Der Städtebund von Tangara > Ayd'Owl-Akademie

Der Meditationsraum

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Ballessan:
Gemeinsam gingen Mina und Balerian zum dem Raum der Ayd'Owl, der jetzt, da ein guter Teil des Gebäudes noch gesperrt war, als Meditationsraum diente. Die Fensterläden standen offen und die frische Morgenluft erfüllte den Raum. Dieser Ort der inneren Einkehr war mit wenigen Dingen ausgestattet, doch mit allem, was man für eine Meditation braucht. Er war in warmen Farben gehalten, die neutral wirkten, aber eine gewisse gemütlichkeit ausstrahlten. Auf dem Boden waren schwere Teppiche ausgelegt, die jeden Schritt beinahe verstummen ließen und für ein bequemes Liegen oder Sitzen sorgten. In den Ecken fand man kleine Beistelltische, auf denen "Meditationsförderndes Material" finden konnte. Z.B. Eine Öllampe und Kerzen, für ein wenig Licht bei geschlossenen Läden, oder für die, die sich beim meditieren gerne auf die Kraft des Feuers oder die Flamme einer Kerze konzentrierten. Man konnte auch eine Wasserschale finden, ein paar Holzstücke und Blattwerk, sowie eine Vase mit Erde darin.
Balerian sellte einen kleinen Schemel in die Mitte des Raums, platziere zwei Kerzen darauf und entzündete diese. Er stellte die Schale mit frischem Quellwasser hinzu, legte ein Stück Holz bei und nahm eine Hand voll Erde aus der Tonvase, die er ebenfalls beim Schemel aufhäufte.
"Bitte, setz dich und mach es dir bequem", sagte der Magier zu Mina.
Dann legte er seinen Mantel und den Gürtel ab, so dass es nichts gab, was eine bequeme Postion oder eine Stille stören könnte. Er ging zum Fenster und zog die schweren Vorhänge zu, so dass das Licht des Tages nicht hereinkam, wohl aber noch etwas von der Morgenluft, deren Hauch und Duft er ungemein schätzte.
Er ließ sich auf eine Seite vor dem Schemel nieder in den Schneidersitz. Das Fenster zu seiner linken, die Türe zu seiner rechten. Und Mina, so erwartete er, ihm gegenüber.

gutemine:
Mina blickte sich um. Der Raum vermittelte die Klarheit, die vermutlich der Besucher in ihm zu finden hoffte, ohne aufdringlich zu sein. Sie schloß die Augen und schob ihre Gedanken beiseite und versuchte sich auf ihre Empfindungen zu konzentrieren. Sie hörte eine verbliebene Meise durch das offene Fenster zwitschern, spürte die Kühle des Lufthauchs auf ihrer Wange.. es duftete nach Kerzenwachs und irgendeinem Öl, das sie nicht zuordnen konnte.

Mina zog die Schuhe aus, um die weichen Teppiche unter ihren Füßen spüren zu können und setzte sich dann, Balerians Aufforderung folgend, ihm im Schneidersitz gegenüber.

Ballessan:
"Also schön", sprach Balerian leise, als Mina ihm gegenüber saß.
"Ich weiß nicht wie du für gewöhnlich meditierst, aber ich würde gerne etwas ausprobieren. Ich hätte gerne, dass du die Augen schließt und dich auf eine Emotion deiner Wahl konzentrierst. Du musst mir nicht sagen welche du wählst. Versuche einfach bitte dich in diese hineinzuversetzen. Wir müssen uns geistig einen gemeinsamen Meditationsraum schaffen und ich habe da eine Idee.
Balerian räusperte sich und nahm eine aufrechte, nicht jedoch eine steife Sitzhaltung an.
"Alles klar?", vergewisserte er sich, dass Mina so weit verstanden hatte und bereit war. "Wenn alles so funktioniert wie ich mir das vorstellte, wirst du mir nicht mit Worten sagen müssen, ob es funktioniert. Vertrau mir", lächelte er Mina an.

gutemine:
Auf eine Emotion konzentrieren? Mina starrte Balerian ihrer Vermutung nach ziemlich kuhäugig an. Ob das so eine gute Idee war?
Etwas unwohl dachte Mina daran, wie Sasha sie emotional so gereizt und an ihre Grenzen gebracht hatte, bis sie geplatzt war ... oder nein, bis sie irgendwas hatte explodieren lassen oder... ach was auch immer da passiert war. Mina schluckte. Na er wird schon wissen was er tut. Und wenn irgendwas schief geht, dann könnte sie ja jetzt in ihren Kellerraum flüchten, den sie am Tag zuvor in sich gefunden hatte, und die Tür zu schlagen.

Mina seufzte. Sie nickte Balerian wortlos zu und schloß die Augen. Sie konzentrierte sich auf ihren Atem und schon war sie ganz bei sich. Eine Emotion.... etwas unverfängliches... das schläfrige Glück an einem warmen Frühlingsnachmittag! Sie atmete ein, sie atmete aus... schon ging sie wieder durch die große Halle in ihrem Inneren Schloß. Die Säulen waren Baumstämme und eigentlich war es auch keine Halle, sondern ein Wald, die Bäume bildeten das Dach und die Halle brauchte auch keine Kerzen, denn Sonnenlicht fiel durch die Blätter und malte Schattenmuster auf das üppige Moos und die Blumen am Boden. Sie atmete ein, sie atmete aus und setzte sich an den Fuß einer Birke... und da war es, das Frühlingsglück. Schläfrig an einem Baumstamm lehnen, den Vögeln zuhören und spüren, wie sich unter den warmen Sonnenstrahlen die lange Winterstarre löst... sie atmete ein, sie atmete aus...

Ballessan:
Minas Nicken, das Schließen der Augen und das ruhige Atmen deutete Balerian als Zustimmung. Sie hatte verstanden.
Er selbst schloss nun die Augen und konzentrierte sich auf seine Atmung. Er versuchte in sich hineinzufühlen. In die innere Bewegung, die seine rythmische Atmung verursachte.
Meine Zauber funktioneren durch Schwingung, erinnerte sich Balerian selbst. Ich kann mich und die Magie in mir so in Schwingung versetzen, dass die Bewegung auf das magische Netz übergeht und dieses die Renonanz weiter trägt. Auf diese Art habe ich schon früher versuchsweise gezaubert. Und diese Art zu zaubern war es auch, die der Magier fortan nutzen wollte, da er diese Wirkungsweise für einen sanfteren Eingriff in die magischen Strukturen hielt, als mit den Händen hineinzugreifen und alles zu verknoten, wie er es gelernt hatte. Bardenmagie, setzte Balerian den Gedanken fort. So kann man es nennen. Auf gewisse Art und Weise war dies wie das Zaubern über Emotionen. Ruhige Bewegungen für sanftere Ergebnisse, stürmische und schnelle für einen Windstoß. Mit der nötigen Zeit konnte man auf diese Weise hervorragend eine ganze Masse erreichen. Vor allem wenn es den Geist betraf. Man denke an einen wilden Tanz oder der gleichen.
Konzentrier dich!, ermahnte sich der Barde. Er hatte lange nicht mehr versucht den Geist von jemand anderem zu erreichen. Er hatte schließlich der Geistesbeeinflussung abgeschworen. Doch nun sollte ihn sein Weg in gewisser Weise wieder zu den Wurzeln zurück führen. Er hatte sich auf Grund seiner eigenen Erlebnisse schließlich das Ziel gesetzt, anderen "Geistern" zu helfen. Seelenheilkunde würden manche es nennen. Dazu musste man den Geist des anderen berühren. Man musste seine Emotionen fühlen können. Man musste die gleiche Ebene erreichen können. Diese Meditation mit Mina war quasi ein Experiment.
Jetzt aber, bevor Mina aufhört weil nichts passiert, oder sie einschläft, oder glaubt sie mache alles falsch. ... Konzentration. Gedanken fokussieren. Geist leeren. Atmen. Der Magier atmete einmal tief ein, dann einmal tief aus, und mit diesem Ausatmen waren all die Gedanken verschwunden.
Die Atmung...Bewegung...Schwingung... Balerian konnte nun fühlen, wie er sich selbst im magischen Raum bewegte. Er würde versuchen seine "Fühler" nach Mina auszustrecken. Er erwartete eine ruhige Emotion, da Mina bestimmt auf Nummer Sicher gehen wollte. Das machte es natürlich schwerer, sie zu finden. Aber die Gedanken einmal geleert, war er zuversichtlich. Die Bewegung übertrug sich auf die Fäden der Magie. Langsam immer weiter streckte er so seine Sinne aus und versuchte sich Mina sanft zu nähern. Erst von außen, um die richtige Emotion spüren zu können. Dann würde er versuchen Zugang zu erhalten. Ein sanftes Anklopfen.

Ungewiss war die Frage, wie Mina reagieren würde, wenn es gelang. Sie würde spüren, dass irgendetwas in ihren Gedanken, ihre Emotion kam. Oder etwas Anklopfte. Wenn sie sich erschrak oder aus einem Mechanismus des Schutzes heraus eine Zorneswelle zu ihm herüber schickte, könnte es schmerzhaft werden.

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