Autor Thema: von Sterjak nach Brega  (Gelesen 5012 mal)

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Offline Vanion

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Re: von Sterjak nach Brega
« Antwort #15 am: 27. Sep 11, 20:29 »
"ein von Euch sehr geschätzter Ritter? Wer? Und überhaupt, was genau muss ich lernen? Außer caldrisch.." Vanion erging sich in einer Flut von Fragen. Er wollte soviel wissen, über das Rittertum, die Tugenden, den Werdegang eines Ritters... Ihm war aufgefallen, dass er zwar nun Knappe war - aber nichtmal wusste, was überhaupt die Aufgaben eines Ritters waren. Der junge Mann nahm einen Schluck aus seinem Lederschlauch. Das Wasser erfrischte ihn. Er schüttete sich gleich etwas über den Kopf, wobei er darauf achtete, Lorainne nicht nass zu machen. Eine Art Euphorie hatte ihn erfasst. Er hatte den Flößerssohn gefunden, er war bei seinem Ritter, und er hatte die Queste erfüllt. Es galt, nur noch Damian zu finden! Und was auch immer Lorainne ihm androhte, was für schlimme Szenarien seiner Ausbildung sie ihm auch beschreiben mochte - Vanion war bereit dazu. Er spürte, dass er vor Engonia die erste wirklich richtige Entscheidung seines Lebens getroffen hatte, und er freute sich gradezu auf die Konsequenzen daraus.
"LARP ist nicht ein Hobby, es sind mindestens acht oder so. Ich betreibe etwa fünf davon." RalfHüls, LarpWiki.de

Mel

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Re: von Sterjak nach Brega
« Antwort #16 am: 27. Sep 11, 20:41 »
"Vanion! Vielleicht eine Frage nach der anderen, oui? Erstmal werden wir sehen, ob Deine Queste erfüllt wurde und das kann nur Damian entscheiden, denn ich werde mir nicht anmaßen erkennen zu wollen, was die Götter beabsichtigen. Als Priester ist das eher Damians Gebiet. Außer Nordcaldrisch solltest Du prinzipiell auf Deinen Sprachgebrauch achten, zumindest, wenn Dir nicht irgendein Knecht gegenübersteht. Und die ritterlichen Tugenden- weisst Du wovon ich Rede?"

Offline Vanion

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Re: von Sterjak nach Brega
« Antwort #17 am: 28. Sep 11, 12:37 »
"Ich hoffe nur, dass Damian in Brega sein wird...oder irgendwo, Hauptsache, er ist zu finden!" Vanion schaute sich nach dem Flößerssohn um, erleichtert sah er ihn im Gespräch mit Bernhard am Boden sitzen.
"Ich habe Luka versprochen, ihn zu Damian zu bringen. Er ist wohl jetzt schon erstaunt genug, auf Euch getroffen zu sein. Ich glaube, er hat bis zuletzt ein kleines bisschen an meiner Geschichte gezweifelt." Ein wenig Stolz blitzte in Vanions Augen auf. "Nun, die Tugenden... Ein Ritter muss doch immer wie Wahrheit sagen, oder? Und.. und.." Vanion druckste ein wenig herum. "Er muss sich immer ehrenhaft verhalten! Und..Großmut zeigen gegenüber den Armen, und demütig sein muss er!" Vanion sah nochmal nach, was sein halbwissender Kopf hergab, doch vielmehr kam da nicht. "Bon, ma chevalière, je pense que j'ai eine Menge non savoir."
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Mel

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Re: von Sterjak nach Brega
« Antwort #18 am: 28. Sep 11, 14:31 »
Vanions letzter Satz liess Lorainne in schallendes Gelächter ausbrechen, was wiederum Leah aufschreckte, die umgehend anfing zu weinen.
mehr durch den bösen Blick der Amme, als von schlechtem Gewissen getrieben, nahm sie das kleine Mädchen auf den Arm und wanderte um den Baum herum, während sie sprach.
"Es gibt eine Menge Tugenden, die ein Ritter haben sollte, aber am wichtigsten ist die Mäßigung, die du in deinem Verhalten zeigen solltest. Das bedeutet, dass Du höher gestellten keine Wiederworte geben solltest, überlegt handelst und redest, ohne vor jedem zu kriechen... Ebenso ist es nicht recht, wenn ein Ritter ein prachtvolles Leben führt, während seine Leute hungern. Allerdings soll er auch seinem Stand gemäß leben."
Leah beruhigte sich ein wenig und Lorainne liess sich wieder im Schatten neben Vanion nieder.
"Mäßigen solltest Du vor allem Deine Reden, sonst endet das noch einmal sehr böse mit Dir.."

Offline Vanion

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Re: von Sterjak nach Brega
« Antwort #19 am: 28. Sep 11, 22:28 »
"Mäßigung, ja. Das ist wohl der größte Punkt von allen. Ich glaub aber, dass ich das schon schaffe. So schwer kann es doch nicht sein, die Zunge mal im Mund zu halten, denselben verschlossen und die Lippen aufeinander zu lassen. Mais ich fürchte trotzdem, que das ein steiniger Pfad sein wird; aber das ist doch oft genug gesagt nun. Darf ich fragen, was, abgesehen von dem Erlernen der Tugenden natürlich, meine Aufgaben sein werden als Euer Knappe? Ich hab recht viel mit Bauern, Knechten und dergleichen mehr verkehrt - Knappen waren selten darunter. Muss ich Eure Rüstung polieren und Euer Pferd nun striegeln? Im Kampf Euren Schild halten?"
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Mel

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Re: von Sterjak nach Brega
« Antwort #20 am: 28. Sep 11, 23:30 »
"Ich bin überzeugt, dass Du das schaffen kannst, solange Du erst denkst, bevor Du handelst oder sprichst. Mach also nicht diegleichen Fehler wie ich und mache es umgekehrt."
Manche Erinnerung an ihre eigene Knappenzeit wurde wachgerufen und Lorainne starrte geistesabwesend vor sich hin. Sie war zwar kaum erst ein halbes jahr Ritter, aber es kam ihr vor, als wäre der Ritterschlag ewigkeiten her. Und auch wenn sie es nur schwer zugeben konnte- oft fehlte ihr Simons schützende Hand und erst jetzt fiel ihr auf, wieviel Verständnis und Geduld er ihr entgegengebracht hatte.

Offline Vanion

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Re: von Sterjak nach Brega
« Antwort #21 am: 29. Sep 11, 23:44 »
"Simon fehlt euch, n'est-pas?"
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Mel

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Re: von Sterjak nach Brega
« Antwort #22 am: 30. Sep 11, 08:55 »
Obwohl sie nie einen Hehl daraus gemacht hatte, dass ihr der väterliche Freund und Vertraute fehlte, fühlte sie sich ertappt.
"Weisst Du Vanion, bei uns im Norden ist alles ein wenig anders. Die Winter sind kälter und länger, im Herbst regnet es mehr und im Frühling, wenn der Schnee schmilzt, dann ist alles voller Schlamm, so das man eher schlecht als recht reisen kann. Dadurch ist man oft sehr einsam, und die Familie spielt eine bedeutendere Rolle. Simon war meine Familie. Ich hatte so oft Heimweh, besonders, als ich noch als Antoine unterwegs war. Und vor jeder Schlacht, jedem Kampf hab ich mir fast in die Hosen gemacht, vor Angst. Aber er hat das alles ein wenig erträglicher gemacht."
Verlegen lächelte sie.
"Ritterliche Tugenden sind ein Ideal, dem Du nacheifern sollst- Simon war sehr nahe dran, er hat sie nahezu gelebt. Als kleines Kind war er schon mein Held, mein Vorbild."

Offline Vanion

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Re: von Sterjak nach Brega
« Antwort #23 am: 30. Sep 11, 14:09 »
Vanion wechselte nun zum vertraulicheren Du.
"Wenn ich dich so reden höre, wünsche ich mir, ich hätte ihn eher kennen gelernt. Aber was geschehen ist, ist geschehen, er liegt nun in Lavinias Hand. Die Frage ist, ob Sie ihn irgendwann wieder freigibt.
Aber wir sollten nach Vorne schaun, da kommt noch genug auf uns zu! Die Zeit zu trauern ist erst, wenn Simon wirklich tot ist." Auch wenn er das wohl längst ist. Vanion sprach seinen Gedanken nicht laut aus, er glaubte nicht an Simons Genesung, wollte Lorainne aber nicht weh tun. "Simon wäre eine enorme Verstärkung im Kampf um La Follye. Ohne ihn wird es schwerer." Ganz bewusst wechselte Vanion wieder zum förmlichen, sachlicheren 'Ihr'. "Mit welchen Männern wollt Ihr eigentlich von Brega dorthin aufbrechen? Wir beide allein, auch wenn wir natürlich große und tapfere Helden sind", Vanion zwinkerte Lorainne zu, "werden nicht allzuviel ausrichten können, oder?"
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Re: von Sterjak nach Brega
« Antwort #24 am: 30. Sep 11, 14:27 »
"Er wäre sicher eine Verstärkung gewesen. Zwar haben mir ein paar seiner Leute Unterstützung versprochen, aber es wäre noch nicht genug gegen Roquefort. Er weiß nämlich ganz genau, dass mich alle in LaFollye unterstützen würden, wenn ich mich dort blicken ließe, immerhin waren unsere Leute immer loyal zu meiner Familie. Aber jetzt hat er fremde Söldner angeheuert, die die Bevölkerung dort einschüchtern und ich kann nicht hin, weil ich meine Leute nicht unnötig in Gefahr bringen möchte. Ich werde mir etwas einfallen lassen, am liebsten würde ich Roquefort fordern, aber er besitzt keinerlei Ehre und ist ein unbeschreiblicher Feigling... Und wir werden nicht direkt von brega aus nach LaFollye reisen. Wenn ich MEIN Land und Lehen zurück haben will, brauche ich einen klaren Kopf und solange Simon... in diesem Zustand ist, habe ich ihn nicht."
SIe schaute versonnen auf die kleine Leah.
"Zumindest lässt er meine Leute weitestgehend in Ruhe und terrorisiert sie nicht, so lange ich das richtige Druckmittel habe. ABer lange kann ich nicht mehr warten. Umso wichtiger ist es, dass wir Jelena in Brega treffen und sie überzeugen können, Simon irgendwie zu helfen. Sonst werde ich wohl nachhelfen müssen- jedenfalls werde ich nicht zusehen, wie er dahinsiecht!"

Offline Vanion

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Re: von Sterjak nach Brega
« Antwort #25 am: 30. Sep 11, 14:31 »
"Je länger ein Mann über ein Gebiet herrscht, dass ihm nicht gehört, desto schlimmer kann es nur werden. Entweder wird er die Daumenschrauben bei Eurem Volk anziehen, das Volk muss also mehr Leid erfahren, je länger Roquefort da ist - oder, was viel schlimmer wäre: Die Leute werden irgendwann anfangen, an Ihn zu glauben und Euch zu vergessen. Es kann Jahre dauern, bis Simon genesen ist, vielleicht wird das auch nicht-" Vanion brach ab. Er hatte wieder zuviel gesagt.
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Re: von Sterjak nach Brega
« Antwort #26 am: 30. Sep 11, 14:38 »
"Wag es ja nicht weiterzusprechen oder auch nur daran zu denken!"
Die freudschaftlich vertraute Unterhaltung fand ein jähes Ende.
"Los, pack die Sachen zusammen, wir müssen weiter. WIr haben hier sowieso schon zuviel Zeit vertrödelt."
Wenn man Lorainnes Launen kannte, war es umso überraschender, dass sie nicht augenblicklich wütend über Vanions unbedachten Worte geworden war.
jetzt war sie bestimmt und die zusammengepressten Lippen verrieten grimmige Entschlossenheit, aber es fehlte jede Spur des so berüchtigten firngardischen Zorns.

Offline Vanion

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Re: von Sterjak nach Brega
« Antwort #27 am: 30. Sep 11, 14:54 »
Mit betroffener Miene sprang Vanion auf. Er wollte grade ihre und seine Satteltaschen packen, als er Lorainnes mehr von Trauer und Angst als von Zorn geprägten blick sah. Sie schien Angst vor dem endgültigen Verlust Simons zu haben - und wirkte gleichzeitig so, als ob die Pforten der Hölle selbst sie nicht davon abhalten könnten, Simon aus seinem Schlaf zu prügeln.
Vanion sah plötzlich erneut Lorainnes Gesicht vor sich - im Fackelschein, verweint, die edlen Gesichtszüge verzogen angesichts einer hilflosen Trauer. Als sei es in der gestrigen Nacht erst passiert, sah Vanion die klaffende Wunde in Simons Brust vor sich, in der sich sein Blut mit Lorainnes Tränen vermischte. Vanion hatte selbst geweint. Er hatte geweint um einen Mann, um den ersten Mann, der ihm vor allen andren Respekt erwiesen hatte. Ein Ritter, der seinen Mann gestanden hatte, immer und immer wieder, und der ihm die Hand zur Freundschaft geboten hatte.

Vanion senkte den Kopf, bis er mit der Stirn den Pferderücken berührte. Er atmete tief ein, dann drehte er sich um.
"Chevalière Lorainne, ist es mir erlaubt, noch etwas zu sagen?"
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Re: von Sterjak nach Brega
« Antwort #28 am: 30. Sep 11, 14:57 »
"Was denn noch?"

Offline Vanion

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Re: von Sterjak nach Brega
« Antwort #29 am: 30. Sep 11, 15:11 »
"Ihr habt nach dem Duell um Simon geweint. Man hielt ihn für tot. Nun klammert Ihr Euch an die Hoffnung. An den Gedanken, dass er aufstehen könnte, dass Eure Familie wieder vollständig ist. Aber Simon ist gestorben, damit Ihr, vormals Antoine, nun Chevalière Lorainne de la Follye des Joux, leben könnt. Eure Ausbildung ist abgeschlossen, Ihr seid nun ein Ritter. Glaubt Ihr, dass er, der die Tugenden so sehr hochgehalten hat, seinen Eid brechen wird? Noch als sie über seinen Körper gebeugt war, sagte Jelena doch, dass er nicht zurückkehren wolle." Vanion wurde nicht laut, im Gegenteil. Er sprach sanft zu Lorainne, vorsichtig tastete er sich voran. "Lorainne, dieser unselige Eid, den Simon schwor, hat sich erfüllt. Sein Körper mag noch funktionieren, aber seine Seele hat ihren Frieden gefunden, in Lavinias Arm."
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