Die Zeit im Kontor verging schnell und war arbeitsam.
Erik erhielt ein einfaches Zimmer im ersten Stock des Haupthauses in welchem sich die Schlafzimmer befanden und wurde recht schnell in den Alltag des großen Haushaltes integriert.
Anica weckte ihn mit einer Schale Tee um die siebte Stunde und er gesellte sich zu ihr und Jelena und verschiedenen anderen zur morgendlichen Meditation auf dem Dach.
Er erfuhr recht schnell, dass Jelena kein Morgenmensch war: sie hasste es zu frühstücken und wurde erst nach einigen Stunden wirklich gesprächig.
Es gab kein gemeinsames Frühstück, da das Gesinde, die Stalljungen und Kontorangestellten den Tag unterschiedlich begannen. Stattdessen standen Brot und Butter auf dem Tisch und über dem Herd hing ein Kessel mit Brei, so dass jeder sich stärken konnte wenn er konnte.
Aufgrund der Regulierungen der Stadt konnten Fuhrwerke nur morgens zwischen 6 und 10 durch die Stadt fahren, da es sonst zu einem heillosen Chaos auf den Straßen kam. Das bedeutete, dass die Morgen im Kontor sehr stressig wurden, da es die Warenlieferungen zügig abzufertigen galt und Erik fand sich oft mittendrin beim Kaffeesackschleppen, Be- und Entladen der Fuhrwerke oder sogar Ausmisten des Stalles.
Gegen Mittag flaute der Ansturm ab und Erik hatte Zeit für seine eigenen Übungen, da Jelena sich in ihren Behandlungsraum zurück zog und Patienten empfing oder Hausbesuche machte.
Es geschah zu alles Tages- und Nachtzeiten, dass sie zu einem akut Verletzten oder einer schwierigen Geburt gerufen wurde und mehr als einmal erschien sie erst einige Stunden später mit diversen Körperflüssigkeiten verschmutzt und verschwitzt wieder im Kontor. Meistens sprach sie nicht viel, sondern ließ sich von Anica einen der vorgepackten Badekörbe geben und verschwand im Badehaus um die Ecke. Wenn es besonders schlimm war erschien sie nicht mal zum gemeinsamen Abendessen, sondern verbrachte den Abend in ihrem Zimmer.
Das Abendessen war die große Mahlzeit im Kontor die, wann immer es möglich war, gemeinsam eingenommen wurde. Es gab immer reichlich und gut gewürzte Eintöpfe, manchmal sogar Braten oder Fleisch vom Rost und frisch gebackenes Brot. Jelena sprach den Segen und alle griffen herzhaft zu.
Jelena war eine strenge und fordernde aber immer gerechte Dienstherrin. Sie bezahlte guten Lohn und ihre Art inspirierte die meisten ihres Gesindes zu großer Loyalität. Sie war sich auch nicht zu schade den Küchenboden zu schrubben oder Sattelzeug zu polieren wenn sie Zeit dazu fand und das machte sie nur noch beliebter.
Die Zeit nach dem Abendessen gehörte dem Papierkram und jeden zweiten Abend Erik.
Jelena führte ihn Schritt für Schritt durch die Stufen der Meditation und stellte erfreut fest, dass er ein disziplinierte Schüler war der alles wie ein Schwamm aufsog.