Fleur war wie üblich von Amelíe und dem Hahn zugleich geweckt worden. Das kleine Mädchen wuselte bereits irgendwo durch die Burg, während Fleur sich zu Madame begab. Sorgenvoll betrachtete die Wäschemagd ihre Herrin. Die dunklen Ringe unter den Augen, die Unkonzentriertheit und die häufigen Wechsel der Tätigkeiten sagten ihr, dass die Baronin schlecht bis gar nicht geschlafen hatte. Da Fleur um die Morgenmuffeligkeit Isabeaus wusste, bewegte sie sich extra leise und unauffällig um sie herum. Sie richtete die Schlafstatt, leerte den Nachttopf und achtete insbesondere darauf, dass es im Zimmer nicht kalt wurde. Da die Baronin noch in Nachtgewand, Klappmorgenmantel und Decke gekleidet war, legte Fleur Gewänder für den Tag zurecht. Sie wählte bewusst bequeme und warme Teile, in denen Madame sich wohlfühlen würde.
Ohne Worte stellte die Leibmagd eine dampfende Tasse Tee in Griffweite ihrer Herrin. Es war die übliche Mischung von Soeur Alexane, die Isabeau regelmäßig trinken sollte. Etwas zu Essen würde später kommen - wenn die Morgenmuffeligkeit etwas verflogen wäre...
Mit allem fertig, hockte sich Fleur auf einen Schemel, griff in ihren Korb und holte den Stoff heraus, aus dem sie gerade ein Gewand nähte. Bald bewegten sich ihre Finger in flinkem Rythmus; Nadel hin, Nadel her...
Julienne stand auf Posten am Tor. Sie war noch müde und stützte sich mit dem Unterarm auf der Brüstung ab, während sie ins Land spähte. Dort passierte ... nichts.
Wie willkommen war da die Abwechslung, als der Weibel auf seiner Tour bei ihr vorbei kam!
"Bon jour, mon Weiböl!", grüßte Julienne ihren Vorgesetzten freundlich.