Zum ersten Mal, seit sie sich in Estas Besitz befand, legte die junge Frau die Kette an. Sie rannte die verbliebene Strecke in das Arbeitszimmer, dessen Türe noch offenstand und fand das Schwert mitsamt Scheide und Gürtel lediglich an den Schreibtisch gelehnt vor. Schnell packte sie diese und rannte die Treppe hinab zurück in ihr Zimmer, wo sie aus großen, bernsteinfarbenen Augen erschrocken dabei beobachtet wurde, wie sie hastig ihre Gürteltaschen ausräumte, dort Handwerksmaterial herausschmiss und dafür alles an Heilutensilien einsteckte, was sie besaß.
Die Handgriffe waren tatsächlich mittlerweile Routine. Sie brauchte all das oft genug, dass sie einen gewissen Vorrat immer mit sich fürhte und so zur Hand hatte. Diese Freiheit nutzte sie um sich nochmal auf den Anhänger zu konzentrieren, während ihre Hände die Arbeit von selber taten.
Wir kommen. Isaac und ich versuchen zu dir zu kommen. Halte durch.
Zuletzt wanderte ihr Bergkristall, den sie vor einiger Zeit zwar mit einer Kettenschlaufe versehen hatte, aber immer noch kein Lederband für hatte, in die Tasche zu ihrem Notizbuch und ihr Messer steckte hinten im Gürtel.
So ausgerüstet packte sich Esta dann das Käuzchen, das erschrocken aufschrie. Zwar bemühte sie sich, dem Vogel so beruhigend wie möglich zuzureden, aber die Eile war ihr anzusehen und brachte ausreichend Unruhe, dass sie es über sich ergehen lassen musste, dass sich ein kleiner, aber scharfer und kräftiger Schnabel in ihren Handschuh hackte. Schließlich wurde Tene in der Küche abgesetzt. Dort lagen noch Teile der aufgestockten Vorräte unaufgeräumt auf der Arbeitsfläche, darunter auch Trockenfleisch. Ein Eimer Wasser, eigentlich zum Reinigen des Gemüses gedacht, stand daneben. Esta hoffte inständig, dass der Vogel sich einfach selber bedienen würde, sollte er in ihrer Abwesenheit Hunger oder Durst verspüren. Da sich Tene aber durchaus wie eine Katze im Federkleid verhielt, war die Wahrscheinlichkeit sehr hoch.
Ein schneller Blick checkte ab, dass in der Küche weder Feuer brannte noch ein Fenster oder eine Türe offen stand, dann wurde schnellstens der Weg in den Keller angetreten.