Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium
La Follye, 267 n.J.
Anders:
"Gorix doch nicht!" Die Kenderin prustete los. "Gorix ist immer noch der alte, zumindest das was ich so mitkriege. Ich mein die Adligen mit denen du auf dem Fest der Grenzen rumgelaufen bist und in deren Lagern du dich betrunken hast. Gorix... du bist mir einer." Anders ließ sich nach hinten fallen und streckte die Hand nach der Murmelt aus. Kaum das ihre Hand die Kugel umfasste ließ sie ihre Beine die sie angehoben hatte zurück schwingen und saß kurz darauf wieder vor Vanion. Sie betrachtete die Murmel und gab sie Jeanne. "Ich weiß nicht ob es gut ist nur die Erwartungen von anderen zu erfüllen und immer nach fremden Regeln zu leben. Für mich war es das jedenfalls nicht, sonst wäre ich nicht hier." Sie nahm ihre vorletzte Murmel auf und ließ sie auf der Flachen Hand hin und her kullern. Ein bisschen sah sie aus wie ein Wassertropfen, ein kleines bisschen. Eine Stille trat ein, in der man das klackern der Murmeln hörte die Jeanne durcheinander warf, vermutlich war ihr langweilig. Das Holz knackte, draußen rauschte der Wind und Stimmen drangen vom Hof nach oben. Sie versuchte sich ein Bild zu machen, einen Weg in diesem Spinnennetz zu finden. Welche Fäden waren klebrig... welche nicht. Das Vanion mal wieder laut geworden war macht ihr nichts. Er wurde immer laut wenn er irgend was nicht ändern konnte. Das hatte sie mittlerweile häufig genug abbekommen. Es gab mehreres wichtiges was er gesagt hatte. Gorix beobachtete, die Inquisition schien mit drin zu hängen... und irgendwas mit Voranenburg.
//Worin verstrickst du dich jetzt schon wieder?//
Apprupt stand sie auf. "Wir sollten uns woanders weiter unterhalten. Aber...", sie mussterte ihn. "So nehm ich dich nicht mit. Ich hab gesehen wie viel die schon Staub ausmacht. Zieh dich um, lass den Ritter hier. Wir gehen in den Wald, da kannst du frei sprechen. Außerdem wird es eh bald dunkel." Sie begann die Murmeln einzusammeln. Noch einmal hielt sie kurz inne und schaute Vanion an. "Von meiner Seite aus hat sich da nichts geändert Vanion. Ich werde dir immer helfen und ich werde immer für dich da sein. Bist du alt und grau und blind und taub bist. Aber du siehst doch was gerade wieder passiert. Jemand anderes erwartet etwas von dir und irgendwas steht dir im Weg. Was ist wenn ich eines Tages deine Hilfe brauche und Voranenburg will das nicht. Oder Gorix. Oder irgendwer der meint ein Recht auf deine Zeit zu haben. Was wenn du in einem Kampf steckst der nicht der deine ist. Was ist wenn es Krieg gibt zwischen dir ... Und La Follye? Was wenn es wieder das gleiche Lied ist, so wie es sich immer wiederholt bei den Menschen. Ich will nicht das du dann wieder vor dieser Wahl stehst die dir so viel Probleme bereitet hat. Ich will nicht das du wieder Eide brechen musst die du geschworen hast. Das dir wieder irgendwer damit droht dich aufzuhängen oder alles wofür du gearbeitet, gekämpft und geblutet hast auf der Schwelle zum Abgrund steht. Ich will das nicht!" Sie seufzte tief und stand auf um die Murmeln in einen bunten Beutel zu füllen. "Maugrim müsste auch noch eine haben... und die Muschel. Hm." Sie steckte ihn zurück in ihre Gürteltasche. "Nur weil wir nicht mehr den selben Weg gehen heißt das aber nicht das wir von einander für immer getrennt sind. Wir können uns zuwinken von den Wegen. Und manchmal gehen sie neben einander her, manchmal nicht und manchmal kreuzen sie sich. So ist es immer. Ich glaube nicht das du oder ich aus dem Leben des jeweils anderen einfach so verschwinden. Irgendwie, scheint das vor der Vergangenheit unmöglich. Wir reisen einfach nicht mehr so nah neben einander. Aber das ist nicht schlimm." Die Kenderin ging auf den Ritter zu und schaute ihm ins Gesicht. "Wir gehen jetzt zu meinem Haus. Kommen deine Laviniatauben auch mit? Und wenn wir da sind wirst du mir das was du eben gesagt hast erklären." So wie sie es sagte wusste Vanion das sie Voranenburg und den Rest meinte. "Jetzt geh dich umziehen wir treffen uns unten." Sie umarmte den Ritter fest und schloss kurz die Augen. Selbst sein Geruch hatte sich verändert. Er roch so sauber und gleichzeitig nach Staub. Dann ließ sie ihn los und ging zur Tür. "Wir treffen uns bei den Pferden ja?"
Vanion:
Völlig überrumpelt ließ Vanion Anders ziehen. Er kam sich jedes mal tumb vor, wenn sie so einen Schwall an Worten los ließ. Unzulänglich. Dieser kleine Kender verstand die Welt auf eine ganz andere Art als der Ritter, und ihre Worte stimmten ihn nachdenklich. Während er sich umzog, dachte er über die vielen Fragen nach, die sie gestellt hatte. Wenn Anders meine Hilfe braucht, aber Voranenburg nach mir verlangt, dann werde ich Voranenburg folgen. So nüchtern der Gedanke klang, Vanion hatte ein schlechtes Gewissen dabei. Aber Graf Heinrich ist ein verständiger Mann. Und Damian auch, und dann ist da nicht zuletzt Gorix! Wenn er deine Treue einfordert, dann nur mit gutem Grund! Und so ist es nun einmal, wenn man Eide schwört. Man muss sie ehren!
Sorgfältig legte Vanion seine Houpellande zusammen. Aus seiner blau-weißen Hose strich er ein paar Falten, die sich eingeschlichen hatten, dann faltete er auch sie sorgsam zusammen. Eine einfaches braunes Wams zog er nun an, auf eine einfache, ebenso braune Hose. Sein Schwert mutete etwas seltsam an, als er sich gürtete, aber darauf wollte er nicht verzichten. Vanion konnte den Ritter nicht hier lassen. Den Stand konnte man nicht einfach so ablegen wie eine Hose, und er wollte das auch gar nicht.
Prüfend warf Vanion einen Blick in den Himmel, als er aus dem Haupthaus heraustrat. Der Tag war schon fortgeschritten, und so vertraute er Jeanne den beiden Laviniatauben an, wie Anders sie genannt hatte. Er verabschiedete sich mit einem Kuss und ermahnte sie streng, sich zu benehmen - woraufhin sie ihm die Zunge herausstreckte. Anders stand schon bereit.
Anders:
Die Kenderin stand neben ihrem gesattelten und mit einem Bündel beladenen Pferd. Springer hatte sich seit dem letzten Mal kaum verändert. Gut. Ein zwei Zöpfe hatten vielleicht ein anderes Band und im Schweif waren nicht mehr so viele Federn eingeflochten und vielleicht waren die Schlamflecken um seine Hufe doch improvisierte Malerein? Wer wusste das schon. "Jeanne kommt nicht mit?" Die Kenderin schien enttäuscht und winkte dem Kind. Dann fasste sie Springer am Halfter und machte sich mit dem Ritter auf den Weg zum Tor. "Also ich hab ja die Tangara Postille gelesen, was sie über Gorix und Stella geschrieben haben und so. Kriegst du nicht ärger wenn du alleine bei einem kender übernachtest?" Ihre Miene war eine Minschung aus Belustigung und Stichelein. Sie traten durch das Tor und auf die Straße. " Ach ja. Wo ist deine Gugel? Hast du meinen Flitschestein noch? Du weißt schon. Den vollkommenen, oval und ganz flach."
Vanion:
Vanion grinste breit, während er sein Pferd am Zügel führte.
"Wenn du's nicht der Postille steckst, dann wird dieses Schmutzpapier das auch nicht erfahren."
Die Blicke, die ihnen nun folgten, waren längst nicht so gehässig wie vorher. Einigen Leuten stand sogar das Erstaunen ins Gesicht geschrieben, als sie den Mann in Braun mit Ritterschwert und den bunten Kender nebeneinander her gehen sahen.
"Meine Gugel ist in meinem Quartier in Voranenburg, aber den Stein hab ich hier." Er nestelte umständlich mit einer Hand an seiner Gürteltasche herum, dann zog er den abgeflachten, völlig ovalen Stein hervor. "Er ist mir auf den Kopf gefallen, als ich die Gugel ausgezogen hab."
Als die beiden fast den Hof verlassen hatten, hörte Vanion hinter sich plötzlich Rufe, und als er sich umdrehte, konnte er grade rechtzeitig noch die Arme ausbreiten, um ein quietschendes Bündel aufzufangen. "Verzeihung, Herr Ritter", keuchte Mathis, der hinterdrein gelaufen kam. "Sie ist einfach losgelaufen, und ich konnte sie nicht festhalten. Jetzt komm aber mit, Kind." Aber Jeanne ließ ihren Vater nicht los, und der grinste nun breit. "Lass sie, Mathis. Ich hab genug Decken in der Satteltasche, und eine Nacht im Wald wird ihr nicht schaden. Sie kommt mit."
Anders:
"Er ist dir auf den Kopf gefallen?", die Kenderin prustete los, gerade als Rufe ertönten und sie hastige leichte Schritte auf der Straße hörte. Jeanne kam angerannt und warf sich ihrem Vater in die Arme. Das Grinsen der Kenderin wurde noch breiter. Nach einem kurzen Wortwechsel machten sie sich wieder auf den Weg, jetzt wieder zu dritt. Erst als sie den Wald betraten richtete Anders das unverfängliche Gespräch wieder auf den Stein. "Der Stein. Behalt ihn. Sollte ich einmal wirklich nicht weiter wissen und Hilfe brauchen werde ich dich danach fragen. Daran sollst du erkennen wie ernst es ist." Sie klopfte Springer den Hals der ruhig weiter trottete jetzt wo Jeanne auf seinem Rücken saß. Noch ging es. Aber bald wurde der Wald dichter und das Blätterdach höher. Anders Sinne hatten sich automatisch beim betreten des Waldes auf ihre Umgebung erichtet. Sie wurden nicht verfolgt. Es war niemand hier. in einer halben Stundenkerze würden sie da sein.
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