Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Geschichten und Gespräche

Stand der Gnade

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Lorainne:
Plötzlich erhob sich  aufgeregtes Gemurmel.
Vanion konnte die Vibration schwerer Schritte spüren, die unmittelbar neben ihm hielten. Leder knirschte und Stoff raschelte, als sich jemand verbeugte.
"Votre Grâce,  excusez- moi pour m' ingèrance, Mais ècoutez-moi, s'il vous  plaît. Ça, c' est pas d' après de la grande mère, Lavinia Tutulina. Ce ne peut pas être Le vouleur de Lavinia Admoneta."
Lorainne klang ein wenig atemlos, aber ihre Stimme war fest.
"Je me voue à Lavinia et, j' ai  charges d' âmes. Pour lui aussi."
Sie berührte ihn sacht an der Schulter und er konnte die Hitze spüren, die von ihr ausging.
Es war eine Wohltat für ihr Herz, einen Roquefort in derselben misslichen Lage zu sehen, in der sie es dereinst war. Doch das Gefühl der Rache und Genugtuung war nicht lavinia gefällig und ließ sie brennen.
Jeder Atemzug schmerzte, jedes Wort musste sie mühsam hervorpressen.

Vanion:
Diese hell klingende Stimme kannte er. Lorainne! Was in Szivars Höllen tut sie hier?! Nun war Vanion erst recht verwirrt. War sie von Beginn an hier gewesen? Hatte sie veranlasst, dass er hier war? Was ging hier vor? Er wagte es nicht, noch mehr zu sagen, als er gesagt hatte. Er mochte grade Gegenstand des Gespräches sein, aber es war recht eindeutig, dass Lorainne nicht zu ihm gesprochen hatte. Was ging hier vor?

Sein Magen schmerzte. Sein Kopf dröhnte. Fast war er froh über den Sack auf seinem Kopf, er verbarg sein mitgenommenes Gesicht. Er wusste nicht, ob Lorainnes Ankunft ein gutes Zeichen war oder den finalen Nagel in seinem Sarg bedeutete - doch ihre Worte ließen darauf schließen, dass sie sich zumindest nicht daran beteiligen würde, ihn zu verurteilen. Die Hand auf seiner Schulter fühlte sich warm, fast heiß an, selbst durch den Stoff seiner Tunika. So viele Eindrücke. Der muffige Jutegeruch des Sacks, seine schmerzenden Hände - das Seil schnitt ihm das Blut ab - das Pochen in seinem Schädel und der kalte, metallische Geschmack von Angst. Vanion war hilflos, völlig der Situation ausgeliefert. Machtlos.

Seine Schultern sackten zusammen, als er sich der Situation ergab, und sein Kinn sank auf seine Brust herab. Doch dann packte ihn der Stolz und die Sturheit, die seinen Vater und auch ihn stets ausgezeichnet hatte. Er würde jetzt keine Schwäche zeigen. Im Gegenteil. Was immer hier mit ihm geschehen würde, er würde es aushalten. Krieg. Eidbruch. Sippenmord. Was will man mir noch tun, was ich mir nicht selbst angetan habe?

Simon de Bourvis:
Eine Klinge durchtrennte die Fesseln und mit einem Ruck wurde der Sack von seinem Kopf gerissen.

"Die reverence!"

Ein Stiefel traf ihn in der Kniekehle und ein Knüppel in den Bauch.

"In meinem Lehen werde ich entscheiden, wer der rechtmäßige Erbe meines Vasallen ist! Keine dahergelaufenen Bauern, keine Priester und auch sonst niemand.
Sollte jemand begründete Ansprüche gelren machen wollen, so wäre der rechte Ort dafür mein Hof. Wer es stattdessen über einen Jahrmarkt brüllt, der zahlt mir dafür.
LaFollye! Ihr sagtet, Ihr hättet die Dokumente in Euren Händen gehalten?"

Lorainne:
Vernichtend sah Lorainne die Männer an, die Vanion malträtieren.  Einige kannte sie, hatte Seite an Seite mit ihnen gekämpft. Sie musste sich beherrschen, ihren Lehnsherren nicht mit derselben Verachtung anzuschauen, als sie den Blick hob.
"Oui, Votre Grâce. Das habe ich. Im Kloster unweit von Reines."

Simon de Bourvis:
Der Baron hob die Augenbrauen "So zart besaitet, LaFollye?"

"Wie eine Harfe!"bemerkte jemand im Hintergrund

Ungerührt fuhr der Baron fort:"Wie auch immer, Ihr seid Schriftkundig La Follye? Kennt die Handschrift Roqueforts? Könnt sein Siegel erkennen? Könnt ein gefälschtes Dokument von einem echten unterscheiden?"

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