Jenna saß auf einem Schemel an einem sonnigen Fleck und mühte sich, die neuesten Flecken aus Mallas Lätzchen zu schrubben. Die Kleine bekam jetzt zunehmend Breikost, hatte ihre ersten zwei Zähnchen und begann, sich rollend fortzubewegen. Auch jetzt lag sie quietschend und lallend auf einer Decke zu Füßen ihrer Mutter und spielte mit einem Filzspielzeug.
Jennas Gedanken schweiften ab...
Sie war nun schon einige Zeit bei Jelena - doch würde die Meistrin sie auch weiter behalten wollen, jetzt, da sie in Fanada waren? Hier hatte sie schließlich einen kompletten Haushalt und benötigte wohl keine weitere Magd...
Natürlich hatte man Arbeiten für sie gefunden - sie hatte überall mit angepackt, wo ihre Hilfe erwünscht war. Sie hatte Holz gehackt, Wasser gekocht, Wäsche gewaschen, in der Küche geholfen, Dinge aufgeräumt, gespült, aus altem Leinen Verbände gerissen...
Doch hatte sie immer sehr viel Zeit für sich und Malla gehabt - mehr, als ihr früher zur Verfügung gestanden hatte. Oft war sie im Anwesen herumgewandert, hatte den Reichtum der Heilerin bewundert, die kostbaren Einrichtungsgegenstände, die erlesenen Handelsgüter bestaunt.
Immer wieder war sie bei den Pferden gelandet. Sie wünschte sich, Jabucica und Djecak wären hier. Sie würde Jelena beknieen, den beiden eine Anstellung in ihrem Stall zu geben, würde auf ihren eigenen Lohn verzichten, damit die beiden diese Chance bekämen! Wenn sie doch nur wüsste, wie es den beiden ergangen war?! Hatten sie die Kämpfe überlebt? War Jabucica womöglich bereits vom Vater verheiratet worden, so, wie er es mit ihr vorgehabt hatte? Hatte man sie ihrer Freiheit beraubt, zu gehen, wohin sie wollte und mit den wildesten Pferden Freundschaft zu schließen? Hatte man Djecak womöglich in eine Lehrstelle gezwängt, in die er nicht passte? Gerade er - der er doch so zart und sensibel war, dessen Stärke in seinem sanften Umgang mit jedem Tier lag... Was war aus diesen beiden geworden?
Sie konnte mit niemandem darüber reden, konnte nicht nachforschen, konnte keine Nachricht schicken... und es zeriss ihr schier das Herz!
Eine einsame Träne lief Jenna über das Gesicht, während sie weiter über einen Fleck auf dem Lätzchen schrubbte, der schon gar nicht mehr zu sehen war...