Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium

Donnerheim - das Stadthaus der Baronin von Goldbach - Jahreswechsel 267/68 n.J.

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Vanion:
Edouards Miene verriet Abscheu. Nach den gestrigen Worten war Vanion klar geworden, dass der alte Mann ihn verachtete. Ihn störte das nicht, schließlich konnte ihm der Gardist herzlich egal sein. Und doch hatte er sich geärgert und über das Haupt geflucht, unter dessen weißem Schopf er mehr Weisheit vermutet hatte.  Francois' Gesicht behielt seine Geheimnisse für sich, aber seine Körpersprache verriet, dass der Weibel angespannt war. Der dritte Gardist, dessen Namen Vanion nicht kannte, wirkte unbeteiligt, legte aber diese subtile Wachsamkeit an den Tag, die eine gute Ausbildung erahnen ließ.
Das Getuschel war zum Erliegen gekommen, und einige Gesichter hatten sich in offener Neugierde der Nische zugewandt.

"Die Straßen der Stadt sind voller Leben, und Ihrer Majestät Hof ist gut besucht wie eh und je. Doch ein kalter Wind weht durch die Gassen, und man wünscht sich einen Platz an einem warmen Kaminfeuer."
Nun erst setzte Vanion sich.

Isabeau Lioncoeur:
"Es liegt Schnee in der Luft."
kommentierte Isabeau. Ihr Gesichtsausdruck war gelassen, das was Lorainne immer ihr "Hofhaltungsgesicht" genannt hatte; Lavinia allein wusste was hinter den graublauen Augen vor sich ging.
Nach dem Kommentar über das Wetter winkte sie Eponine heran und ließ sich ein Tablet mit einer Karaffe und zwei Gläsern reichen. Sie goß gewürzten Wein in die Gläser und reichte Vanion einen davon.
Sie würde ihm keine Handbreit entgegen kommen, aber sie würde sich auch eher umbringen lassen bevor sie sich vorwerfen lassen würde die Gastfreundschaft nicht geachtet zu haben.

Vanion:
Vanion nahm den Kelch entgegen. Ihm war nicht nach Wein zumute, aber deswegen konnte er natürlich nicht die Höflichkeit, die ihm erwiesen wurde, ausschlagen. Es sollte keiner behaupten, ein Roquefort habe keine Manieren. Das Schweigen, welches sich nun zwischen die beiden drängte, hatte nicht das Geringste gemein mit der sanften Stille, die der Schnee mit sich brachte. Vanion wälzte die Worte in seinem Kopf, aber er erkannte rasch, dass er seine Beredtheit lediglich nutzen wollte, um Zeit zu schinden.
Nein, Vanion. Du bist ein Ritter, kein Bauer.

"Vor Jahren fand ich Schutz vor dem Schnee, in Eurem Hause. Ein Knappe war ich damals, und Sohn meines Vaters, Baraque de Roquefort."
Und Lorainne de La Follye war dort. Und Benjen de Kyme. Ein Blick in Isabeaus Gesicht verriet ihm - nichts.
"Und vorher noch, nach den schlimmen Wochen und Monaten des Bangens im Forêt d'Artroux, da habt Ihr mir Eure Gunst erwiesen. Ein Pfand erhielt ich, das mir in Zeiten der Not die Tore Goldbachs öffnen sollte."

Er hielt einen Moment inne.
"Je ferai ce que la chevalerie et mon seigneur féodal me veut, mieux que je peux. Das sagte ich damals. Und es dauerte nicht bis zum Neumond, da strafte ich diese Worte Lügen. Wie ein frecher Schelm log ich in euer Gesicht, und einzig die Blutsbande, die ich zu wahren versuchte, wage ich, zu meiner Verteidigung heranzuführen. Fürsprecher habe ich seitdem gefunden, und Buße getan für meine Sünden, wohl wahr. Den Ritterschlag hab ich erhalten, und drei Blüten zieren mein Wappen, der heiligen Lavinia zu Ehren. Aber minniglich, wie ein Ritter es sein sollte, bin ich nicht."

Isabeau Lioncoeur:
Isabeau nahm einen Schluck aus ihrem Becher und setze ihn auf dem Tisch vor sich ab. Ihr Gesicht blieb betont neutral, aber wenn ihre Augen hätten Blitze schleudern können, dann hätten sie es jetzt wohl getan.
"Das ist ein Punkt in dem wir einer Meinung sind, oui."
Sie spielte mit dem blütenförmigen Ring an ihrem rechten Ringfinger, dem Zeichen ihrer Baronswürde.
"Was wünscht ihr von mir, Chevalier?"

Vanion:
Tief holte Vanion Luft. Er sah zur Seite, in die verschlossenen Gesichter der Gardisten. Die beiden Damen der Baronin sah er, und auch die anderen Edlen, die sich in dem Raum befanden. Dann stand er auf.
"Mag's vermessen sein, und hoffnungslos, von vornherein zum Scheitern verurteilt. Aber versuchen muss ich's, und schlagt ihr's mir ab, so trete ich in Schande dereinst vor die Götter."

Er trat einen Schritt nach hinten, dann sank er auf ein Knie herab.
"Nur um einen Hoffnungsschimmer wage ich euch zu bitten. Um die kleinste Gunst, mich zu beweisen. Gebt mir eine Queste, oder lasst mich gegen den besten eurer Mannen antreten. Ins Kloster will ich gehen, wenn ihr's von mir verlangt. Schon einmal diente ich dem Herrn Alamar, als ich die Gebeine der heiligen Agathe suchte. Lasst mich dieses Mal der Lavinia dienen, um in ihrem Namen eure Vergebung zu erlangen!"

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