Während Nesrine vom Bergfried aus das Land beobachtete, stand Julienne am Tor. In vieler Hinsicht war der Dienst am Tor angenehmer. Der Wind pfiff einem hier nicht so um die Ohren und man hatte gelegentlich Gesellschaft. Dafür war die Aussicht natürlich nicht so schön.
Julienne wusste von der Übergabe durch den vor ihr Diensthabenden, dass Madame mit ihrer neuen Zofe und dem Chevalier Berengar ausgeritten war und war gespannt, wann die drei zurück kehren würden.
Sie hatte den stattlichen, doch zugleich sehr wohlerzogenen Hengst des Herrn von Thurstein bereits im Stall bewundern können und wollte nun die prächtige Einheit von Ross und Reiter sehen.
Am frühen Abend kam die kleine Amelíe angehopst. Das Mädchen hatte gelernt, dass sich die Wachposten konzentrieren mussten, aber sie wusste auch, dass sie sich in der Regel über ein wenig Gesellschaft freuten.
Dieses Mal trug Fleurs Tochter einen kleinen Weidenkorb bei sich, in dem - eingeschlagen in ein Tuch - wieder einmal Gebäck versteckt war.
Dem Mädchen war langweilig geworden und als Fleur ihr geraten hatte, sich in der Küche Naschereien für die Truppe zu besorgen, war sie begeistert losgezogen.
Das Kind trat also an Julienne heran und fragte die Gardistin, ob sie einen Keks haben wollte.
"Oh, gernö!", antwortete Julienne und entnahm dem Tuch ein fast Handtellergroßes, noch lauwarmes Gebäckstück.
Die beiden unterhielten sich kurz, während Juliennes Blick jedoch auf das Land vor dem Tor gerichtet blieb.
Schließlich verabschiedete sich Amelíe wieder und machte sich auf den Weg, um andere Leute mit ihren Plätzchen glücklichzu machen. Sie traf auf Francois, als er auf dem Weg zu seiner Stube war.
"Weibel! Ich habe noch einen letzten Gebäcktaler! Wollt Ihr den haben?", rief das Mädchen.