Trauer, Freude, Wut und Erleichterung. Das sind die Gefühle, die sich in Walters Geist in jeder Sekunde einen erbitterten Kampf liefern. Es ist schwer einen klaren Gedanken zu fassen.
Walter versucht es, indem er die Ereignisse des Tages Revue passieren lässt. Aber immer wenn er sich mit den Geschehnissen rund um Mika und Balduin beschäftigt, galoppieren seine Gedanken.
Schließlich konzentriert er seine Gedanken auf das was noch kommen wird, ja kommen muss.
Würde Mika ihm die letzten Jahre verzeihen? Könnte man die verlorenen Jahre doch nur zurückholen. Das alleine wäre schon viel verlangt. Doch das wirklich schwierige wäre die angespannte Situation mit Tannjew. Soo viel zu klären, und noch mehr zu verzeihen. Gibt es jemals eine Chance auf Versöhnung?
Während dieser und anderer Gedanken lässt Walter die Landschaft an sich vorbeiziehen. Torfwiesen wechseln sich ab mit kleinen Wäldern. Ab und zu ein Bach oder ein Hügel. Nur wenig Menschen lebten auf dem Weg den sie beschreiten.
Zwischendurch wendet sich sein Blick Mika zu. Sie ist trotz oder gerade wegen seiner Abwesenheit zu einer starken Persönlichkeit herangewachsen. Zumindest nach außen hin scheint es Mika nicht geschadet zu haben, ohne Eltern aufzuwachsen. Sicherlich hat die Erziehung im Nedratempel einiges dazu beigetragen. Dieser Weg wäre sicher auch der ihre gewesen, hätte es ein intaktes Familienleben gegeben. Doch wie schaut es innerlich in Mika aus? Was haben die Ereignisse für Auswirkungen auf Mikas´ Seele?
Walters Blick wandert zu Tannjew, der einige Schritte vor ihm ist. Entführung, vergessene Erinnerungen, angeblicher Vatermord, Flucht, Gefangenschaft, Bürgerkrieg, angeblich Mittellos, das steinerne Herz und jetzt auch noch erfahren, dass seine Familie nicht so war wie lange gedacht. Mitleid ist das, was Walter für seinen ehemaligen Knappen empfindet. Wieviel Ungemach kann ein einzelner Mensch in seinem Leben ertragen ohne daran kaputt zu gehen?
Die anderen im Gefolge Tannjews sind Walter nicht bekannt. Sie scheinen jedoch treu zu Tannjew zu stehen. Im wesentlichen sind dies Marie die Heilerin. Sie kümmerte sich gut um die Wunden nach den Kämpfen. Sie war mit die Erste, die bei Mika war. Herbrand… wohl ein guter Mann. Kein Soldat, aber immer an der Seite seines Herrn. Und dann noch die Nedra-Novizin, deren Namen Walter bisher nicht erfahren hat.
Die meisten anderen aus der Truppe hatten sich nach dem Ausruhen auf ihre eigenen Wege gemacht. Nur noch ein paar der Leute begleiten die Norngard-Truppe auf ihrem Heimweg