Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium

La Follye, 267 n.J.

<< < (8/45) > >>

Lorainne:
Fulk trat aus dem Haus, erfasste die Situation und hielt sich zurück.
Nicht nur, um Vanion die Chance zu geben, anders alles zu erklären, nein, auch um seine Fassung wiederzugewinnen.
Am liebsten wäre er nach vorne gestürzt, hätte seine Herrin, die Tochter seines Freundes, sein ziehKind beweint, doch er musdte die Fassung bewahren. So neigte er nur den Kopf vor dem Karren und hielt seinen Kummer zurück.

Anders:
Vanion weinte!

Anders versuchte sich zu erinnern wann sie Vanion das letzte mal weinen gesehen hatte. Es war verdammt lange her. Vanion weinte nicht oft und wenn nie vor anderen Leuten. Dafür war ihm sein... Auftreten zu wichtig. Verstört huschte ihr Blick von einem zum anderen, blieb an Arienne, Ulrich und schließlich an Berengar hängen auf der Suche nach einer Erklärung. Aber keine sagte etwas.
"Hey..." Tapfer überwandt sie die letzten Schritte zwischen sich und dem Ritter und schloss ihn fest in die Arme. Seine Kleidung war völlig klamm. Ihm musste furchtbar kalt sein, deshalb zitterte er wohl auch so.
"Ich bin da. Wir kriegen es wieder hin. Egal wie schlimm es ist. Weine ruhig wenn du willst." Liebevoll streichelte sie seinen Rücken. "Es wird wieder gut. Ganz bestimmt. Ich bin jetzt da."
//Was bei allen Göttern ist nur los.// Ihre Gedanken überschlugen sich.
Hinter Vanion betrat Fulk den Hof. Es sah um jahre gealtert aus. Kalte Finger griffen nach Anders Herz welches ihr jetzt bis zum Halse schlug.
Hinter Vanion stand ein Karren, der aber mit nichts beladen schien. Dennoch schien er irgendwie das Zentrum auszumachen. Warum hatten alle Angst vor einem leeren Karren?

Berengar von Thurstein:
Mit einem satten Klatschen ließ sich Berengar aus dem Sattel in den Schlamm des Innenhofes gleiten und hielt kurz inne. Vanion wollte just in diesem Moment wohl erneut versuchen etwas zu sagen, doch dem Mann versagte die Stimme. Wer sollte es ihm verübeln. Berengar selbst fühlte sich hundeelend und sah von Anders zu Vanion, einmal in die Gesichter der anderen, dann wieder zu Anders.

Ohne dass eine bewusste Entscheidung dem zugrunde gelegen hätte setzte er sich in Bewegung und kam in seiner durchnässten Kleidung auf die Freundin zu. Doch lenkte etwas seine Aufmerksamkeit ab. Offenbar hatte sein Ritterbruder sich soweit gefasst, dass er nun in Bewegung geriet. Berengar würde sich also in einem respektvollen Abstand von beiden halten, doch gut sichtbar für die Kenderin, die nun Teil seines Herzen war.

Eine weitere Bewegung links von ihm fing seine gespannte Aufmerksamkeit auf, und der eine in die Jahre gekommene Mann sah dem anderen für einen kurzen Moment in die Augen. Er nickte Fulk zu, ohne ihn zu kennen, doch gehörte dieser Mann zu La Follye, und den Menschen hier galt nun auch sein Mitgefühl.

Arienne:
Arienne nickte zu Berengars Worten: "Ja es ist seltsam ihre Heimat kennen zu lernen indem wir sie heim bringen Gerne hätte ich Na Follye mit ihr zusammen kennen gelernt." Sie seufzte und als Berengar das Gebet sprach schaute sie in die Ferne wo sich schon der Guthofs dunkler vor dem Grau der Wolken abzeichnete. Die junge Frau lächelte leicht als das Gebet endete: " Das war ein schönes Gebet. Sie muss dir wirklich viel bedeutet haben."

Als dann der Trupp das Gutshaus erreichte und sie Vanions Worte über Lorainnes Familie hörte würde ihre Mine ernst und sie würde still. Da waren sie nun, hatten das Ziel ihrer Reise ereicht. Sie war gerade abgestiegen als Anders herankam und ebenfalls abstieg.
Das anfangs frohe Gemüt der Kenderin verebbte jäh und Arienne kamen die Tränen. Jetzt wusste sie wie Baleriean sich gefühlt haben müsste an jenem Abend.  Sie senkte den Kopf und wischte die Tränen weg. Nach einem Seuftzer ließ sie die Zügel ihrer Stute los und trat zu Vanion und legte ihn die Hand auf die Schulter.
Anders Worte ließen die junge Frau tief Luft holen aber sie könnte ihre Tränen nicht zurück halten.

Vanion:
Er hatte nachgedacht. Vor Engonia, in der Löwenburg. Auf der Reise. Im Kloster. Hatte sich Worte zurechtgelegt, hatte sich gewappnet. Er musste stark sein, er hatte bereits getrauert. Hatte Zeit gefunden, den Verlust einzuordnen, im Gebet und im Gespräch mit seinen Freunden und Kampfgefährten.

All das war vergessen.

Hier, auf La Follye, war nun das Ende der Reise. Ein Ende, das unvermeidlich gewesen war. Er hatte es gewusst, hatte es irgendwie immer gewusst. Der Weg, auf den seine Taten vor Engonia ihn geführt hatten, der vor bald zehn Jahren begonnen hatte, hatte hierhin geführt. Lorainne war kein Funke gewesen. Sie war ein Feuer gewesen, ein lodernder Brand, angetrieben durch den Glauben, den sie geehrt, durch die Liebe, die sie empfunden hatte, und durch die Härte, mit der sie ihren Feinden begegnet war. Um dieses Land, um diese Menschen zu schützen, hatte Lorainne sich nie geschont, aber ganz heimgekehrt war sie nie.

Bis jetzt.

Langsam löste er Anders' Arme, die um seinen Körper geschlungen waren. Er sah tief in ihre Augen, sah die Vorausahnung, sah die Furcht, die sie gepackt hatte. Zitternd sog er die Luft ein, straffte sich, richtete sich auf, für die schwersten Worte, die er je gesprochen hatte.

"Lorainne - sie... sie ist tot."

Und der Regen fiel.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln