Wurzel, die er irgendwo sonst auf der Welt zu finden vermochte. Es war merkwürdig in Haubach zu verweilen. Es war ihm, als hasse ihn der Wald, als wolle er ihm immer neue Probleme und Gefahren vorwerfen. Als wolle er ihn leiden sehen. Und doch, zog es ihn immer wieder zu ihm hin, als rufe dieser über große Distanz nach ihm, einer verlorenen Liebe gleich, oder einer Seele, die zu ihrem Körper wiederkehren sollte. Er wusste nicht wie er damit umgehen sollte. Er wurde seltsam aggressiv, als einer der Jäger anfing einen Baum zu schlagen. Warum? Er bekam Kopfschmerzen von seinen Schlägen. Warum? Er hatte Angst vor dem Wald und doch fand er nur hier so ruhigen Schlaf.
Beorns Trank. Ein abartiges Gesöff. Es half ihm aber erstmals seit einem Jahr für einige Zeit loszulassen und sich von dieses wirren Gedanken zu trennen, doch jetzt fehlte die Wärme. Verdammt war die Nacht kalt. Er legte eine Decke nach der anderen über sich. Es half nichts. Kalt.
Dieser Trank. Hatte er was mit seiner Wut vorhin zu tun? Er war sich sicher er reiße Branwin seine geschliffene Axt vom Hals und wenn er ihn dabei verletze, sollte der Rat seinem Gesuch eine vollwertige Axt zu werden nicht nachkommen. Zögerlich fasste er nach seinen Anhänger und atmete durch. Gut, das sie ein Einsehen hatten.
Noch war nicht Zeit aufzustehen und so drehte sich Widukind noch tiefer in die vielen über ihm gestapelten Decken ein und dachte an das warme Feuer. An Lorainne, an Benjen. Er hatte in vergangenen Tagen auch Waren an Heere verkauft, stehende, wie Söldner. Doch nie sah er einen einfachen Söldner näher als 1000 Fuß an seinem Soldherren. Warum auch? Die Beziehung ist rein geschäftlich und wenn man einem NICHT trauen konnte, dann einem Söldner, dessen Kodextreue nicht bekannt ist. Und dennoch saßen sie die Nacht zu dritt am Feuer. Ein solches Vertrauen in ihn und die Äxte war...töricht...aber unglaublich befreiend. Vertrauen und Sympathie ist mitunter das unnötigste, was man einem Söldner anbieten kann und vielleicht dennoch das Schönste. Er musste fast über sich selber lachen. Noch einmal wand er sich unter seinen Decken und grinste bei dem Gedanken. 'Ist jedenfalls besser als Kanonenfutter zu sein.'
Als er am Morgen erwachte waren bereits aufgeregte Stimmen zu hören. Er richtete sich auf und schlug das Gewicht der vielen Decken auf Seite. 'Zeit aufzustehen!', dachte er sich, als er anfing alle Glieder von sich zu strecken.Sein Blick fiel dabei auf seinen linken Arm, der, als sich der Ärmel seines Hemdes hochschob einige rote Flecken Preis gab. Widukind starrte ihn kurz entgeistert an, dann öffnete er sie am Ärmel befindliche schnur und riss diesen bis an die Schulter. "Verdammt!", rief er und hob sogleich sein Kleid um seinen Oberkörper zu inspizieren. Enttäuscht ließ er wieder fallen, als er erkannte, dass es seinem Torso ähnlich erging. 'Beorn, wenn ich dich in die Finger kriege!'
Rasch schnürte er sich wieder zu und legte sein Halstuch sorgsam über den obersten der Punkte, der sich am Hals befand. 'Ich werde ihn mir vorknöpfen müssen.', dachte er sich, als er auf die ersten Gestalten zu trat, die sich schon im Dorf tummelten. Warum war ihm nur, als sähe ihn jemand wütend an.
"Guten Morgen!"
Beorn:
"Moin Widukind. Wie siehts mit deinem Baum... Was gucks du so böse?"
Vanion:
"Anders hat mir erzählt, dass du ..sie nicht länger festhältst." Mit wachem Blick sah Vanion Lorainne an. "Ich weiß, wie schwer es dir fällt, zurückzutreten und anderen die Arbeit zu überlassen." Aufmerksam blickte Vanion sich nach Benjen um. Der vertraute Ton, in dem er sprach, mochte für Anders und Lorainne angebracht sein, doch würde er vor dem caldrischen Ritter die Form wahren müssen.
"Aber du tust das Richtige. Du und ich, wir sind so magisch bewandert wie die Bäume um uns herum." Die Bäume sind wahrscheinlich magischer als wir. "Es gibt Dinge, die liegen außerhalb unseres Könnens. Ich glaube, Anders ist bei Kadegar in guten Händen. Er mag pragmatisch sein, man mag nicht immer verstehen, was er tut, aber man kann ihm vertrauen. Als ich alle glauben ließ, dass du, Lorainne, tot seist, und die Wahrheit am Ende herauskam, da war er einer der wenigen, der mir keinen Vorwurf gemacht hat. Er sagte, er verstünde meine Entscheidung, er halte es für richtig. Geheimnisse sind bei ihm gut aufgehoben. Ich weiß nicht, ob Anders etwas geschehen kann bei diesen.. Vorgängen, aber ich weiß, dass das Wissen um ihren wahren Namen bei ihm in guten Händen ist."
Noch etwas ganz anderes nahm Vanion einen Großteil der Sorgen, die er vielleicht empfinden sollte: Kadegar hatte, nach den Ereignissen im Wald von Arden, dafür gesorgt, dass Rania, so sie nochmal eine solche Dummheit begehen sollte, vor sich selbst geschützt werden konnte - durch ein einfaches Wort. Doch bei aller Liebe zu Lorainne, das war etwas, was sie nichts anging.
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