Gasthof "Zum silbernen Bären"

[Jelena]

Nach dem Gespräch in der Kommandatur suchten Hegen und Jelena in der stickigen Wärme der Taverne vor dem beißenden Wind auf den Straßen Schutz. Die Heilerin sah sich kurz um, ob sie einen ihrer Lehrlinge erblicken konnte und ließ sich dann an einem der krummen Tische nieder.
Eine der Mägde brachte einen Krug verwässerten Met und verschwand wieder.
Sie bekamen nur deshalb angeschrieben, weil man sie öfter mit Tannjew gesehen hatte, sonst bekäme hier nicht einmal ein Verdurstender einen Tropfen Wasser ohne vorher eine Münze springen zu lassen.
Jelena goß Hegen und sich ein und prostete ihm dann zu: "Auf uns und die Hoffnung, das Hitzköpfe keine Löcher in das Floß schlagen, auf dem wir über die Wolga schaukeln!"

[Hegen]

Hegen prostet zurück.

"Auf uns und die Hoffnung! Und das mit dem Fluss."

Und setzt mit Vorfreude in den Augen an und will einen tiefen Schluck nehmen. Die Begeisterung schwindet aber direkt und er verzieht das Gesicht, trinkt aber tapfer weiter.

"Brrrr. Ist in dem Krug ne Biene ertrunken oder warum schmeckt das leicht nach Honig? Achja, soll Met sein."

Und dann, später:

"Was du neulich über die Tote, wie heisst sie noch, Nanja? gesagt hast, das war...das hat Eindruck auf mich gemacht. Sie ruhe jetzt im Schoß ihrer Göttin. Das klingt toll! Das will man doch! Wenn ich wüsste, dass es das ist, was mich erwartet, dann wäre vieles leichter. Aber ich wüsste nicht einmal, wem ich mich da anvertrauen sollte. Ignis? Tior? Alamar?" Hegen schüttelt den Kopf.

[Jelena]

Jelenas Reaktion auf den gepanschten Met war ebenso enthusiastisch, sie nippte nur an dem Becher und stellte ihn zurück auf den Tisch.
"Armer Hegen! Du hast immer noch keinen Gott gefunden, der dein Herz erwärmt? Ich stelle mir das sehr schwierig vor... bist du denn nicht im Schoße eines Glaubens aufgewachsen?"

[Hegen]

Hegen blickt resigniert.
"Die einzigen Priester meiner Kindheit, die ich kennengelernt habe, waren feiste, großkopfate, besserwisserische Pfaffen, die es sich gutgehen liessen, während sie verkündeten, dass das einfache Volk wieder alles falsch gemacht hatte, mehr arbeiten müsse und mehr Ehrfurcht vor dem Klerus zeigen solle...das hat in mir keinen Respekt oder gar das Gefühl von Geborgenheit vermittelt, sondern Abscheu.
Nein, im Schoße aufgewachsen...das kann man wirklich nicht sagen. Echte Frömmigkeit ist mir sehr selten begegnet."

Er zuckt mit den Achseln.

"Na, man soll die Hoffnung nicht aufgeben. Auf die Hoffnung!" Aber man sieht ihm an, dass das nur eine Floskel ist.

[Jelena]

Jelena prostete zurück, aber ihre Augen blickten ernst.
"Du bist auf die Götter Engoniens eingeschworen worden und du weißt das sie existieren, du hast ihre Gegenwart bereits häufiger erfahren. Aber wissen und glauben sind zwei Paar Schuhe und in deinem Falle zusätzlich wichtig, denn du bist durch Eide an sie gebunden worden. Dein Herz sucht nach einem Gott, an das es sich hängen kann, denn sonst würdest du dir nicht so viele Gedanken darüber machen. Sage mir, was wäre falsch daran Alamar zu verehren oder sogar Tior?"

[Hegen]

"Jaja, eingeschworen, mit Eid dran gebunden ...das ist ja alles richtig. Natürlich weiss ich, dass die Götter existieren. Ich habe Ignis´ gesehen und ihre (oder seine?) Macht gespürt. Ich war in Tiors Reich, damals in Salmar. Du weisst es; du wärest doch beinahe auch dabei gewesen. Und in dieser Vision, letztes Jahr, da haben wir sie doch alle gesehen...
Und natürlich achte ich sie, schön blöd wäre ich, es nicht zu tun, vom Eid bei meinem Ritterschlag mal ganz abgesehen."

Er nimmt noch einen verwässerten Schluck und blickt sich einmal kurz um.

"Aber wo, Jelena, wo hat die liebe Seele ihre Ruh´? Doch nicht an Tiors Ketten. Das wäre ja noch was, womöglich Seite an Seite mit den Dutzenden von Lupus Umbra, die wir schon zu ihm geschickt haben: Hallo Jungs, nichts für ungut, ne, packen wirs an. Rogar erzählte mir mal davon, was sein wird, wenn Tior freikommt, nämlich dass seine wahren Gläubigen über alles andere herrschen werden. Und wenn das die Jungs vom Umbra sind, dann gute Nacht."

[Jelena]

"Ich war dort... mehrfach, um genau zu sein... und es ist nichts was ich auch nur im Ansatz wiederholen möchte!" Jelena schauderte und hielt sich krampfhaft an ihrem Becher fest. Sie sah aus als würde ihr alleine der Gedanke an Tiors Reich körperliche Schmerzen bereiten.
"Ich habe gesehen wie es sein könnte und ich kann es mehr als nachvollziehen, wenn du nicht dazu beitragen möchtest! Aber schau, Hegen, ich bin keine Geweihte der Götter Engoniens, ich kann dir bestenfalls bruchstückhaft deine Fragen beantworten, eines ist jedoch klar: sofern du nicht ganz und gar Tior zugetan bist und mit seinem Namen auf den Lippen stirbst, so wird deine Seele auch nicht in sein Reich gelangen. Alles weitere musst du in einem Tempel in Erfahrung bringen. Warum unterhälst du dich nicht einmal mit Sasha? Vielleicht ist Askar derjenige, der deinem Herz eine Heimat bieten kann?`"

[Hegen]

Hegen kratzt sich am stoppeligen Kinn. "Askar...ja vielleicht. Sasha ist zumindest eine, die nicht als erstes an ihren eigenen Vorteil zu denken scheint. Vielleicht...es wäre schön, eines Tages in der Gewissheit zu sterben, dass man seinen Frieden finden kann."

Er versucht, bedeutungsvoll in seinen verwässerten Met zu blicken.

"Eines Tages."

Und blickt dann Jelena wieder fest an. "Aber jetzt noch nicht!  Möge der Tag noch weit sein, an dem wir vor unsere Schöpfer treten!" und hebt seinen Becher ein weiteres Mal.

[Jelena]

"Das wohl!" Jelena hob ebenfalls den Becher und prostete zurück.
"Seltsam, welche Wege das Leben für uns bereit hält... sag einmal, hast du in letzter Zeit etwas von Giselbert vernommen? Wie ergeht es ihm in Argeste?"

[Hegen]

"Das wackere Gieselbert...soweit ich weiss, geht es ihm gut. Er hat wohl alle Hände mit seinem neuen Lehen Marschen zu tun, aber schlägt sich gut. Na, so kennt man ihn ja. Aber das ist auch schon wieder mehrere Wochen her, dass ich von ihm gehört habe. Alle Wege sind unsicher dieser Tage, und ich konnte keinen Mann entbehren, für mich den Briefboten zu spielen. Und auch Athanir, dem Tapferen, ging es gut, als ich das letzte Mal von ihm hörte. Er lässt die besten Grüße übermitteln, fällt mir ein."

[Jelena]

"Ach? Wo und wann hast du ihn das letzte Mal gesehen?"

[Auranius]

Auranius betrat nach seiner langen Reise aus Lodrien die Taverne, erschöpft und von dem langen Weg gezeichnet hielt er an den Tischen ausschau nach bekannten Gesichtern und erblickte den Tisch an dem sich Jelena und Hegen niedergelassen hatten.
Er klopfte sich noch etwas Staub aus seiner Kleidung und begab sich zu den beiden um sie zu begrüßen.

"Grüßt euch ihr beiden. Ihr beide seht etwas angestrengt aus, gibt es was neues?"

Anschließend setzt er sich zu den beiden an den Tisch und blickt auf den warmen Met der in der Mitte des Tisches steht.

"Ich hoffe doch ich darf mich zu euch setzen oder habt ihr wichtiges zu bereden?"

[Jelena]

"Setz dich, trink einen Schluck, du siehst aus als könntest du ihn gebrauchen!" zwinkerte Jelena und schob ihm den Krug zu. "Wie war die Reise?"

[Auranius]

"Wie könnte ich bei der Einladung wiederstehen?"

Auranius nahm sich einen Becher und goß sich etwas von dem Met ein, der sofort den Weg zu seinem Mund fand.
Nachdem sich seine Gesichtszüge wieder normal waren, warf er einen abwertenden Blick in den Becher.

"Der war aber auch schon mal besser!

Die Reise verlief ganz ruhig, ich habe mich auch zugegeben nicht sonderlich beeilt da ich mir fast gedacht habe, dass ihr hier noch ein wenig länger festsitzt."

[Jelena]

"Die Ruhe vor dem Sturm." Jelena zuckte die Achseln: "Tannjew hat mit seiner Entscheidung viele Dinge ins Rollen gebracht und Gott allein weiß wohin es führen wird. Momentan scheint aber eher das Problem zu sein, das sich die Heerführer nicht einigen können wie sie am besten vorgehen sollen. Unterschiedliche Bedürfnisse und Wünsche prallen aufeinander, jeder will was zu sagen haben..."
Sie goß Auranius nach und winkte der Magd zu. Sie drückte ihr einige Münzen in die Hand und wisperte etwas von der Kug mit dem guten...

"Wie steht es in Lodrien? Hast du bekannte Gesichter gesehen?"