Autor Thema: In Hanekamper Grenzgebiet  (Gelesen 5703 mal)

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Offline Vanion

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In Hanekamper Grenzgebiet
« am: 03. Apr 18, 13:03 »
Das Dorf lag friedlich da in der doch noch recht kühlen Nachmittagssonne. Eine niedrige Holzpalisade umschloss die strohgedeckten Häuser, und im Zentrum, gleich an der Straße gelegen, die mitten durch das Dorf führte, gab es einen kleinen Weiher. Das Wasser glitzerte in der Sonne, und die grünen, platten Blätter einiger Seerosen dümpelten vor sich hin.

Direkt an diesem Weiher stand ein kleiner Gasthof, der Zimmer für zwei, drei Reisende und einen Stall für ihre Pferde bot, und aus dem Obergeschoss dieses Hauses schielte mit gelangweilter Miene und fettigem Schnurrbart ein dicklicher Mann herab auf den kleinen Platz unter seinem Fenster. Dort hatte sich das ganze Dorf versammelt. Man hatte die Flöten und die Trommeln hervorgeholt, und sogar eine Geige, wenn auch eine schiefe, hatte sich gefunden, und die alte Isidora hatte ihre Laute in den Armen (mit der sie angeblich ihren Ehemann erschlagen hatte, aber das waren bestimmt nur Gerüchte).

Eine Hochzeit war immer ein Ereignis, für jede Dorfgemeinschaft, auf der ganzen Welt. Und die von Alberich und Magdalena war sogar ganz besonders, war die gute Magdalena doch die Tochter des angesehen Dorfvorstehers und der Alberich der Sohn des alteingesessenen Schmieds.
"Da kommt sie, da kommt sie!"
Helle Kinderstimmen kündigten die Braut an. Sie trug ein buntes, farbenfrohes Kleid. Der Stoff leuchtete in der Sonne und wurde nur vom überglücklichen Lächeln Magdalenas überstrahlt. "Dafür hat sie ein Vermögen gezahlt!" - "Quatsch, die alte Isidora hat ihr das umsonst genäht, sie hat sie doch so lieb, sagt sie immer!" - "Nein, eine Hexe hat ihr das geschenkt, bevor sie auf dem Scheiterhaufen brannte, und nun ist sie verflucht!" Die letzte Bemerkung erntete einiges an Aufmerksamkeit, und man machte unwillige Handbewegungen. "Schweig still, bevor du so einen Unsinn verbreitest, sonst landest du selber noch auf dem Holz!"
Und einige ängstliche Blicke wanderten in Richtung des hohen Fensters, wo eben noch der Schurrbart zu sehen gewesen war.

Der Mann, zu dem der Schnurrbart gehörte, hatte sich von dem Spektakel längst abgewandt. Mit dem Rücken zu dem Fenster, durch das die Sonne hereinfiel, saß er nun mit gekrümmtem Rücken vor einem dunklen Holztisch, darauf ein dicker, lederner Beutel und einige Pergamente. Umständlich nestelte er an dem Lederband herum, das den Beutel verschlossen hielt, dann griff er hinein. Es klimperte, als er die Münzen auf dem Tisch verteilte. Sorgfältig schichtete er sie auf, und endlich tunkte er die Feder in die Tinte und ließ sie über das Papier huschen.

Waldesruh - 25 Kupfermünzen.
Köhlerheim - 30 Kupfermünzen.
Bergerhau - ...


Alles in allem war er zufrieden mit seiner Ausbeute. Von dem immer wieder aufbrandenden Applaus, Gesang und Gelächter von der Hochzeitszeremonie vor seinem Fenster ließ er sich nicht stören. Der Herzog hätte nicht vermutet, dass das Volk hier so viele Münzen zuviel hat. Eine gewisser Stolz erfüllte ihn. Ein hungerndes Kind? Pah, Ausrede der Eltern, den Zehnt nicht abzuführen. Schlechte Ernte? Ihr Götter, dass Bauern aber auch immer dieselben Ausflüchte anbrachten. Die Kuh beim Kalben verreckt? Nun, er konnte nicht auf jede Unfähigkeit Rücksicht nehmen.
 
Mit einem selbstzufriedenen Grinsen lehnte der Steuereintreiber sich zurück in seinem Stuhl. Grade wollte er sich ein wenig Tagträumerei über die Gaben gönnen, mit denen der Herzog ihn zweifelsohne bald belohnen würde, da klopfte es laut an seine Türe.

"Herr, verzeiht die Störung, doch das solltet Ihr Euch ansehen!"
« Letzte Änderung: 03. Apr 18, 13:05 von Vanion »
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Offline Vanion

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Antw:In Hanekamper Grenzgebiet
« Antwort #1 am: 04. Apr 18, 15:23 »
"Du bist dir sicher?"

Angst schwang in der Stimme des Mannes mit. Dass Voranenburg und Hanekamp einander befehdeten, das hatte der Steuereintreiber gewusst. Dass dieser vermaledeite Graf es wagen würde, seine Truppen tatsächlich Hanekamper Grenzen verletzen zu lassen, damit hatte er nicht gerechnet. Zumindest nicht so bald.

"Ja, Herr. Sie halten sich keine Tagesreise von hier entfernt auf. Ihr solltet eure Reise unverzüglich abbrechen und euch nach Ahrnburg zurück ziehen."
Unwirsch winkte der Schnurrbart ab. "Ich habe noch nicht genug eingetrieben!" Sein zorniger Blick fiel auf den gut gefüllten Lederbeutel. Davon würde er noch einen brauchen, vielleicht einen zweiten, wenn er wirklich Eindruck schinden wollte. Aber er war nicht dumm. Besser, er brachte nur ein Drittel ein, als gar kein Drittel. Er schluckte seinen Ärger hinunter.
"Der Wirt soll die Pferde bereit machen."

Keine Stunde dauerte es, bis alles gepackt und seine wenigen Männer sich gesammelt hatten. Der Wirt hatte mit der Hochzeitsgesellschaft, die mittlerweile in seinen Speisesaal Einzug gehalten hatte, alle Hände voll zu tun, und so dauerte es eine viel zu lang erscheinende Weile, bis alle Modalitäten geklärt und die Zimmer bezahlt waren. Dem fetten Gasthofbesitzer war die Eile seiner Gäste nicht entgangen, und verlangte schlau ein wenig mehr, als er es sonst tun würde, und tatsächlich drückte der Schnurrbart ihm ohne Diskussion die Münzen in die Hand. Mit einem breiten Grinsen brachte er die Gesellschaft zur Türe, und da sein guter Stallbursche grade in der Küche half, zurrte er kurzerhand selbst das Gepäck des Herrn auf dessen Sattel.

"Also dann, habt noch eine gute Reise!"
Grade wollte der Wirt sich verabschieden, da fiel sein Blick auf den kleinen Hügel im Westen des Dorfes, über den die Straße in Richtung Ahrnburg lief. Dort, gegen die schon tief stehende Sonne schwer zu erkennen, saßen zwei Reiter auf ihren Pferden. "He, nun hilf mir schon, Kerl!" Das Grummeln des Schnurrbarts lenkte ihn ab, und rasch half er dem Hanekamper Eintreiber auf's Pferd, indem er ihm den Steigbügel ruhig hielt. Er hatte sich noch keinen Meter von dem Pferd entfernt, als der Schnurrbart und mit ihm seine vier Begleiter ihre Pferde antrieben und in Richtung der Sonne ritten, gradewegs auf den Hügel zu, auf dem er grade noch die Reiter gesehen hatte. Er blinzelte, da die Sonne ihn blendete, und hob die Hand, um die Augen zu beschirmen, aber da war die Hügelkuppe schon wieder leer.
« Letzte Änderung: 04. Apr 18, 15:27 von Vanion »
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Offline Svenja

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Antw:In Hanekamper Grenzgebiet
« Antwort #2 am: 04. Apr 18, 15:48 »
Svenja ließ ihren Kopf langsam von rechts nach links knacken und grinste dann breit ihrem Ritter zu. Kurz sah sie an sich hinunter, blickte über ihre Ledergewandung und das Wappen ihrer Göttin: "Ricke, nicht Baronin - und Jagd, nicht Krieg, richtig? Ich rieche... Braten! Köstlichster Braten!"
Ohne sich abzusprechen, wendeten die beiden Reiter ihre Pferde in den Schatten hinter der Hügelkuppe und schienen mit ihren Pferden gemeinsam die Ohren zu spitzen. Svenjas zotteliges Pony tänzelte noch etwas unsicher auf der Stelle, aber die Nedrapriesterin konnte sich seiner Loyalität gänzlich sicher sein. Er besaß helles Fell mit einem Silberschimmer im Winter und Goldschimmer im Sommer, hatte dunkle Mähne, Schweif und Beine und war insgesamt von gedrungener Gestalt. Jetzt schien das eine dunkel geränderte Ohr ihrem Atem zu lauschen, während das Andere jede Bewegung hinter der Hügelkuppe wahrzunehmen schien.
Ohne Hast fischte sie sich einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn auf die gespannte Sehne ihres Bogens. Dann ruhten ihre Augen  vom Jagdfieber ergriffen auf jeder von Vanions Bewegungen.

Offline Vanion

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Antw:In Hanekamper Grenzgebiet
« Antwort #3 am: 04. Apr 18, 20:58 »
Vanions Plan war denkbar einfach. Ihr Trupp war dem des Steuereintreibers zahlenmäßig überlegen. Sie hatten die Überraschung auf ihrer Seite und sie waren besser bewaffnet. Was sollte also schiefgehen? Sie mussten nur noch warten, bis die fünf Reiter aus dem Dorf die Straße, die über den Hügel verlief, empor kamen, sie umzingeln und sie zur Herausgabe des Geldes zwingen. Ein Kampf würde schnell und hart sein, aber die Gardisten waren angewiesen, nicht zu töten.

Der Hanekamper hat auch nicht getötet, auch wenn das nur Gorix' Magie zuzuschreiben ist.

Der konzentrierte Blick des Ritters fiel auf Svenja.
"Wahrlich, Nedra meint es gut mit uns", sagte er. "Halte dich bereit, aber wenn einer flieht, schieß auf's Pferd und nicht auf den Reiter." Der missbilligende Blick, den er darauf erntete, sprach Bände, aber beide wussten, dass grade ein schlechter Moment für ein solches Gespräch war. Vanion hob den Helm vom Sattelknauf und setzte ihn auf seinen Schädel. Keine Sekunde zu früh, denn in diesem Moment erschienen die anderen Reiter auf der Hügelkuppe.

Vanion gab sofort den Befehl zum Angriff. Die Gardisten hatten sich gut positioniert. An drei Seiten trieben sie ihre Pferde den Hügel empor, nahmen die Reiter in die Zange. Ein siegessicheres Lächeln stahl sich auf Vanions Gesicht - und verschwand urplötzlich, als die fünf Reiter in enger Formation ihre Pferde herumrissen, zwei der Gardisten hügelab von den Pferderücken schleuderten und in einem schlanken Bogen wieder zurück auf das Dorf zuhielten.

Mit einem wütenden Ruf gab Vanion seinem Pferd die Sporen, und eine wilde Jagd auf das Dorf zu begann.
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Offline Destus Jägersson

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« Antwort #4 am: 05. Apr 18, 19:33 »
"Ach scheiße" entfuhr es Destus, als er die fünf Reiter wenden sah und diese durch die Gardisten brachen. Er war in einer der kleineren Gardistengruppen mitgeritten, welche seitlich den Hügel hoch geritten waren. Sofort zog er den Bogen hervor und befestigte den Speer an seinem Sattel anschließend legte ein Pfeil auf, nach kurzer Zeit folgte der Schuss.
"Daneben...", fluchte Destus leiste murmelt über sich selber.

Dann begann auch er sein Pferd anzutreiben und hinter Vanion her zu reiten genau auf das Dorf zu.

Offline Svenja

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« Antwort #5 am: 12. Apr 18, 11:55 »
"Pfft, von wegen aufs Pferd schießen! Nur wenn es keine Alternative gibt!" Svenja, sah Vanion und Destus kurz nach und gab ihrem jungen Pferd dann beherzt das Signal zum Angaloppieren. Auf der Hügelkuppe zügelte sie den jungen Wallach nochmals kurz, um sich einen Überblick zu verschaffen. Während Vanion überaus würdevoll auf seinem Ross hinter dem Trupp des Steuereintreibers herjagte und es zugleich schaffte, seine Männer vom Pferd aus zu befehligen, ritt Destus einen kleinen Schlenker am Rande ihres Sichtfeldes. Selbst hoch zu Ross, verlor er seine Gabe unauffällig zu bleiben nicht.
Lächelnd ließ sie ihr Pony, dessen Ungeduld sich jetzt merklich durch wehementes mit dem Kopf schlagen zeigte, in Richtung Dorf hinterher sprengen.

Offline Vanion

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Antw:In Hanekamper Grenzgebiet
« Antwort #6 am: 16. Apr 18, 13:44 »
Von der Dorfpalisade aus war es ein beeindruckender Anblick: Fünf Pferde in mehr oder weniger enger Formation, die schon tiefstehende Sonne im Rücken, die auf der Straße entlang in Richtung des Dorfes galoppierten, und hinter ihnen ein gutes Dutzend Reiter in rot und grün und gold und blau. Die Fliehenden wie die Verfolger stießen laute Rufe aus, die einen voller Angst, die anderen voller Wut und Jagdlust.

Das Spektakel war im Dorf nicht unbemerkt geblieben. Schon von weitem waren einige Gestalten zu erkennen, die sich an den Torflügeln zu schaffen machten. Das Holztor mochte niedrig sein, aber einige Reiter würde es wohl abhalten können, und die, die dort vorne standen, schienen nicht auf den Eintreiber des Herzogs warten zu wollen. Das Gegenteil schien der Fall zu sein.
Der Abstand zwischen den Gejagten und ihren Jägern wurde immer kleiner. Keine zwanzig Schritt trennten Vanion und die anderen voneinander, dann waren es keine zehn, keine fünf - und dann zügelte Vanion sein Pferd und hob die Hand, bedeutete den anderen, anzuhalten. Er presste die Schenkel zusammen, mühte sich, sein Pferd unter Kontrolle zu halten, das durch den scharfen Zug zu bocken drohte. Aber die Torflügel waren nun geschlossen, und wenn der Ritter sich nicht täuschte, hatte er eine Gestalt in einem festlichen Kleid durch den letzten Spalt lugen sehen. Das Tor war für sie genauso verschlossen wie für den Hanekamper Eintreiber und seine Wachen. Die Dorfbewohner waren kein Risiko eingegangen, hatten die Beute und die Jäger gleichermaßen aus dem Schutz der Palisaden ausgeschlossen.

Die Jagd war vorbei. Die Straße versperrte Vanion mit einigen Reitern, von Rechts ritt Destus heran, und als der Ritter nach Links schaute, erkannte er Svenja, die die letzte verbliebene Lücke mit ihren Gardisten schloss.

Langsam trieb Vanion sein Pferd an. Das Gesicht des Hanekampers war blass geworden, Schweiß stand auf der Stirn des Dicken. Bevor Vanion überhaupt sprechen konnte, riss der Mann seine Satteltasche auf, zog einige prall gefüllte Beutel hervor und schleuderte sie weit von sich. Es klimperte, als die schwere Last auf den Boden prallte. Ein Gardist stieg ab und nahm die Beutel an sich. Er öffnete einen, dann nickte er Svenja zu, die ihrerseits Vanion ein Zeichen gab. Der Schwanenritter wendete darauf sein Pferd.

"Wegelagerer, Räuber, das seid ihr alle!"
Neugierig, wer von den Hanekampern den Mut hatte, solche Worte zu sprechen, wandte Vanion sich erneut herum - aber die Stimme kam von einer erstaunlich kleinen Frau. Die Frau, die der Ritter eben am Tor erblickt hatte. Sie stand nun auf dem Wehrgang, und obgleich Vanion vom Pferderücken aus fast über die Palisade hätte spucken können, schien sie keine Furcht zu haben.
"Lavinia wird's euch wohl vergelten, meine Hochzeit so entehrt zu haben!"



Ein gutes Stück weiter hinten, am Hang, rappelte Gerbrandt sich auf. Er war ein Gardist aus Voranenburg und war Teil des Entsatzes gewesen, der Feuerklinge zu Hilfe gekommen war. Er hatte sich gefreut, nach Hanekamp reiten zu können, denn in Finsterwald hatte er Familie, also war es etwas persönliches. Sein Freund Iwain war ebenfalls abkommandiert worden, und da die beiden sich bereits seit langen gemeinsamen Gardistenjahren kannten, hatte Gerbrandt sich wenig Sorgen darüber gemacht, einen Kampf zu verlieren. Dass diese Hanekamper nun jedoch ausgerechnet ihn und Iwain von den Pferden gestoßen hatten, wurmte ihn. Er schüttelte den Kopf, um das Klingeln im Ohr loszuwerden, dann stolperte er auf Iwain zu. "Komm schon, steh auf, wir müssen die Pferde einfangen!"

Aber Iwain regte sich nicht. Und der Winkel, in dem Iwains Haupt zu dem Rest seines Körpers stand, ließ vermuten, dass Iwain sich auch nie wieder regen würde.
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Offline Svenja

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« Antwort #7 am: 17. Apr 18, 21:32 »
Svenja sah leicht konsterniert von der kleinen zeternden Frau auf der Palisade, über den panisch atmenden feisten Steuereintreiber, hin zu Vanion und schließlich zur rechten Flanke hinüber zu ihrem Jagdgefährten Destus. Erst jetzt fiel ihr mit einem Stirnrunzeln auf, dass hinter Destus Trupp zwei reiterlose Braune grasten. Erstaunt ließ sie ihren Blick den Weg zum Hügel hinauf schweifen, aber gegen die Sonne und auf Grund der Entfernung konnte sie nichts Ungewöhnliches erkennen.
Ihr Kinn ruckte kaum merklich auf die Pferde hinter Destus, der sich daraufhin umsah, wobei nun auch den anderen Gardisten die fehlenden Männer aufgefallen waren.
Dann heftete sie ihren Blick zurück auf die Palisade: "Verzeiht meine Dame, dass wir eure Hochzeit gestört haben. Sicherlich wird uns zumindest Nedra wohlgesonnen sein, da unsere Jagd offenbar erfolgreich war. Vanion, wärst du so nett und würdest mir die Beutel geben. Und vielleicht sollten wir sehen, ob der Herr noch mehr bei sich trägt!"

Offline Destus Jägersson

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« Antwort #8 am: 18. Apr 18, 20:21 »
"Geht sie jemand suchen?" fragte Destus. Mit einer entschuldigenden Geste in richtung der augenscheinlichen Braut stieg Destus von seinem Pferd ab und ging auf den Steuereintreiber zu.
"Entschuldigt, aber wir wollen nur gründlich sein." sagte Destus und mit diesen Worten begann er die Satteltaschen der Pferde sowie sonstiges Gepäck der Reiter genauer zu Inspizieren. Ohne Worte aber mit der gründlichkeit eines Soldaten.
Da er nichts fand, teilte er dies der Gruppe mit und machte sich wieder auf den weg zu seinem Pferd.

Offline Esta

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Antw:In Hanekamper Grenzgebiet
« Antwort #9 am: 20. Apr 18, 10:37 »
Es hatte eine Weile gedauert, bis das Geschehen draußen auch an Valerijas Ohren trat. Sie war zusammen mit einigen Frauen dabei beschäftigt, die letzten Handgriffe für das Hochzeitsessen zu bereiten. Auch wenn sie sich zwar dem Leben einer Geweihten und hoffentlich bald Priesterin gewidmet hatte, liebte sie es, den Leuten immer noch zu Hand gehen zu können. Doch als die Frauen den aufgeregten Stimmenwirrwarr bemerkten, wurden sie neugierig und die aufbrachte Stimme der Braut ließ die junge Lavinianovizin schließlich aus dem Haus treten und den Quell des Aufruhrs suchen.
Schließlich fand sie die Braut und einige andere der Gäste und Bewohner der Ortschaft vor dem Tor vor, vor ihnen zwei wohlgekleidete Herrschaften, eine Dame mit Pfeil und Bogen und ein Herr in Rüstung mit blau-weißem Wappen, einem Schwan und...Sollen das Lavinias Blüten darstellen?
Eine solche Situation konnte nie etwas gutes bedeuten, aber sie war nicht mehr in der Position, in der sie sich schnelle Schlüsse leisten durfte. Sie riss sich sichtlich zusammen, als sie sich durch dir Gruppe schob und schließlich das Wort an Braut und Neuankömmlinge richtete. Auch wenn sich ihre Hände in dem Stoff ihres Kleidung ballten, beschwor sie sich, eine möglichst ruhige Mine aufzubehalten.
„Der Mutter zum Gruße, hohe Herrschaften.“ Das Knicksen gestaltete denkbar steif, wenn man das Gegenüber am liebsten anschnauzen würde. Ich muss noch mehr an meiner Selbstbeherrschung arbeiten, schalt sie sich innerlich und wandte sich an die Braut. „Dürfte ich fragen, was dieser Aufruhr zu bedeuten hat? Das Essen wird kalt und es wurden doch eure Leibspeisen bereitet.“
« Letzte Änderung: 20. Apr 18, 10:45 von Esta »

Offline Vanion

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Antw:In Hanekamper Grenzgebiet
« Antwort #10 am: 25. Apr 18, 17:52 »
Nun hatte auch Vanion die reiterlosen Pferde gesehen. Rasch erteilte er Befehle, und ein weiterer Gardist und der Feldscher machten sich auf den Weg, die Reiter zu suchen

Schwungvoll stieg Vanion vom Pferd und machte sich auf den Weg zu seiner Baronin, die beiden Beutel, die für den Hanekamper gefüllt worden waren, fest in der Hand.
Der Ritter ahnte, was Svenja vorhatte. Doch zwischen Palisade und seiner Herrin standen immer noch die verschwitzten, keuchenden Hanekamper neben ihren Pferden. Er reichte die Beutel hoch zu der Baronin, dann führte er sein Pferd am Zügel direkt auf die Hanekamper zu. Zwei Gardisten folgten ihm zu Pferde und drängten so die anderen mit dem Ritter zusammen zur Seite.

Vanion war wachsam, denn je näher er dem Steuereintreiber kam, desto finsterer wurde dessen Miene. Unwillkürlich spannte er seinen Körper an und drückte die Schultern etwas nach vorne, einen Angriff erwartend - da erklang die helle Stimme Valerijas.
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Offline Svenja

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« Antwort #11 am: 02. Mai 18, 20:31 »
Svenjas Muskeln spannten sich an. Manchmal hasste sie Männer, vor allem solche wie diesen feisten Kerl, dessen Broterwerb darin bestand Steuern einzutreiben. Sicher musste auch er seine Familie durchbringen und wenn nicht er es machen würde, dann wohl ein anderer, aber sie kam nicht umhin ihn wütend anzublicken. Sie wusste, dass sie sich keine Sorgen um Vanion oder Destus machen musste, denn diese kannten sich beide mit hinterlistigen Tricks aus. Wenn er Messer irgendwo versteckt hatte, würde Destus es schon lange wissen und Vanion war einfach zu schnell im reagieren.
So wendete sie sich der Laviniageweihten zu und neigte kurz den Kopf. "Novizin. Wir haben uns bereits kennengelernt, aber ich muss gestehen ich kann mir sehr schlecht Namen merken. Valerie? Va...? Seid doch so gut und verratet mir nochmal euren Namen. Es tut mir sehr leid, dass wir offenbar in Lavinias Feierlichkeiten stören, aber in Zeiten wie diesen...!"
Sie machte eine ausladende Handbewegung und sah sowohl die Novizin, als auch die wütende Braut freundlich fragend an.

Offline Esta

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Antw:In Hanekamper Grenzgebiet
« Antwort #12 am: 07. Mai 18, 10:48 »
"Besonders in 'Zeiten wie diesen' sollte dem Volk ihre Ruheanker gelassen werden. Denn nach wie vor sind sie diejenigen, die das Land mit dem versorgen, was es zum Leben braucht."
Ja, Valerija schaffte es doch tatsächlich ruhiger zu werden und trat näher an die Frau um das Gesicht besser sehen zu können. Sie war ganz froh, nicht so geschimpft zu haben, auch wenn sie immer noch gut Lust dazu hätte, denn das Gsicht kam ihr bekannt vor und die Dame kannte ihren Namen...
"Valerija, ja. Ihr habt ein gutes Gedächtnis, Herrin..."
Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Das war die Baronin Feuerklinge! Wie konnte sie sie vergessen haben, sie war doch mit bei der Vermälung dabei!
"...Feuerklinge. Ich bitte euch um etwas Nachsicht gegenüber diesem Dorf. Gerade Ihr solltet doch wissen wie ärgerlich eine unterbrochene Hochzeitsfeierlichkeit ist...und diese Ortschaft hat sich so lange bereits darauf vorbereitet."
Valerija gab ihren Worten einen ruhigen und sanften Klang. Es gab viele Adelige, die ihr dafür, dass sie es wagte so etwas an sie heranzutragen, nun mindestens eine Ohrfeige verpasst hätten. Svenja war da zwar etwas anders gewesen, damals schon, aber wer weiß, wie sie sich in der Zwischenzeit verändert hatte. Macht stand den wenigsten gut.