--------------------------------------- Einige Monde später--------------------------
Konzentriert betrachtete die junge Magierin das Blatt Papier, welches vor ihr auf dem Tisch lag. Kreise und Linien. Immer wieder Kreise und Linien. Sie schloss die Augen, atmete tief durch und betrat die Windungen ihres eigenen Verstandes. Zielsicher bewegte sie die Räume um sie herum, ließ Sackgassen oder Irrwege hinter sich, bis sie schließlich vor einer etwas anderen Wand zu stehen kam. Ein warmes Leuchten ging vor ihr aus, welches eigentlich dazu einladen würde näher zu treten. Hallo zu sagen... aber Runa trat nicht näher. In einem sicheren Abstand blieb sie stehen, sodass sich ihre Siluette nur schwach in der dahinterliegenden Schwärze zu spiegeln schien. War da eine schwache Bewegung?
Ihre Augen fuhren die Kreise und Linien nach die sich vor ihrem geistigen Auge auftaten. Nur diese zählten. Alles was hinter ihnen lag war ohne Belang. Das Kribbeln und Leuchten ihrer eigenen Magie lag in der... naja es war keine Luft. In ihrem Verstand gab es so etwas wie das Element Luft nicht. Sie prägte sich den nächsten Abschnitt des Musters ein und kehrte dann zurück in ihren Arbeitsraum, ehe sie die Augen öffnete.
Wieder kratzte die Feder über das Papier. Neue Kreise, neue Linien. Sie arbeitete langsam, kontrolliert.
Als sie den Blick später von ihrer Arbeit hob, war die Sonne schon ein ganzes Stück über den Himmel gewandert.
Mit einem leichten Ächzen streckte die Adeptin den steifen Nacken und klappte ihr Notizbuch zu. Jetzt hatte sie zumindest eine Skizze des Sigels. Das würde nützlich werden.
Ihr Blick wanderte über den Schreibtisch und blieb an einem Brief mit gebrochenem Sigel hängen. Eine Einladung, eine Antwort auf diverse Briefe die sich vor einiger Zeit ausgeschickt hatte. Anfragen an andere Akademien, aus anderen Ländern, mit der Bitte um Austausch in sowohl Worten als auch Schriften.
Jetzt also Akademie zur Veste Nyestadt.
Runa erhob sich und schob ihr Notizbuch in die Buchtasche an ihrem Gürtel. Es wurde Zeit für ihren Nachmittagstee in der Tavensa und auf dem Rückweg würde sie ihre Beurlaubung für diese anderen Tage des Lernens beantragen.
Als sie nach der Türklinke griff, glomm ein Funke Zufriedenheit in ihren Augen. Alles lief nach Plan. Doch schon als sie über die Schwelle getreten war, waren diese wieder kalt und glatt wie die unberührte Oberfläche eines Sees.
Mit zielstrebigen Schritten machte sie sich auf den Weg in die Tavensa.