Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium
La Follye, 267 n.J.
Vanion:
"Sind hier noch Verletzte?! Irgendwer?"
Panik lag in der gehetzten Stimme. Luthor stürzte zwischen den am Boden liegenden Kämpfern umher, suchte die, die am schwersten verletzt, aber vielleicht noch zu retten waren. Den jungen Knecht aus des Herrn Simons Gefolge hörte ihn, stöhnte unter Qualen, hielt sich das Bein. Sein Oberschenkel war blutüberströmt, das Fleisch klaffte auseinander, die Hose hing in Fetzen. Schon spürte er die kalten Hände von Jelenas Lehrling, wie sie fachkundig sein Bein betasteten, und Hoffnung brandete in ihm auf. Er würde hier nicht sterben!
"Der schafft's nicht."
Und Luthor war weg, und Vanion war allein, allein inmitten all der anderen.
Es war Wydh, die ihn fand. Wydh, die seine Wunde irgendwie versorgte, irgendwie. Und dann, völlig erschöpft, nicht in der Lage, auch nur eine Feder anzuheben, war er zusammengesackt, wo man ihn hingebracht hatte. Eine Stimme war erklungen, hatte gesungen, in einer Sprache, die er nicht kannte.
Er wischte eine Träne fort, als Jelenas Gesang verklang. Voll Bitterkeit sah er sie an, schmeckte die Erinnerung an diesen Ort, an dem Konar sein Ende gefunden hatte, an dem Lorainne den Ritterschlag erhalten hatte. Der Ort, an dem sein Schicksal seinen Lauf genommen hatte.
Dann kam Bewegung in die Dienerschaft, irgendjemand war angekommen, und Fulk machte sich auf, die Neuankömmlinge zu begrüßen. Sein Blick streifte Anders, die verloren ins Leere starrte. Ihre Hand war in den Ärmel Berengars gekrallt, und ihre Tränen waren versiegt.
Berengars Worte ließen Vanion kalt. Er wusste, er sollte Berengar danken, sollte ihm Ehre erweisen für die Ritterlichkeit, die er an den Tag legte, doch was hätten Racheschwüre nun genützt? Vanion würde Lorainnes Tod rächen, das wusste er. Er würde des Täuschers Diener verfolgen mit Feuer und Schwert, ohne Erbarmen. Doch das tat nichts zur Sache an diesem Ort, zu dieser Stunde. Und so sprach er:
"Berengar, es gibt tatsächlich eine Pflicht, die ich dir auferlegen will."
Isabeau Lioncoeur:
--- Zitat von: Lorainne am 16. Jan 19, 16:52 ---...
"Wenn ihr wollt bringe ich euch sofort.. Zu.. Ihr."
--- Ende Zitat ---
Isabeau schüttelte den Kopf, sie fühlte sich nicht bereit dazu. Irgendwann heute Nacht, wenn es ruhig im Haus geworden war, würde sie den Weg zu ihr finden.
Aber jetzt würde sie sich zurück ziehen und den Haushalt zur Ruhe kommen lassen. Wenn sie jetzt herunter ging, dann würden sich alle verpflichtet fühlen sich ihrem Stand gemäß zu verhalten und das wäre unfair ihnen gegenüber.
Lorainne:
Fulk verneinte sich:"wie Ihr wünscht, Madame." und verließ sie, da sie keine weiteren Wünsche mehr hatte.
Er war ganz froh darüber, mussten doch weitere Vorbereitungen für die Gäste getroffen werden. Vor La Follye wurde bereits zelte aufgebaut, feuerholz stapelt die gesamte Hauswand und Mauer entlang, Fässer mit Bier und Wein wurden in die zum besten gefüllte Vorratskamner gerollt und der aus der Küche roch es kontinuierlich nach Brot und Speck und Zwiebeln.
Nachdem er sich einen Überblick verschafft hatte, genoss er einen kurzen Moment der Ruhe. Kurz überlegte er, ob er zu lorainne gehen sollte, doch er entschied sich dagegen. Seit ihn die Nachricht erreicht hatte, war er mit entsprechenden Vorbereitungen beschäftigt gewesen, die Zeit zu trauern war noch nicht da.
Fast wäre er vom Schmerz überwältigt worden, als er lorainne Leichnam auf dem Karren gesehen hatte, aber das wur nur ein Moment. Doch der Schmerz in seiner Brust begleitete ihn seitdem.
Er wenn lorainne bestattet und alle abgereist wären, würde er Zeit zu trauern haben.
Zeit zu trauern und sich der Frage zu stellen, ob sie vielleicht einen anderen Weg ei geschlagen hätte, wenn nicht er sie, gegen den Willen ihres Vaters, stets ermuntert hätte, sich am Schwert zu üben. Vermutlich säße sie friedlich im Kreise ihrer Kinder auf La Follye.
In der Halle wurden Tische und Bänke verrückt, damit das Essen aufgetragen werden konnte. Er wirkte ein wenig verloren, als er auf den Platz am Ende des saales blickte, an dem erst Philipp de la Follye saß, als fulk Selbst noch ein kleiner Junge war, später dann Jules saßen und lorainne ein einziges Mal an ihrem Hochzeitstag. An dem Tag, an dem savarics de Roquefort durch die Hand seines Neffen starb, an dem Tag, als Lorainne dem orden beitrat, um la Follye vor einer anderen drohenden Fehde zu schützen.
An dem Tag, als sie La Follye verlassen und nie wieder betreten hatte.
Jelena:
Jelena sang eine Weile und lauschte dann den Geräuschen des Hauses um sich herum.
Offenbar waren weitere Gäste angekommen und irgendwann wurden nebenan Tische gerückt.
Sie saß im Schein der Kerzen bei Lorainne und ließ ihre Gedanken schweifen.
"Meisterin? Der Knappe hat Brüste!"
Laut und etwas wackelig erscholl die Stimme von Luthor über das Schlachtfeld von Tiefensee und Jelena schnellte hoch und stürzte auf ihn zu:
"Halt den Mund!" fuhr sie ihn an und sah sich hektisch um, bis sie den Ritter Simon ein paar Schritte weiter bewusstlos im Gras liegen sah.
"Glücklicherweise kriegt er nichts mit! Luthor, wenn du Heiler werden willst, dann ist die erste und wichtigste Lektion BRÜLL NICHT DIE GEHEIMNISSE DEINER VERWUNDETEN DURCH DIE GEGEND!"
"Um ein Haar wäre bereits damals alles vorbei gewesen, hm? Aber die Götter hatten andere Dinge für dich vor... für uns alle. Ich frage mich oft ob wir irgendwo etwas hätten anders machen sollen."
Sie seufzte. Auf diese Frage gab es keine Antwort.
Jedenfalls keine zufriedenstellende.
Mit einem letzten Kuss auf die Stirn ihrer Freundin erhob sie sich und verließ die Tote.
Berengar von Thurstein:
Anders schwieg und nur ihr sachter griff in seiner Kleidung ließ ihn wissen, dass sie nicht einfach so verschwunden war. Es würde lange dauern und Geduld brauchen, bis sie sich fangen würde, da war er sich beinahe sicher. Ihre schlimmsten Ängste hatten sich bewahrheitet. Trotz aller Bitten, die sie immer wieder an ihre Freunde, die für sie Familie waren, gerichtet hatte. Er drückte sie leicht an sich. Mehr war derzeit nicht von Nöten.
Auf Ariennes Worte hin nickte er und sagte dann leise "Es ist nicht von Belang wie lange wir uns kennen. Du bist hier und jetzt mit uns, bist für uns da in dieser dunklen Zeit. Du bist auf der Fahrt mit Vanion, der ihr sehr verbunden war. Und ich sollte mich sehr irren, wenn ich ahne, dass ihr nicht so schnell auseinander gehen werdet."
Bei Vanions Reaktion jedoch wurde er leicht stutzig und seine Augen verengten sich kaum merklich, als er den Mann ansah. "Alles zu seiner Zeit, Vanion. Wir werden sie hier Behüten werden ihre sterblichen Überreste ehren und sie auf den weg bringen und wenn alles nach ihrem Willen getan wurde, wird zeit sein, über kommende aufgaben zu beraten. Fürs erste ist es, wie ich sagte. Ich bin für die die sie als ihre Familie angenommen hat, genau so da, wie ich es für sie war. Es ist ihr letzter Wille und Wunsch, den sie mir persönlich angetragen hat. Ich halte diesen letzten Wunsch und die furcht, aus der dieser entsprungen ist, in meinem Herzen und werde danach leben." Er atmete einmal tief durch und sagte dann sehr eindringlich "Hörst du? Leben Vanion. Lass dir ja nicht einfallen damit aufzuhören, und zu einer wandelnden, atmenden Ruine zu werden."
Ein ermahnender Blick traf Arienne "Und wenn er das vergisst, gib mir bescheid." Dann wand er sich wieder an sie alle. "Und nun genug des Ermahnens und Beteuerns. Ich werde mich nun Jelena stellen. Bis später."
Mit diesen Worten wandte er sich ab und ging auf Jelena zu, als sie sich zeigte. Anders zog er sachte mit sich. Doch als er vor ihr stand, fehlten ihm die Worte, und er konnte sie nur anblicken. Schon das zweite Mal heute, dass ihm die worte fehlten. Doch sie würde die Furcht und den Schmerz in seinen Augen sehen. All das, was ihm die Zunge lähmte. Und er straffte sich innerlich, als würde er eine schallende Ohrfeige auf sich zukommen sehen.
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