Autor Thema: Auf La Follye, am Tage nach Savarics Ende.  (Gelesen 15228 mal)

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Offline Vanion

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Auf La Follye, am Tage nach Savarics Ende.
« am: 28. Sep 15, 12:03 »
Diese pulsierende, dicke, fette Ader. Er kann das Blut unter der Haut pulsieren sehen. Wie in Trance bewegt sich die schlanke, kurze Klinge darauf zu. Die Haut spannt sich, gibt nach - und hervor springt der Lebenssaft. Tiefer und tiefer bohrt sich das Messer hinein, hinein in Savaric de Roqueforts Hals.

Soviel Blut, es hört nicht auf, es hört nicht auf, es hört nicht auf! Vanion kniet über dem Leichnam seines Onkels, und das Blut trieft und fließt und benetzt den Boden. Es versickert nicht, nein, es wird schwarz, und steigt und und steigt und steigt! Er will aufstehen, fortlaufen, doch seine Hand hält den Griff des Dolches und lässt nicht los. Das Blut steigt und steigt und steigt!

Luft! Atmen! Luft! Die dicke Flüssigkeit dringt gegen seine Lippen, er schnappt nach Luft, da dringt es in seine Kehle vor und er erstickt und erstickt und erstickt. Endlich öffnet er den Mund und heißt den warmen, feuchten Tod willkommen.
EIDBRECHER! EIDBRECHER! EIDBRECHER! Es reißt ihn empor in die Schwärze des Lebens, vor ihm leuchet eine weiße Maske voller Häme. Der Mund verzieht sich und spricht Worte, die kein menschliches Ohr hört. Die Worte ertönen laut wie Kathedralenglocken in seinem Kopf, sie schreien, sie durchdringen ihn, sie klammern sich an ihn, erdrücken ihn, erwürgen ihn! EIDBRECHER! EIDBRECHER! EIDBRECHER! Dreh dich, dreh dich, dreh dich.. von vorn! Und wieder kniet er vor seinem Onkel, und wieder drückt er unaufhaltsam die Klinge in seine Kehle, und wieder steigt das Blut...

Das Bett, in dem Vanion die Nacht verbracht hatte, war aufgewühlt. Die Decke war längst zu Boden gefallen, das Kissen zerdrückt und zerissen und alles war von Angstschweiß durchtränkt. Vanion schreckte hoch und in seinem Kopf klang es noch nach: Ein Held wolltest du sein, nur Gutes tun, das Andenken der Toten ehren, Ritter werden.. dabei bist du nichts als ein Eidbrecher und Sippenmörder. Hihihihi... Dreh dich, na los!

Lorainne war fort. Ihr Schwert war dem Lilienorden verschworen, und La Follye für sie gewonnen und doch verloren. Sein Knappeneid war gebrochen, zweifach. Der gezahlte Preis war für alle unglaublich hoch gewesen. Und nun? Er war Vanion Bachlauf. Kein Knappe, kein Ritter. Die Beweise für seine Herkunft waren vollständig vernichtet worden, es gab nichts mehr, was ihn jemals zu einem Roquefort machen würde.

Vanion Bachlauf.

Und Vanion Bachlauf besaß eine gewisse Unverwüstlichkeit. Eine Härte, die ihn die letzten Monate hatte durchstehen lassen. Und eine gewisse pragmatische, tangaranische Unbeschwertheit: Gestern war ein Ende. Heute ist ein neuer Anfang. Und gute Anfänge beginnen mit einem guten Frühstück.

Wenig später saß Vanion in der Halle, in der gestern noch eine Hochzeit hatte stattfinden sollen, und aß ein dringend benötigtes Frühstück.
« Letzte Änderung: 28. Sep 15, 14:43 von Vanion »
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Offline Sandra

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Re: Auf La Follye, am Tage nach Savarics Ende.
« Antwort #1 am: 28. Sep 15, 13:24 »
Ihr Bein kribbelte immer mehr und irgendwann war es kaum noch auszuhalten, so dass Stella wieder einmal ihre Sitzposition vor ihrem Bett in einem der Gästezimmer auf La Follye veränderte.
Die unbequeme Sitzposition bei ihrer Meditation in der sie die letzten Stunden der Nacht und des anbrechenden Morgens verbracht hatte war Absicht, denn sie wollte auf keinen Fall einschlafen. Nicht diese Nacht. Nicht hier. Nicht nach allem, was gestern hier passiert ist.

Nur ein paar Minuten war sie letzte Nacht einfach weg gewesen. Nach ihrem Bericht über die Ereignisse hatte Gorix sie in den Arm genommen und die ganze Anspannung des Tages und vor allem der Nacht fiel auf einmal von ihr ab und sie fühlte sich sicher.

Sasha und Maugrim waren noch Abends wieder aufgebrochen und Stella wusste genau warum. Sie hatte die Wolfselfe nur kurz gesehen und es für besser gehalten, ihr nicht zu nahe zu kommen. Schon auf der Reise hierher hatte die aggressiven Gefühlsregungen der Magierin dafür gesorgt, dass Sasha auf Distanz ging und die Ereignisse des vergangenen Tages hatte es nicht gerade besser gemacht.
Schon den ganzen Tag seit der jungen Magierin die Anwesenheit des Schalks bewusst war hatte sich etwas in ihr angestaut und für eine aggressive Grundstimmung bei der Magierin gesorgt die drohte, sich bald irgendwo zu entladen.

Die Sonne schien nun langsam durch den Nebel, der sich auf den Feldern gebildet hatte durch das Fenster herein und begann, die Schwaden aufzulösen.
Als die Strahlen das Gesicht der jungen Magierin streifen, beendet diese die Meditation und ihr Blick fällt auf das andere Bett in der Kammer, wo ihr Meister noch schläft.
Die Meditation hatte zwar geholfen, etwas zur Ruhe zu kommen, doch sie hatte immer noch das Bedürfnis, etwas zu eskalieren und Kydoras Frage, ob Stella sie auf diese komische Jagd begleiten wollte kam ihr da gerade recht.
Also hatte sie Gorix am Vorabend schon darüber in Kenntnis gesetzt, dass sie gerne noch diesen Abstecher machen würde, da sie das Gefühl hatte, noch irgendwas tun zu müssen.
Er konnte ihre Gefühlslage nur zu gut verstehen, doch entlud sich bei ihm ein solcher Zustand üblicherweise sofort und so hatte er, wenn auch etwas wiederwillig, zugestimmt als er ihren Blick gesehen hatte.

Energisch erhob sie sich vom Bett, zog die Schuhe an - den Rest hatte sie die ganze Nacht nicht abgelegt - und ging dann zur Waschschüssel, die auf einem Tischchen in einer Ecke des Zimmers stand. Aus dem Krug daneben goss sie das kalte Wasser in die Schüssel und jagte sich anschließend mehrmals einen ordentlichen Schlag Wasser ins Gesicht, der ihr eine Gänsehaut über den Rücken wandern ließ.

Hui, wach…

Dann machte sie sich auf den Weg in die Halle und auf die Suche nach einem Frühstück.
Mit einem mit Brot, Wurst, Käse, Gemüse und Ei beladenen Teller und einem großen Krug voll Tee betritt sie den Saal und stockt kurz als sie Vanion erblickt. Sollte sie sich dazu setzen?

Doch dann zuckte sie innerlich die Schultern und nahm schräg gegenüber von ihm Platz.
“Morgen, Vanion.”
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Offline Vanion

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Re: Auf La Follye, am Tage nach Savarics Ende.
« Antwort #2 am: 28. Sep 15, 14:40 »
"Guten Morgen, Stella."

Das Frühstück wollte nicht schmecken. Ohne ein Gespräch zu beginnen, warf Vanion einen Blick auf die grünen Banner, die die Wände bedeckten, und das weiße Wappen darauf. Ohne Lorainne fühlte sich diese Halle wie jede andere an, doch vor allem - leer. Das Siegesgefühl von gestern war verflogen und einer gewissen Unruhe gewichen - es war vorbei, und irgendwie auch nicht. Dass ausgerechnet Stella nun hier herunter kam, freute Vanion. Sie hatte ihn schließlich besucht und Verständnis für seinen Konflikt geäußert. Nicht so wie Mina, die ihr eigenes Leid über alles gestellt hatte. Stella war erfrischend - so viele, auch er selbst, hatten mit inneren Dämonen zu kämpfen, doch die Magierin trug ihr Päckchen still und leise - im Gegensatz zu ihm, wie er mit leicht schlechtem Gewissen feststellte.

Erst jetzt sah er sie etwas genauer an. Dunkle Ringe unter den Augen, und vom Vortag schien sie noch Verletzungen davon getragen zu haben. Auch seine Hüfte juckte, wo ihn eine der Wachen Roqueforts verwundet hatte.

"Nochmal, einen guten Morgen wünsche ich dir. Ich glaube, es ist der erste wirklich gute Morgen seit einer langen Zeit. Es ist schön, dich hier zu sehen! Ohne dich und ohne viele andere wäre Lorainne gewiss tot, oder schlimmer - verheiratet." Ein kleiner Scherz mit einem bitteren Beigeschmack, aber Vanion hatte sich fest vorgenommen, seine Konflikte und seine Stimmung nicht anderen aufzubürden. Vor allem Anders sollte unberührt bleiben von allem. Es war an der Zeit, dass der Kender wieder das Lachen erlernte.
"Jetzt, wo ich wieder hier bin, fällt mir auf, wie sehr ich euch alle überhaupt vermisst habe."
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Offline gutemine

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Re: Auf La Follye, am Tage nach Savarics Ende.
« Antwort #3 am: 28. Sep 15, 15:30 »
Mina wollte nicht einschlafen. Sie hatte Angst. Noch mehr als die Tage zuvor, als die Bedrohung noch so unspezifisch gewesen war. Jetzt war alles vorbei. Benjen war tot. Gestorben vor ihren Augen und sie konnte nichts tun. Das Lehen war gewonnen und doch verloren. Es fühlte für Mina an, wie ein großes Scheitern. Und diese Stimme in ihrem Kopf, die ihr schon im Wald Angst gemacht hatte,  die weiße Gestalt mit den Glöckchen, die sie in ihrem Traum so deutlich gesehen hatte, bestärkte sie auch noch in diesem Gefühl: Du bist schuld! Du warst zu spät! Ja, sei fühlte sich schuldig an Benjens Tod. Sie hatte wieder versagt, wie damals zu Hause, als ihr Vater starb… und Jontev… Und noch dazu hatte sie erfahren, dass der Schalk behauptete Benjens Seele zu besitzen!

Mina hüllte sich enger in ihren Mantel. Die Nacht war sternklar und eisig kalt. Sie betrachtete den blutroten Mond, der vor ihr die kleine Lichtung beschien, ebenfalls blutrot, getränkt von Savarics Blut. Unwillkürlich musste sie an Vanion denken. Wie er vor ihr stand, sein Verfehlen in einer unerträglichen Arroganz mit einem Nebensatz beiseite wischte und ihr vor Augen hielt, dass er doch schließlich der Held des Abends war und ihre Wut vollkommen unangebracht sei. Mina hätte ihn am liebsten geschlagen. Dass Lorainne ihn gebraucht hat, dass er nicht nur sie, sondern auch seine Freunde verraten hat, sie dachte dabei besonders an Anders, dass Benjen jetzt vielleicht noch am Leben wäre, wenn er nicht gegangen wäre, dass genauso gut ein anderer an seinem Platz hätte stehen können um Roquefort das Messer in die Kehle zu rammen, all das konnte sie ihm nicht sagen, weil der Schalk immer wieder in ihrem Kopf auf sie einhämmerte „Halt den Mund, du bist schuld, DU BIST SCHULD“

Mina fasste sich an die Stirn, der Schmerz pochte immer noch unaufhörlich. Was sollte sie jetzt tun? Lorainne war weg. Zum Orden konnte und wollte sie ihr nicht folgen. Für ihre Freunde war sie, schuldig wie sie sich fühlte, eine Belastung geworden. Sie sollte besser gehen. Schnell. Das machte es leichter.
Seufzend erhob sie sich, packte ihren Rucksack und die Schultertasche. Leise schlich sie sich über den Hof und trat hinaus in eine blutrote Nacht.
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Offline Ulrich

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Re: Auf La Follye, am Tage nach Savarics Ende.
« Antwort #4 am: 28. Sep 15, 16:07 »
Der abend war lang und die Nacht so kurz. Dafür die Träume umso stärker.

Diese Fratzen im Wald. In schwarzem Tuch und finster glänzender Rüstung. Die Hexe dazwischen. Und mitten unter ihnen Benjen , mit gewaltigen Schlägen einen nach dem anderen niederstreckend und dem einen Wort auf den Lippen: "LAUFT !"

Der Schwur ihn zurückzulassen war gegeben und wurde gehalten. Das letzte Versprechen die Klinge zurück zu seiner geliebten Lorainne zu bringen erfüllt. Und doch war es kein Sieg im ganzen. Es war ein Opfer das mehr schmerzte als jede Wunde es könnte. Ihn alleine zu lassen in der Dunkelheit. Das einzige Licht das uns durch den Wald begleitet hatte. Nun war es erloschen.

Er wollte Lorainne erzählen welchen Heldenmut Benjen gezeigt hatte und das seine letzten Gedanken nur ihr galten und dem kleinen Leben das sie in sich trug. Aber die rauen Söldnerlippen brachten die Worte einfach nicht hervor.
Er wollte Anders trösten nach der Schlacht.. doch auch hier versagte die Stimme. Einzelne Tränen hatten schon sein Gesicht benetzt und er hatte sie wie immer gekonnt versteckt. Aber hier allein in seinem Zimmer auf La´Folley vergaß er seinen Stolz und wurde übermannt von trauer über die verlorenen. Zwar war alles gewonnen und doch war so viel verloren gegangen.

Der Abschied von Lorainne kam plötzlich und unerwartet. Politik war nichts was sich so leicht vertsehen ließ und genauso war es hier. Es gin alles so schnell und nun war sie Weg.
Keine Lieder erklangen in den Hallen. Nichts war so wie er es sich vorgestellt hatte.

Und die Äxte ? Der Vertrag war erfüllt... aber Geld hatten sie noch keins gesehen. Eigentlich hatte er es auch schon lange nicht mehr wegen des Geldes getan aber was blieb ihm sonst noch ? Er war zwar wilkommen in diesen Hallen. Aber wer würde da sein ? 2 Jahre hatten sie gekämpft , gelitten und wären fast draufgegangen.

Sie würden wohl am Mittag aufbrechen und vielleicht niewieder diesen Boden betreten. Denn schon der nächste Auftrag kann der letzte sein.
Mit diesen Gedanken richtete er sich auf und ging in die Hale wo sie gestern abend alle zusammen waren.

Im Krieg werden mutige Menschen Helden.
Feiglinge kehren lebendig nach Hause zurück.
(Andrija Talic)

Offline Kydora

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Re: Auf La Follye, am Tage nach Savarics Ende.
« Antwort #5 am: 28. Sep 15, 17:14 »
Langsam öffnete Kydora ihre Augen und versuchte wach zu werden. Sie war müde, war der vorherige Tag doch sehr lang und anstrengend gewesen. Sie drehte sich auf die Seite. All der Schmerz und all das Leid um sie herum. Wie gern würde sie einfach die Sorgen und Ängste von ihren Freunden nehmen können. Aber das konnte sie nicht. Sie drehte sich wieder auf den Rücken und rieb sich die Augen, nur um sich kurz danach dann aufzusetzen. Sie konnte ihnen vielleicht nicht ihre Sorgen nehmen, aber sie konnte wenigstens versuchen ihnen eine Stütze zu sein. Ihnen Halt zu geben, wenn sie ihren verloren.

Der Schalk. Ihr selbst war er nur kurz begegnet und hatte ihr auch nichts Ernsthaftes getan. Sie war den Göttern dankbar, dass er sie nur kurz behelligt hatte. Doch die anderen... sie schienen Unvorstellbares durchgemacht zu haben, als sie plötzlich eingeschlafen sind und der Schalk sein Unwesen mit ihnen getrieben hat.

Kydora streckte sich und machte sich dann fertig für den Tag. Ihre eigenen Gedanken hatte sie beiseite geschoben. Dann ging sie los, sich etwas zu Essen zu suchen. Wenn sie heute mit Stella die Weiterreise antrat, wollte sie gestärkt sein.

Wenige Augenblicke später fand sie sich mit einem Teller und etwas Essen darauf und einem Becher voll Tee bewaffnet in der Halle wieder. Sie sah dort Stella und Vanion mit ihrem Frühstück sitzen und steuerte auf die Beiden zu.

"Gute Morgen." Sie lächelte den Beiden freundlich zu und setzte sich dann neben Stella. Sie sah erschöpft aus und Kydora machte sich Sorgen.

"Du siehst müde aus, Stella. Kann ich irgendwas für dich tun? Dann sagt mir bitte Bescheid." Kydora ahnte zwar schon, wie die Antwort ausfallen würde, aber einen Versuch war es wert...

Offline Sandra

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Re: Auf La Follye, am Tage nach Savarics Ende.
« Antwort #6 am: 28. Sep 15, 18:50 »
Vanions Scherz quittierte die Magierin mit einem Schnauben und einem zu einem schiefen Grinsen hochgezogenem Mundwinkel.
Doch sie dachte über seine Aussage nach. Ganz Unrecht hatte er nicht. Sie hatte die Beweise gegen Roquefort aufgedeckt und die Glocke zerschlagen. Doch der fade Beigeschmack blieb. Zum einen Lorainne und Benjen, zum anderen der Beherrschungszauber, den Stella auf der Glocke gesehen hatte. Roquefort war bestimmt kein guter Mensch - doch wie weit waren die extremen Schritte hier tatsächlich sein Werk gewesen? Stella hatte immer noch ein komisches Gefühl im Bauch bei diesem Thema. War der Ritter doch nur ein Bauer in einem größeren Spiel Szivars oder hatte er wirklich paktiert? Sie musste dringend mit Ardor und Kadegar reden.

Während sie so ihren Gedanken nachhing hatte sie Vanions Gespräch kurz vernachlässigt.

"Ähhh.... was?...Vermisst? Achso....uns vermisst, ja... Ich war erstaunt, dich hier zu sehen, aber es freut mich, dass du dann doch den Weg hierher gefunden hast. Ich hatte ja doch Recht."
Beim letzten Satz zwinkerte sie ihm zu als Kydora auch die Halle betrat und sich dann zu den beiden setzte.
Schließlich schlurfte auch Ulric in die Halle und sah jedoch etwas verloren aus, also winkte Stella ihn zu sich und bedeutete ihm, dass er sich gern dazu setzen solle.

"Guten Morgen, Kydora. Ja, ich bin etwas müde, ich habe es vorgezogen hier und heute nicht zu schlafen... Also habe ich lediglich meditiert. Aber ich glaube, gegen Müdigkeit kann man nicht viel tun, danke für das Angebot."
Sie lächelte die Silvanayerin an, doch da war noch etwas anderes im Blick von Stella.
« Letzte Änderung: 28. Sep 15, 20:56 von Sandra »
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Offline Simon de Bourvis

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Re: Auf La Follye, am Tage nach Savarics Ende.
« Antwort #7 am: 28. Sep 15, 21:39 »
Als Simon aufgestanden war, hatte er Fulk gesucht, und ihn überredet, im Weinkeller mit ihm eines von Jules kleinen besonderen Fässchen zu holen und es in die Halle zu rollen.

Nichts war morgens besser, als ein verdünntes Weinchen, fand Simon. Nachdem die beiden sich Käse und Brot besorgt hatten, steckten sie an der Tafel die Köpfe zusammen und redeten über alte Zeiten.

Fulk gab eine Geschichte zum besten, wie der jungen Benjen eine Schnalle an Jules Beinschiene zu befestigen vergessen hatte und Jules auf dem Weg zum Turnierplatz lang hinschlug.

Nebenher versuchte Fulk sich einen Überblick, über die Bücher zu verschaffen. Von Frederic hatte er schon zwei Mägde im Dorf anwerben lassen, die die Spuren des gestrigen abends aus der Halle entfernten.

Roqueforts Banner waren ihnen als ersten zum Opfer gefallen.
Wir wollen wie Kinder sein,
nämlich dumm und 1,30.

Offline Bran

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Re: Auf La Follye, am Tage nach Savarics Ende.
« Antwort #8 am: 29. Sep 15, 05:22 »
Bran saß am Rand seiner Bettstatt. Nach dem gestrigen Abend dröhnte ihm der Schädel. Er hatte versucht die Ereignisse in Alkohol zu ertränken. Sie hatten sich lange darauf vorbereitet, doch als er als vermeintlicher Hauptmann der "Schwarzbären" vor den Wachen Roqueforts stand und ein großer Teil des Erfolges von den Äxten abhing schlug sein Herz so laut, dass es eigentlich jeder hätte hören müssen.
Als zum Schluss alles eskalierte und niemand mehr einen Überblick hatte kam er sich so hilflos vor. Um ihn herum ein Schreien und Kämpfen in schummrigem Dämmerlicht. Beinahe konnte man Freund von Feind nicht mehr unterscheiden.
Bilder wie diese waren es, die er versucht hatte zu ertränken. Doch es war ihm nicht recht gelungen, niemand war in Feierlaune gewesen und wollte mit Ihm anstoßen, außer als Yorik mit bitterer Stimme einen Trinkspruch zu Benjens Ehren ausgesprochen hatte trank jeder.
Er schüttelte den Kopf und die Schmerzen vertrieben die Gedanken.
Er stand auf und ging benommen an die Waschschüssel. Auf seinem nackten Oberkörper zeichneten sich viele Narben ab. Viele hatte er sich zugezogen als er für das Haus gekämpft hatte in dem er diese Nacht verbracht hatte. Für eine Frau die mit einer Zielstrebigkeit gehandelt hatte und der gestern in wenigen Augenblicken alles genommen wurde. Oder sie hatte es Von sich gewiesen. Wonach sie so lange gestrebt hatte hatte sie abgeleht um sich und andere zu schützen. Diese Frau die so viel Schutz von ihnen erhalten hatte.
Einige der Narben waren alt und nur blasse Striche. Auf dem Unterarm zeichnete ein fast unsichtbarer Streifen die Stelle, an der in ein Szivar-Diener mit dem Schwert erwischt hatte, im Forret, als sie Lorainne das erste mal gesucht hatten.
Ein unebener Punkt, fast sternförmig über dem Schlüsselbein, ein Pfeil von  Roqueforts Männern, auf dem Schützenturnier.
Unzählige noch rote Kratzer auf der ganzen linken Seite, die Schulter hinunter bis zu den Beinen, von denen grade erst der Schorf abgefallen war. Hätte Stella ihn gestern im Wald nicht in diesem Getümmel geheilt, was sie eine Menge Konzentration und Kraft gekostet haben musste, wäre er wohl vor Ort verblutet.
Blut für Blut
So viele waren unsinnig für Roquefort auch durch seine Pfeile gefallen.
Das kalte Wasser im Gesicht ließ ihn aufschrecken. Wie eine nasse Hand, die ihn in die Realität zurückwarf.
Er war noch am leben. Und er hatte Verantwortung. Es musste weitergehen und die Äxte brauchten erneut ein Schlachtfeld, eine Feste zu verteidigen, einen Soldherren.
Du hast dich so an die letzten zwei Jahre gewöhnt, dass ein Ende fast undenkbar geworden war. Das diese Menschen mehr als nur Brüder und Schwestern des Schwertes geworden waren.

Ihm wurde schlecht, doch er übergab sich nicht, sondern kämpfte die Übelkeit mühsam zurück.
Langsam zog er sich an und machte sich ebenfalls auf den Weg zur Halle des Anwesens.
Double Tap!!!

Mel

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Re: Auf La Follye, am Tage nach Savarics Ende.
« Antwort #9 am: 29. Sep 15, 11:36 »
Das Leben auf La Follye schien langsam zur Normalität zurück zu kehren.
Die Herrin war fort, ein Bote nach Marnois geschickt worden, um ihrem Onkel zu berichten.
Das Gefolge von Avery, Baron von Blanchefleur bereitete seine Abreise vor. Er hatte sein Ziel erreicht: Die Nichte des Barons von Marnois hatte ihm Gefolgschaft geschworen. Blut war manchmal eben doch nicht dicker als Wasser.

Die Asche von Jules de la Follye wurde neben dem Grab seiner Frau Catherine begesetzt und Avery hatte sich der kleinen Beerdigungsgesellschaft angeschlossen. Statt Hochzeit wurden nun diejenigen beerdigt, die La Follye unabdingbar treu gedient hatten.
Nicht bereit gewesen waren, aufzugeben.

Die Mägde leisteten ganze Arbeit. Es hingen nur noch die Banner der La Follyes, nur in der großen Halle hing zusätzlich das des Lehnsherrn.
Vermutlich würde noch das Banner des Lillienordens hinzukommen, die schwarze Lilie auf weißem Grund.

Fulk saß mit Simon in einer Ecke und trank, sie erzählten Geschichten und lachten gelegentlich. Es war gut, wieder zu Hause zu sein.
Lorainne hatte ihn beauftragt, dden Äxten ihren Sold zu zahlen, zusätzlich sollten noch zwei Fässer Oscronner Kräuterschnaps hinzukommen und für Ulric lag ein neues Schwert bereit. Fulk wünschte sich kurz, dass Lorainne ihnen die Dinge selbst hätte übergeben können, aber dazu war alles viel zu schnell gegangen. Sie hatte die Grenze zu La Follye bis Sonnen aufgang überschritten haben müssen, deshalb war sie sofort aufgebrochen.

Frederic störte ihn in seinem Gedankengang und erstattete Bericht. Die Menschen in La Follye waren erleichtert und man hatte Roquefort- oder das, was noch von ihm übrig geblieben war, nachdem sich die wilde Meute an seinem Leichnam vergangen hatte- nach Roquefort geschickt, damit er dort begraben wurde.
Was mit dem Lehen geschehen würde, war ungewiss, Der Baron hatte Lorainne still nachdenklich zugehört, als sie ihm von Vanions Anspruch berichtet hatte, doch er verlangte einen Beweis- den es vermutlich nicht mehr gab.

Er lächelte Simon schief an:"Sie hätte es hier nicht lange ausgehalten. Sie war zu jung, als du sie mitgenommen hast, n´est pas? Sie kennt nur den Krieg und wäre niemals eine Dame geworden, eine Mutter und Ehefrau. Es hätte sie gelangweilt. Sie braucht das Abenteuer, den Kampf, die Gefahr. Du warst ihr wohl ein besseres Vorbild als ich."
Fulk lehnte sich in dem Sessel zurück, prostete Simon zu und genoss den Frieden, der sich langsam über La Follye legte.


Offline Anders

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Re: Auf La Follye, am Tage nach Savarics Ende.
« Antwort #10 am: 29. Sep 15, 13:06 »
Es hätte ein Morgen wie jeder andere sein können. Die Vögel sangeb und die Sonne schien durch das Fenster der Kammer in der Anders geschlafen hatte.
Sie war warm und hell und es waren kaum Wolken am Himmel.
Dennoch lag Anders im Schatten des Fensters auf ihrem Lager und beibachtete den hellen Strahl wie er langsam über die Bettkante strich.
Lorainne war fort. Benjen war fort. Silas war fort. Sie zog die spitze ihres nackten Fußes aus dem Licht und richtete sich langsam auf. Ihr Schädel schmerzte immer noch von der Faust die sie gestern zu Boden geschickt hatte.
Müde und langsam kam sie aus dem Bett,schlüpfte in ihre Hose und striff sich das Hemd über den Kopf. Ihre Finger glitten über das Wappen der Distel an ihrer Seite.
Ob sie es überhaupt noch tragen durfte?
Wieder spürte sie diesen Stich im Herz, allerdings nur taub irgendwo in ihr. Wenn man jemanden oft genug verletzte tat es irgendwann nicht mehr weh...
Sie entschied sich es vorerst zu tragen bis man ihr anderes sagte. Dann saß sie noch eine Weile unschlüssig herum.
Sollte sie hinaus? Sophie würde sie sicher später sucheb kommen. Die gute Sophie...
Ihr Blick fiel auf das Lederband welches den Fuchs immer um ihre Schultern hielt.
Entschlossen löste sie es, hielt es mit den Zähnen fest während sie die Haare zu einem Zopf raffte und zusammen band. Sanft strich sie über die Spitzen Ohren.
Das Versteckspiel war vorbei.
Ihr Magen knurrte.
"Komm...lass uns Essen gehen."
Ihre Finger fanden das Stück Metall um ihren Hals welches mal ein Glöckchen gewesen war und ein leichtes Lächelb umspielte ihre Lippen.
Dann öffnete sie entschlossen die Tür,das Gesicht wieder Ausdruckslos und bagab sich nach unten um etwas essbares zu suchen.
Anscheinend war sie recht spät aus dem Bett gekommen denn als sie den Hof betrat waren schon einige dort.
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Offline Vanion

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Re: Auf La Follye, am Tage nach Savarics Ende.
« Antwort #11 am: 29. Sep 15, 14:04 »
Auch Vanion nickte Kydora freundlich zu. Dann widmete er sich wieder seinen eigenen Gedanken. Wie sollte es nun weitergehen? Es gab noch so Vieles zu ordnen. Er wollte Jules de la Follye die letzte Ehre erweisen, und Silas ebenfalls. Dessen Asche würde ebenfalls hier in La Follye begraben werden. Und dann würde er bereits aufbrechen - er wollte den Leichnam seines Onkels nach Roquefort begleiten und dort für ein ordentliches, ehrwürdiges Begräbnis sorgen. Mochte er ihn selbst getötet haben, soviel schuldete Vanion seiner Meinung nach seiner Familie. Ihm war klar, dass dies nicht ohne Risiko für ihn selbst war.

Dann würde er Caldrien verlassen. Als er zu Lorainne zurück gekehrt war, hatte er deutlich gespürt, dass die alte Vertrautheit zerbrochen war. Er hatte ihr beigestanden, bis zuletzt, doch in den Lilienorden konnte er ihr nicht folgen. Das Lehen seiner Familie war unerreichbar geworden. Isabeau Lionceur, die Baronin von Goldbach, betrachtete ihn vermutlich als ehrlosen Eidbrecher. Andere mochten ihn als Sippenmörder verachten, und trocken gestand Vanion sich ein, dass diese Menschen Recht hatten. Er war genau das, ein Eidbrecher und Sippenmörder. Das Recht auf die Ritterschaft hatte er verwirkt: vor den Menschen durch seinen Eidbruch, vor den Göttern durch das Erschlagen seines Onkels. Was blieb also?

Du warst schonmal in dieser Situation. Als Marius abgehauen ist. Mach dir keine Sorgen, die Götter werden dich leiten. Wenn die Götter beschlossen hätten, dass er keine Rolle mehr in dieser Welt zu spielen hatte, dann hätte er den gestrigen Abend nicht überlebt.

Ratlos blickte er ins Leere, und irgendwann stand er auf und verließ den Raum. Im Hof sah er Anders, und kurzerhand ging er hinüber zu ihr. Ohne viele Worte zu verlieren, nahm er sie in den Arm, dann sah er sie ratlos an. Es hatte sich so vieles verändert. Ihr fiel gewiss auf, dass er kein grün trug, so wie ihm auffiel, dass ein zerschlagenes Glöckchen um ihren Hals baumelte.

Wie erschuf man Normalität? Wie ließ man den Alltag zurückkehren in eine Welt, die alle, die darin gelebt hatten, verändert hatte? Der kleine Kender hatte einer Hexe die Zunge abgeschnitten und sie verbluten lassen. Wie konnte man so etwas ungeschehen machen? Nichts wollte ihm einfallen, was der Situation angemessen schien.
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Offline Anders

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Re: Auf La Follye, am Tage nach Savarics Ende.
« Antwort #12 am: 29. Sep 15, 14:30 »
Anders sah Vanion auf sich zu kommen. Er wirkte sehr Schmucklos nur so in braun. Sie spürte wie er sie in den Arm nahm aber zu ihr durch drang diese Umarmung nicht. Sie schien an ihr abzuprallen.
Als er sie wieder los ließ sah sie ihn an der Blick merkwürdig kühl, nickte knapp und meinte dann: "Guten Morgen Vanion. Gibt es noch Frühstück?"
Sie sah sich kurz um an diesem fremden Ort. Zuhause. .. nein ..das fühlte sich ganz anders an.
"Wo gehst du hin? "
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Offline Vanion

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Re: Auf La Follye, am Tage nach Savarics Ende.
« Antwort #13 am: 29. Sep 15, 14:50 »
"Ich weiß nicht, wo ich hingehe." Die kurze und knappe Antwort enthielt eigentlich alles, und Anders' Blick sprach ebenfalls Bände. "Ich weiß es wirklich nicht. Ich möchte.. meinen Onkel beerdigen, in seiner Heimat. Sie sind schon los mit seiner Leiche, aber ich werde sie über den Tag gewiss noch einholen. Und dann.. tja."

Er zuckte mit den Schultern. "Was ist mit dir?"
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Re: Auf La Follye, am Tage nach Savarics Ende.
« Antwort #14 am: 29. Sep 15, 14:57 »
"Weg von hier."
Wieder ein Blick in die Runde. Schon komisch. Sie hatte sich so gefreut La Follye zu sehen, mit Lorainne mit ...
Sie atmete tief durch.
"Ich weiß noch nicht wohin, aber wohl nach Norden. Vielleicht verlass ich Engonien ganz für eine gewisse Zeit. Vielleicht nehm ich ein Schiff."
Sie zuckte leicht die Achseln.
"Hier kann ich nicht bleiben..."
~~~~~~Der Wächter La Follyes ~~~~~~

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