Tiors Tempel

[Dodo]

Der Novize spitzte augenblicklich die Ohren. Sie würden Seite an Seite mit ihren Brüdern aus Fanada den Lupus Umbra vernichten? In Engonia? In den Straßen der Hauptstadt? Ihn erfasste ein Hochgefühl. Er würde nun endlich die Chance erhalten im Namen Tiors in die Schlacht zu ziehen! Bregan hatte nicht erwartet, das er schon so bald die Chance dazu bekommen würde. Sofort riss er den Krummdolch, seinen ewigen Begleiter, aus dem Gürtel und hob ihn mit gestreckten Arm in die Höhe. "Wir werden Tior stolz machen!", rief er, begierig auf den baldigen Kampf.

[Vanion]

Dareios saß auf der Pritsche in seiner Kammer. Er bereitete sich mental vor. Engonia - die finale Schlacht. Barad Konar, der scheinbare Günstlich Tiors, würde geschlagen werden - und Dareios würde ein Stück der gewaltigen Faust Tiors sein, die wild und ungezügelt auf den Lupus Umbra einschlagen würde. Viel blieb nicht zu sagen, die ganze Welt schien zum Krieg zu rüsten. Die Zeit war gekommen. Mit einem Ruck stand Dareios auf und verließ den Novizentrakt, in Richtung der Übungsräume. Gemeinsam mit anderen Novizen trainierte er den waffenlosen und den bewaffneten Kampf, bis die Sonne hinter den fernen Bergen versunken war. Müde, aber doch zufrieden, kehrte er in die Schlafräume zurück. Mit dem ersten Sonnenstrahl war der Novize wieder auf den Beinen. Er schritt in Richtung des Innenhofes.

[Dominic]

Alamars Auge vertrieb die Dunkelheit und die Luft war klar. Es würde ein kalter, aber dennoch herrlicher Tag werden. Kassos schritt durch seinen Tempel und sah zufrieden, dass seine Novizen sich allergrößte Mühe gaben bereit zu sein. Er ging die Arkaden entlang und währe um ein Haar mit einem Novizen zusammen gestoßen, weil er seinen Gedanken freien Lauf gelassen hatte. "Dareios, guten Morgen. Ist es nicht ein wunderbarer Tag?"

[Vanion]

"Ähm..ja. Mit Sicherheit!" Dareios war verwirrt. "Was, äh, was treibt Euch so früh aus dem Bett?"

[Dominic]

Kassos grinste breit und schlug dem Novizen leicht auf die Schulter. "Wieso früh? Mein Tag dauert schon seit Stunden an. Ich habe eine Aufgabe für dich. Eine Botschaft an alle Novizen und Krieger. Versammelt euch heute Abend nach der Messe, im Speisesaal! Wir werden feiern, ein Fest zu Ehren der Stärke und des Mutes. Wir werden ein letztes Mal hier zusammen sitzen, bevor wir in den Krieg ziehen. Wir werden trinken, schmausen und Kriegslieder singen." Der Priester wandte sich zum gehen und wärend er den verdutzten Dareios stehen ließ, sagte er noch: "Nutzt die Gelegenheit, ab morgen werdet ihr alle noch härter an euch arbeiten. Ob ihr einen dicken opf habt, oder nicht!"

[Vanion]

Dareios führte seine Ausgabe aus, über den Tag verteilt erreichte er alle Dienenden im Tempel Tiors. Dann, des abends, ging er zum Speisesaal. Er stellte fest, dass ein wahres Festmahl aufgetragen worden war, und setzte sich rasch dazu, um sich den Bauch vollzuschlagen.

[Dodo]

Als Bregan davon benachrichtigt wurde, das es am Abend ein Tiorgefälliges Gelage geben sollte, grinste er von einem Ohr zum anderen. Sogleich machte er sich für den Abend vorzeigetauglich, indem er sich in frische Kleider und eine saubere, rote Robe anzog. Ebenso schnallte er sich wieder den Gürtel um, in den er seinen groben, aber scharfen Dolch mit der krummen Klinge schob.
Als er mit einigen anderen Novizen imSpeisesaal eintraf, staunte er nicht schlecht über die ungeheure Menge an Speis und Trank. Fehlt nur noch ein Spielmann, dachte Bregan grinsend und ging zu einer der Festtafeln, wo er sich nach herzenslust an verschiedenen Bräten und Karaffen mit Wein und Met bediente.

[Dominic]

Der Speisesaal war an diesem Abend hergerichtet, als wollte sie Tiors großen Hallen gleich kommen. Fackeln brannten unter den Schiessscharten und zwischen sie, waren große Wandteppiche aufgehängt worden. Sie zeigten verschiedene Szenen, von Kriegern, riesigen Schlachten und eines hochgewachsenen Kriegers mit dem Antlitz eines Wolfes: Tior führte einen Zweihänder gegen einen Mann,  in blau und schwarz, der sich hinter einem Thron versteckte. Kassos betrat den Raum und grüßte seine Novizen und Krieger, mit einem Schlag auf seine Brust. "Seit gegrüßt, Brüder und Schwestern." Er stellte sich an seinen Platz am oberen Ende der Tafel und verneigte sich vor Kassandra. Sie hatte den Platz zu seiner Rechten eingenommen und hatte bereits einen Pokal mit Wein in der Hand. Sie Trug eine weite Robe in den Farben Ihres Gottes und an den Unterarmen, goldene Spiralen. Die langen Haare fielen offen über Ihre Schultern und Ihr Blick war ruhig und doch voller Feuer.
Der Priester erhob einen Pokal und die Diener Tiors erhoben sich. "Heute ist der Tag, an dem wir feiern. Wir feiern Tior, den Kampf und die Stärke. Wir feiern auch, dass wir Seite an Seite mit unseren Brüdern und Schwestern aus dem Tempel zu Fanada in die Schlacht ziehen. Wir trinken auf die Ehre die uns zuteil werden wird, an der Seite der Lupa cruenta Engonia zu stürmen. Wir werden die Spitze von Tiors Speer sein, der hart und ohne Gnade zustoßen wird, um den falschen Kaiser zu vernichten! Manche von euch haben hier in Brega an meiiner Seite gekämpft, viele von euch kamen danach zu mir. Doch egal ob Veteranen, oder Anwärter, ob gestandener Krieger, oder noch in der Ausbildung, wir werden siegreich sein! Egal was uns erwartet, eine Überzahl an Gegnern, Kriegsmaschienen, oder die Elite des Lupus umbra, wir werden siegreich sein. Was auch immer Konar uns entgegen wirft, Feuer und Schwert, Magie, oder Szivars Werk, wir werden siegreich sein! Euch allen werden Ehrenplätze in der großen Halle reserviert werden, denn ihr werdet unser schönes Land befreien. Auf Tior, auf Euch!"
Ein wahrer Sturm von Zurufen begann. Es wurde auf alles und jedes getrunken und Konar wurde dutzendfach der Untergang geschworen. Als die Novizen und Krieger Kassos´ Geste bemerkten, schwiegen sie und warteten was der Vorsteher des Tempel hinzu zu fügen hatte. "Und da wir nicht im Hause Alamars sind und dies eure letzte Nacht im Tempel ist...." Kassos ließ den Rest unausgesprochen und klatschte laut in die Hände. Die großen Türen wurden aufgestoßen, Frauen und Männer die zu wenig am Leib trugen um Krieger zu sein und Musikanten betraten den Saal. Die Musik setzte ein, die Frauen begannen zu tanzen und die Diener Tiors zu umgarnen. Die Männer spuckten Feuer und rieben ihre verschwitzten Körper an den Novizinen. "Mein Geschenk an Euch!", trug Kassos´ Stimme über den Klang der Musik und Jubel wurde laut. "Trinkt, esst, feiert und teilt das Lager, wenn es euer Wunsch ist", rief er, "denn nicht alle von Euch werden hierher zurück kehren." Fügte er so leise hinzu, dass nur Kassandra seine Worte vernahm.

[Kassandra Wolfsgeheul]

Kassandra grinste und hob den Kelch um ihm zu zuprosten:
"Und wenn es so ist? Sie werden einhergehen in Tiors Reich und den Zweck ihres Daseins erfüllt haben."
Sie nahm einen Schluck Wein und schien ihn in Ruhe zu genießen bevor sie fortfuhr:
"In jedem Kampfe gibt es diesen Teil von uns der hofft, dass es der letzte gewesen ist und wir heimkehren in die Gegenwart Tiors nach dem unsere Seele lechzt. Und genauso gibt es in jedem Kampfe den Teil von uns der hofft zu siegen und seinen Namen weiter tragen zu können."
Sie warf einen Blick auf das Treiben vor ihr und schüttelte belustigt den Kopf:
"Ich hätte nicht gedacht, das einmal zu sagen, aber die Zeit in Gegenwart der Lavinianovizen hat sich wohl gelohnt, hm?"
Sie stieß Kassos mit dem Ellenbogen an und dann geschah etwas wahrlich erschreckendes, die Lupa cruenta lachte!

[Dominic]

Kassos starrte sie einen Moment lang ungläubig an. Gerade noch hatte ihr Gesicht ausgesehen wie kurz vor einer Schlacht, mit den ruhigen, wissenden Augen und den Tattowierungen. Er folgte den in sich verschlungenen Mustern, die sich von ihrer linken Gesichtshälfte, bis hin zu ihrem Hals fortsetzten. Ihm war nicht bewusst was sie bedeuteten, doch hatte es sicher etwas mit ihrem Rang zu tun. Auch die Krallennarben auf der Wange fielen ihm auf, die sie noch gefährlicher wirken ließen. Und jetzt trank und lachte sie mit ihm und immernoch etwas überrascht viel Kassos in das Lachen mit ein. "Ja, und so gibt es doch noch einen Sinn für Ihr dasein. Ich hoffe das Fest sagt dir zu?"

[Kassandra Wolfsgeheul]

Kassandra grinste und hob den Becher noch einmal prostend in seine Richtung:
"Tut es. Wahrlich das tut es..."
Die Augen der Priesterin lachten mit und für einen Augenblick war sie einfach nur Kassandra, eine Kriegerin wie viele andere, kampferprobt aber alles andere als gealtert.
Dann strich sie das Haar mit der bandagierten linken Hand zurück und die Tättowierungen stachen ebenso hervor wie sie Wunden, die sie für Kassos auf sich genommen hatte.
Sie drehte den Kopf und fing den Blick des Priesters auf:
"Frag! Wer weiß ob du jemals wieder Gelegenheit dazu bekommen wirst?"

[Dominic]

Kassos fühlte sich etwas ertappt, er hatte viele Fragen auf der Zunge. "Ähm, ich habe zwei Fragen die mich sehr interessieren: Was hat es mit den Tattoowierungen auf sich? Und -und das interessiert mich noch mehr- warum bei Tior tust du das alles für mich?" Er blickte Kassandra fest in die Augen. "Jahrelang habe ich angenommen du würdest mich am liebsten in der Luft zerreißen und jetzt gibst du für mich dein Blut? Nicht das ich nicht dankbar wäre, aber warum das alles?"

[Dodo]

Aufmerksam hatte Bregan den Worten des Priesters Blutklinge gelauscht und sein Herz war vor Stolz und Vorfreude angeschwollen. "Auf Tior, auf Euch!" rief er mit den anderen Novizen und Kriegern, denen man deutlich ansah und fast körperlich spürte, das es ihnen kaum anders erging als ihm selber. Freudige Erregung lag in der Luft. "Konar wird seine gerechte Strafe erhalten!" rief ein breitschultriger Krieger, der in einer schweren Plattenrüstung steckte. "Sein Kopf wird Engonias Zinnen, aufgespießt auf einem Speer, schmücken!" setzte eine junge Novizin nach, die aus dem Gefolge der Lupa cruenta stammte. Und all die anderen ließen sich nicht lang bitten ebenfalls Konar seinen baldigen Untergang zu provezeien.
"Sein Blut für Tior!", rief Bregan und einige der nah bei ihm stehenden Tiorgläubigen wiederholten seine Worte.
Als Kassos erneut um Ruhe bat, wurden alle still. Es wurde so leise, das man fast schon das erwartungsvolle Ein- und Ausatmen jedes einzelnen Mannes oder jeder Frau hören glaubte. Seinen Worten folgte das Klatschen seiner Hände und die Türen flogen auf. Bregan war überrascht - aber sehr positiv - als Männer und Frauen in leichter Kleidung, bewaffnet mit Instrumenten und Aufreizenden Lächeln in den Festsaal ströhmten. Und schon bald ging die Feier weiter. Es wurde getanzt, getrunken, gesungen. Und hier und da wurde ein Kuss getauscht, warme Körper aneinander geschmiegt.
Bregan amüsierte sich köstlich. In der rechten Hand hielt er ein Horn, das ihm ein junges Mädchen mit herrlich braunen Rehaugen, das in seinem linken Arm lag, ständig aus einem Krug neu auffüllte. Er würde morgen bestimmt vollkommen verkatert sein. Aber er würde den köstlichen Schmerz begrüßen und sich noch mehr in sein Trainig und die Vorbereitungen für den Zug nach Engonia stürzen. Das war er Kassos schuldig. Das war er Tior schuldig.
Nach einen tiefen Schluck Met, einen langen Kuss, blickte der junge Novize zu Kassos und der Lupa cruenta, die sich angeregt unterhielten. Das Lächeln der Frau war eine Überraschung und beunruhigte Bregan etwas. Schließlich hatte ein Lächeln bei Dienern Tiors nicht immer etwas gutes zu bedeuten. Besonders nicht bei einer Frau, die tödlicher als STahl war.
Sein Blick fiel auf einen der Barden, der seine Kehle mit einem Kelch Wein befeuchtete. "He, Spielmann!", brüllte Bregan und lenkte die Aufmerksamkeit des Mannes auf sich. Er starrte den Novizen fragend an. "Spiel auf! Mir ist nach singen zu mute!"
"Ein Wunsch, Herr?", erkundigte sich der Barde und setzte sich auf den Tisch, an dem Bregan, das Mädchen auf dem Schoss, saß.
"Mir ist der Name des Liedes entfallen", brummte Bregan und trank aus seinem Horn. "Daher spiel einfach. Ich will sehen, ob ich mich noch an den Text erinnere."
Der junge Novize Tiors räusperte sich udn ordnete seine vom Alkohol benebelten Gedanken. Als er sich bereit fühlte, nickte er dem Barden zu, der anfing auf seiner Laute eine einfache Melodie zu spielen. Darauf erhob Bregan die stimme und sang:

Wir kommen von draußen
Aus siegreicher Schlacht
Wir haben gekämpft
In eisiger Nacht
Jetzt wollen wir feiern
soll rein ein Faß
Und singen und trinken
Ohn´ Unterlass!

Japdabadai
Jupdadadadai
Japdabadai
Jupdadadadai

Ich trink´ auf die Freundschaft
Auf Liebe und Krieg
Ich trinke auf Tior
Und auf den Sieg
Auf alle Gefallen
Dort, in Tiors Hall´
Auf Frau und auf Kind
Und das Vieh im Stall!

Oh Brüder wir feiern
Bis zum Morgengrauen
Mit Wein und mit Bier
Mit Met und mit Frauen
Heut´ will ich vergessen
Des Lebens Leid
So lasset uns saufen
Es ist an der Zeit!

Komm holde Maid
Und schenk noch mal ein
Und fülle den Becher
Mit süßem Wein
Ich werde dir zeigen
Wozu so ein Mann
Wie ich dess Nachts
Imstande sein kann!

Und wenn ich am Morgen
nach solch einer Nacht
Mit brummenden Schädel
Bin aufgewacht
So werde ich dann
Meine Taten beschaun
Fünf Kinder gezeugt
Und acht Männer verhaun!

((Lied unter: http://www.youtube.com/watch?v=LzVoVV4nENY&feature=related ))

Während des Liedes hatte Bregan Unterstützung von anderen Novizen und Kriegern erhalten, denen der Text ebenso bekannt gewesen war. Gelegentlich musste Bregan einen Schluck trinken oder summte bloss, wenn er sich an eine Zeile des Textes nicht mehr erinnerte. Doch es gelang und der Festsaal war erfüllt vom fröhlichen und volltönenden Gesang der Diener Tiors.

[Kassandra Wolfsgeheul]

Das Gesicht der Priesterin verschloß sich wieder und sie setzte vorsichtig den Kelch auf dem Tisch ab. Sie lehnte sich entspannt zurück und maß Kassos mit einem durchdringenden Blick:
"Die einfache zuerst: Ich erhielt die Tättowierungen nach meinem Sieg über Ulfric Einauge, meinem Vorgänger. Er starb von meiner Hand und der alte Wolf nahm sein Blut und mischte es mit dem Eisen meiner Axt zu der Farbe und nutzte sie um die Zeichen meines Ranges in mein Gesicht zu stechen. An diesem Tag wurde ich zur Lupa cruenta, eine der Hohepriester des Fanader Tempels."
Sie ließ den Blick durch die Halle wandern, sprach aber weiter:
"Der Vorsteher des Breganer Tempels ist der Lupus hastatus."
Ihr Blick kehrte zu Kassos zurück und eine Augenbraue hob sich in einem ironischen halben Lächeln:
"Solltest du die Konklave überleben, dann wirst du deine Tättowierungen erhalten."

[Dominic]

Kassos´ Gescht zierte ein breites Grinsen. "Ich freue mich darauf und ich werde etwas vom Blute Tiors aufheben, um es unter die Farbe zu mischen!"
Er wurde wieder ernster. "Und die zweite Frage, was hat es damit auf sich? Falls du mir diese Frage gestattest?"