Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Gruppen auf Reisen im In- und Ausland
Auf dem Weg von Haubach nach Caldrien
Mel:
Sie nickte ulric zu:"bon, so machen wir es. Teil alle zur rechten zeit ein."
Benjen war ihr unterdessen so nah gekommen, dass sich ihre beine fast berührten und sein atem kitzelte an ihrem ohr, als er sprach.
Lorainne sah zu ihm herüber:"ja, wir streiten, weil du dir herausnimmst, über meinen kopf hinweg zu entscheiden. Vergiss nicht, wer ich bin..."
Doch dann begriff sie seine worte und schaute ihn schockiert an.
Sie öffnete den mund um fortzufahren, doch traute sie ihrer stimme nicht und schloss ihn wieder.
Bei tag betrachtet jagte ihr diese situation eine heidenangst ein- mehr noch als savaric und seine männer es vermocht hätten.
Das, was man im schutz der nacht zulassen konnte, wurde nun ins licht gezerrt um es von allen seiten zu betrachten und zu begutachten.
Doch das ergebnis war nicht gut. Bei tag wurde ihre schwachstelle entblößt und für alle welt sichtbar.
Sie hatte vom ersten moment an die augen verschlossen, doch das war nicht mehr länger möglich.
Die größte schwäche in ihrem plan, ihre größte schwäche war.... er.
Diese erkenntnis traf sie hart wie ein schlag in die magengrube.
wer hätte gedacht, dass ein schmetterling eine solche gefahr birgt?
Doch gleichzeitig wurde ihr klar, dass dies ihr vorhaben gefährden könnte. Anfangs war sie bereit gewesen, ihn notfalls zu oofern, ebenso wie sie es mit vanion tun würde. Doch jetzt war sie sich nicht mehr sicher.
Sie bemühte sich um contenance.
Haltung wahren. Und distanz. Hast du vergessen, was beim letzten mal geschehen ist?
Lorainne nikte schließlich nur und lächelte benjen unverbindlich zu.
"Ja. Wir reden, wenn die zeit dafür gekommen ist."
Sie lenkte ihr pferd wieder zu simon und liess die zügel locker, erleichtert, ein grund zu haben um möglichst schnell eine größtmögliche unauffällige distanz zwischen sich und benjen bringen zu können.
" simon, du bist mir noch eine antwort schuldig."
Vanion:
"Um Vertrauen ging es im Pilgerzug nicht einmal. Marius begann, mir von Dingen wie Ehre und Liebe zu erzählen. Das hatte er immer mal wieder getan, und bei all den idiotischen Dingen, die wir taten, versäumte er es nie, irgendwo etwas davon zu erzählen, was.. naja, was das Richtige ist.
Anstand, Moral, all so etwas - er war der festen Überzeugung, dem Pilgerzug helfen zu können. Den Menschen Gutes zu tun. Doch nach wenigen Monaten wurde das Schlachten zuviel für ihn. Nach jedem Kampf, nach jeder Schlacht musste er Verwundete versorgen, Männer starben unter seinen Händen. Immer öfters trank er alleine, ohne Gesellschaft, morgens, abends, wann immer er konnte. Und eines schlimmen Tages war es soweit:
Ich schlief unter einer Stoffbahn, die auf Stöcke gestützt war, mehr besaß ich nicht. Inmitten anderer Pilger. Und er kam zu mir, mit seinen Habseligkeiten gepackt, und wollte fort. Er wollte, dass ich ihn begleite - aus dem blutigen Engonien heraus, in fremde Länder. Sein Glück ganz woanders suchen. In diesem Moment war es, als hätte er mich geschlagen. Er hatte mir von Idealen erzählt. Von Ehre, von Liebe, von dem, was richtig ist! Selbstlosigkeit, den Schwachen helfen, für eine gute Sache einstehen und Gerechtigkeit bringen! Er hatte mir Lavinia nahe gebracht, unser Aller Mutter, zu der ich bete. Und er, grade er, wollte nun fortlaufen und verschwinden."
Vanion wusste immer noch nicht, ob er Mitleid mit Marius hätte haben sollen - oder ob der Kerl einfach feige gewesen war und davongerannt war.
"Wir gerieten in Streit, und am Ende des Tages war ich völlig allein in einem Kriegszug, in dem ich niemanden kannte außer ein paar Kameraden. Aber ich ließ den Kopf nicht hängen. Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt: ich stellte mich nicht grade dumm an. Irgendwann bemerkten die Offiziere, dass ich lesen und auch schreiben konnte, und ich wurde Simon de Bourvis' Männern zugeteilt. In der Schlacht um Engonia, die Hauptstadt Engoniens, leistete ich meinen Teil. Und als am Abend des Sieges Lorainne, damals noch Simons Knappin, zur Chevalière wurde - da wollte sie mich als ihren Knappen."
Simon de Bourvis:
Simon gedachte nicht sich in die internen Streitereien einzumischen. Ein Ritter unter dem Befehl eines anderen...das mochte im Rahmen eines Feldzuges funktionieren, aber innerhalb eines Haushaltes war der Ärger wohl zu erwarten.
"Ob ich noch an die Sturmrufer denke? Natürlich, besonders jetzt, wo ich mehr über Fredrics Gott erfahre. Wer hätte gedacht, dass damals schon jemand unter uns war, der mir den neuen Weg Tiors hätte näherbringen können?"
Er schüttelte den Kopf
"Selbst wenn die Götter und ihren Willen direkt vor die Nase legen, können wir Menschen es wohl nicht erkennen. Aussedem war Fredric nie der Mann fürs Predigen."
gutemine:
Mina hatte schweigend zugehört und kam sich plötzlich unglaublich dumm vor. Vanion hatte sich seinen Platz erkämpft. Und sie? Was hatte sie schon getan? Sie hatte sich versteckt. Fast eine Woche hatte sie im Stroh im Kuhstall verbracht... Das Wasser aus den Trögen getrunken, um zu überleben, während um sie herum alle starben. Vater , ...Jontev. Minas Herz zog sich zusammen. Sie hätte ihnen vermutlich nicht helfen können, aber sie hatte es ja auch noch nicht einmal versucht! Wie ein verängstigtes kleines Mädchen hatte sie sich versteckt. Dabei war sie damals vermutlich schon älter als es Vanion gewesen war, als er in die Schlacht zog und anfing, für seine Überzeugungen zu kämpfen. Mina spürte, wie diese Schuld unglaublich schwer auf ihr lastete. Letztendlich hatte sie deswegen nicht wieder heiraten wollen. Sie wollte Jontev nicht noch einmal verraten.
"Das ist bewundernswert, für seine Überzeugungen zu kämpfen. Ich... Ich war nicht so mutig. Ich habe mich versteckt." Mina seufzte. Noch nie hatte sie mit jemandem darüber gesprochen, was damals passiert war.
Mel:
Jetzt musste Lorainne doch grinsen.
"Nein, das war ehr wahrlich nicht. Eher der fürs Grobe und für so manche Pöbelei. Wobei er dennoch sehr intelligent war. Ich bin überzeugt, dass er seinen Platz bei den Göttern, bei Kor gefunden hat."
Was ist mit Kor? Hatte Simon gefragt. Gebrüllt. Sie sah wie Frederic hämisch lachte und das Zeichen seines Gottes zeriss. Das Gesicht zu einer Fratze verzerrt.
"Vermutlich ähneln sich die Götter überall in ihrem Wesen, nur die Namen sind andere. Und wenn ich an Tior und Rhondra denke, scheint das Geschlecht auch keine Rolle zu spielen. Eigentlich eine schöne Vorstellung."
Sie dachte daran, was Simon ihr immer eingebleut hatte. Vor dem Kampf zu Tior beten, ihm regelmäßig opfern, keinen Gegener von hinten erstechen, sondern ihm in die Augen schauen, wenn man den letzten Streich verübt. Und wer sich ergibt, wird nicht getötet, wenn es keinen eindeutigen Befehl dazu gibt.
"Vermutlich hast Du recht. Als Ritter ist man schon immer dem neuen Weg gefolgt, wenn man sich die Tugenden vor Augen führte. Vielleicht fällt es uns darum umso leichter, diesem Weg zu folgen."
Sie liess den Blick über die Gruppe gleiten. Sie wusste von nahezu jedem, woran er glaubte- falls er glaubte. Nur Benjen hatte sie nie dazu befragt. Früher hatte er wie wohl jeder in La Follye das Pantheon geehrt. Allen voran Alamar und Lavinia. Aber eben auch Tior im Kampf und natürlich Naduria, der regelmäßig am Waldrand geopfert worden war.
Doch wie war es heute?
Ihr Blick heftete sich nachdenklich auf seinen Rücken, bohrte sich förmlich hinein, während sie weitersprach.
"Für Anders hat Religion- hatte- wohl kaum eine Bedeutung. Ich merke, wie sich langsam zu verstehen beginnt. Glaubst Du... Ich meine." sie geriet ins Stocken, sie hatte nie gewagt, ihn auf seine tote Frau anzusprechen. Nur einmal- ein einziges Mal, war ihr eine unbedachte Bemerkung und kindlicher Wut herausgerutscht. Und dieser Bruch hatte lange bestanden. SIe hatten niemals mehr darüber gesprochen.
Und dann wusste sie nur noch, was Vanion ihr erzählt hatte, nachdem sie ihn.. aufgeweckt hatten.
Sie holte Luft und fuhr fort:"Damals, bevor Pierre zu dIr gekommen ist- wenn ein Mann- jemand, alles verliert, was er... liebte, meinst Du, er verliert auch den Glauben? Oder beginnt er die Götter zu hassen, sieht es vielleicht sogar als Strafe an? Wie war das bei Dir?"
Ihre Stimme war immer ruhiger geworden, leiser, sie wollte ihm nicht zu nahe treten.
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