Autor Thema: Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)  (Gelesen 22786 mal)

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Offline Lilac

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Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
« am: 18. Mär 20, 17:30 »
Fleur stemmte die Hände in ihren Rücken und streckte sich. Der große Wäschekorb aus geflochtener Weide war endlich leer - blendend hell schwangen die Laken im Wind an der Leine. Die Sonne schien von einem mit kleinen Wölkchen besetzten Himmel und es war sehr warm für diese Jahreszeit. Überall hatte ein vorwitziger Frühling Einzug gehalten - die Vögel bauten ihre Nester oder brüteten gar schon, das Umland wurde täglich grüner, die Tiere begannen, ihr Winterfell zu verlieren und Mathilde und Soeur Alexane hatten eine Erkältung nach der nächsten zu behandeln, weil die Leute meinten, auch sie bräuchten ihre warme Kleidung nicht mehr.
Im Garten zeigten sich die ersten Frühlingsblumen und in allen Lebewesen wuchs der Drang, hinaus zu gehen und aktiv zu werden.
Nach einigen sehr regnerischen und kalten Tagen konnte man nun überall Angehörige der Burg sehen, die ihre Tätigkeiten nach draußen verlagerten. Endlich wieder Sonnenlicht und Wärme!

Und so genoss auch Fleur die lebensspendenden Strahlen auf dem Gesicht, als sie einen Moment innehielt und mit geschlossenen Augen da stand.

Dann seufzte sie wohlig, senkte ihr Haupt etwas, damit sie nicht geblendet würde, öffnete die Augen und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihrer Arbeit zu. Sie schnappte sich den leeren Wäschekorb und warf einen letzten prüfenden Blick auf die Laken an der Leine. Als sie sich vergewissert hatte, dass die hölzernen Klemmen dem Wind trotzen und die Stoffe nicht loslassen würden, wandte sie sich um und ging zurück zum Haupthaus. Dort wartete noch einiges an Wäsche auf sie...
Fleur die Wäschemagd // Galeya KRAMBAMBULI // Luise die Hure aus Brega // Jenna die Magd von Jelena // Julienne, Falknergehilfin, ehemalige Gardistin und Botenreiterin // Beeke Fischer die ewige Doktorandin der Zoologie an der Ayd'Owl

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Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
« Antwort #1 am: 18. Mär 20, 21:17 »
"Salut, Fleur!"
rief Ivette ihr zu. Die Küchenmagd hatte sich ein sonniges Plätzchen gesucht und putzte den ersten Rhabarber der Saison. Sie würde einen Teil direkt für Liköre benutzen, einen Teil zu Marmeladen verarbeiten und sogar Seifen damit sieden, wusste sie doch, dass Madame den Geruch besonders mochte und sich gerne damit parfümierte.
Während Maître Gustav unzweifelhaft über alle Küchen Goldbachs herrschte, so hatte er kein Händchen für Süßspeisen und ließ Ivette in Ruhe schalten und walten.
Na ja, fast in Ruhe.
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Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
« Antwort #2 am: 18. Mär 20, 21:30 »
"Salut, Ivette!", grüßte Fleur zurück.
Auf ihrem Weg ins Haus machte die Wäschemagd einen Schlenker und kam lächelnd auf die andere Frau zu.
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Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
« Antwort #3 am: 18. Mär 20, 21:32 »
"Tu vas bien?"
fragte Ivette lächelnd und versuchte sich eine widerspenstige Strähne aus dem Gesicht zu pusten.
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Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
« Antwort #4 am: 18. Mär 20, 21:56 »
"Oui, merci.", antwortete Fleur.
Sie nickte zu dem Wäschekorb, den sie sich zwischen Hüfte und Arm eingeklemmt hatte.
"Das gutö Wättär kommt genau zur reschtön Zeit. Isch 'abö schon zwei von diesön Körbän voll fertig... und mindestöns ein drittär wartöt obän noch auf misch..."
Ihr Blick fiel auf die Rhabarber-Stangen.
"Und isch se'ö, du bist auch sähr fleissisch..."
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Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
« Antwort #5 am: 19. Mär 20, 18:17 »
"Oh, oui! Madame liebt Rhabarber und den Duft davon. Die erste Ernte ist meistens noch sehr sauer, aber ich kann sie zu Marmeladen einkochen und Liköre ansetzen und vor allem Seife sieden. Bald kommen die ersten Erdbeeren und dann setze ich Rumtopf an und..."
sie unterbrach sich selbst grinsend:
"Wenn du nicht aufpasst, quatsche ich dir die Ohren voll mit allem was ich dieses Jahr ausprobieren will. Sofern Madame nicht wieder eine Abordnung in die Streitlande schickt... möchtest du mir helfen und ein wenig die Sonne genießen?"
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Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
« Antwort #6 am: 22. Mär 20, 11:02 »
Fleur lächelte und nickte.
"Isch denkö, isch kann einö Weilö zu dir kommän. Das Wetter wird wohl gut bleibön und die Wäschö läuft mir nischt weg..."
Sie stellte den leeren Wäschekorb zur Seite und setzte sich neben Ivette.
Kurze Zeit später hatte Fleur selbst einen kleinen Stapel Rhabarber neben sich und putzte den Felddreck von den grün-purpurnen Stangen...

Natürlich wusste sie um die Vorliebe ihrer Herrin für dieses Gewächs. Auch wenn sie selbst ihm nicht viel abgewinnen konnte (ihr behagte der Geschmack nicht wirklich), freute sie sich, dass Madame und auch die anderen bald die Vorzüge des Rhabarbers genieße konnten.

"Aaach, isch bin so froh, dass där Frühling kommt! Demnächst gibt es endlisch wiedär anderö Sachön auf den Plattön, als Kohlgemüse und Kürbis..."

Es war Jammern auf hohem Niveau, und Fleur wusste das auch. Ihr war bewusst, dass viele Leute zum Ende des Winters hin darben mussten, wenn die Vorräte aufgebraucht waren und es noch keine neuen Feldfrüchte zu ernten gab.
Doch zum Glück wusste man auf Goldbach sehr gut, wie man kalkulieren und haushalten musste, um die Bewohner der Burg bis zum Frühjahr gut versorgen zu können...
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Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
« Antwort #7 am: 24. Mär 20, 19:15 »
"Oui. So großartig der Maître auch kocht, nach drei Monaten Kohleintopf hängt er wohl jedem zum Halse raus. Auch wenn er sich mit dem Cassoulet vorgestern selbst übertroffen hat."
schwärmte Ivette.
Sie brachte das schmutzige Wasser weg und kam mit einem sauberen Tiegel zurück in das der Rhabarber reingeschnipelt wurde. Die beiden arbeiteten einträchtig nebeneinander, bis Ivette das Schweigen wieder brach:
"Wie geht es Madame?"
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« Antwort #8 am: 28. Mär 20, 16:13 »
Fleur dachte einen Moment darüber nach, was sie sagen sollte, während sie den Rhabarber schnitt.
"An sisch geht es Madame derzeit ganz gut. Abär isch glaubö, sie wartöt sehnsüschtisch auf eine Nachrischt von einöm gewissön 'errön...", sagte sie schließlich etwas vage, wandte den Kopf zu Ivette und verzog das Gesicht zu einer bedeutungsvollen, besorgten Miene.
Sie rief sich die vielen Momente in den letzten Wochen ins Gedächtnis, in denen die Baronin hoffnungsvoll nach neuen Botschaften gefragt hatte...
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« Antwort #9 am: 28. Mär 20, 21:01 »
"Aaaaaah!"
meinte Ivette verständnisvoll.
"Ich glaube ich weiß was du meinst. Ich habe mir von Gregoire von Krajn und dem Fürsten erzählen lassen... und die Sache mit der Insel! Hast du schon davon gehört?"
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« Antwort #10 am: 29. Mär 20, 13:55 »
Als Ivette das Wort "Insel" aussprach, zogen über Fleurs Miene diverse Grimassen und sie wurde rot. Ob aus Wut oder Scham, konnte man nicht wirklich erkennen.
"Oh ja! DAVON 'abö isch ge'ört!"
Sie malträtierte den Rhabarber mit dem Messer - ihre Bewegungen waren auf einmal deutlich zackiger...
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« Antwort #11 am: 29. Mär 20, 14:21 »
Ivette sah sie etwas überrascht an:
„Nanu? Was hast du denn gehört, was dich so in Wallung versetzt?“
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« Antwort #12 am: 29. Mär 20, 14:33 »
Fleur brummelte zunächst etwas unverständliches, dann platzte es aus ihr heraus:
"Ein Kuss! Madame solltö mit einöm Kuss...! Was bildöt sisch diesär... diesär... "
Die Wäschemagd senkte die fuchtelnde Hand mit dem Messer um Beherrschung ringend in den Schoß und atmete gezielt ein paar Male tief ein und aus.
"... diesär... Mensch(!) eigöntlisch ein?!?"

Vor ihrem geistigen Auge sah sie einen Edelmann mit dem Gesicht des Knechtes Pierre, der frech grinsend dieses Schriftstück verfasste...
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« Antwort #13 am: 29. Mär 20, 15:04 »
Ivette sah etwas überrumpelt aus, sie hatte das ganze nicht so schlimm gefunden, eher... neckisch?
„Öhm... meinst du wirklich, dass war böse oder herablassend gemeint? Ich meine, er hat gehört, dass Madame gerne die Sommerfrische genießt und schenkt ihr eine Insel! Überlege mal, das ist soooo großzügig! Ich glaube das mit dem Kuss ist eher ein wenig schelmisch gemeint... oder?“
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« Antwort #14 am: 29. Mär 20, 15:12 »
"Bösä odär 'erablassönd? Non, isch denke, das war einfach nur fresch!"
Erneut fuchtelte Fleur mit dem Messer in der einen und einer Stange Rhabarber in der anderen Hand herum, bis sie es selbst bemerkte und sich innerlich wieder zur Ruhe gemahnte.
Weniger erregt gestikulierend sagte sie:
"Natürlisch ist es einö sähr großzügigö Gestö. Einö ganzö Insöl! Unglaublisch..."
Die Wäschemagd schüttelte den Kopf.
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